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14.08.2009

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Schönste Nordsee-Idylle

Kunstmuseum auf Föhr eröffnet


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Passend zum „Weltkulturerbe Wattenmeer“ wurde jetzt auf der Nordseeisel Föhr das Museum Kunst der Westküste eröffnet. Der mehrteilige Baukomplex, der an ein friesisches Dorf erinnern soll, stammt von den Architekten Sunder-Plassmann (Kappeln, Hamburg, Berlin). Die „Neue Zürcher Zeitung“ urteilt: „Atmosphärisch dicht, stilistisch aber heterogen“.

Der Komplex mit  1.950 Quadratmetern Bruttogeschossfläche war seit 2006 in Bau. Als Bauherr trat die Gemeinde Alkersum auf. Das Museum zeigt die Sammlung von Frederic Paulsen Ferring: Unter dem Titel „Von Bergen bis Bergen“ werden Bilder von Emil Nolde, Max Beckmann und Edvard Munch ausgestellt, somit „schönste Nordsee-Idylle“ (Die Welt).

Die Architekten erläutern: „Der mehrgliedrige Baukomplex fügt Tradition und Moderne zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Das Kunstmuseum befindet sich im Zentrum des Dorfes Alkersum auf der Liegenschaft des ehemaligen ‚Grethjens Gasthof‘. Dieser war zur Jahrhundertwende Treffpunkt bedeutender Westküstenmaler wie Otto H. Engel und anderen.

Die Gestaltung der Häuser setzt sich dabei differenziert mit der Inselarchitektur auseinander, nämlich mit

  • der Epoche ‚Grethjens Gasthof‘ um 1900 in Bauteil A;
  • den spezifischen Proportionen zahlreicher – und so auch auf dem Grundstück bis 1968 vorhandener – Reetdachscheunen Alkersums in Bauteil B;
  • den Größen und Proportionen der benachbarten Häuser, welche integriert und zum Teil mitgenutzt werden in Bauteil C.

Die Architektur des Museums will nicht einen eindrucksvollen Solitärbau schaffen, sondern den ursprünglichen Ortsmittelpunkt mittels mehrerer Einzelbaukörper wiederherstellen.“


Zum Thema:

www.mkdw.de


Kommentare

5

Jörg Kempf | 17.08.2009 16:30 Uhr

Ödnis und Tristesse

Ohne das Projekt jemals gesehen zu haben und ihm so womöglich unrecht zu tun, kann ich dem ersten Beitrag in einigen Punkten jedoch nach Betrachtung der Fotos zustimmen: Neben dem eher vornehm und bürgerlich anmutenden Haupthaus wirkt das bäuerliche Reetdachhaus eigentümlich plump, groß, grobschlächtig und ganz und garnicht sensibel in den Bestand eingefügt. Neben dem fein gesprossten Erker fast wie eine Karikatur. Der Platz (die Leere) an der offenen Ecke (ist das der Eingang in der Verbindungsstelle?) ist in seiner belanglosen Schmucklosigkeit seltsam steril und abweisend, ja das ganze Haus kommt irgendwie "blind" und autistisch daher. Das Ensemble im hinteren Bereich lässt viel mehr Qualitäten und und Lässigkeit erahnen und ist bei gleicher Materialität in seiner offensichtlichen Modernität wesentlich sympathischer und einladender. Wenn es bei der Architektur wirklich um "Volksnähe" und "Gemütlichkeit" gehen soll (eine Meinung, die ich nicht teile und von der ich gerne wissen möchte, wie deren Vertreter sich die Umsetzung praktisch vorstellen), dann frage ich mich aber tatsächlich, vor welcher Fassade sich die versammelten Herrschaften ehrlicherweise lieber zu einem Bier hinsetzen würden. Ich verstehe auch nicht, wie man behaupten kann, hier stimme Form und Inhalt überein. Oder seit wann war die ländliche Kate als Ausstellungsraum gedacht? Mir scheint wie wohl meinem ersten Vorredner, dass das neue Eckhaus sich gleich in zwei Richtungen anbiedern möchte: Es ist der (über-)ambitionierte Versuch, irgendwie modern und hermetisch zu sein und dabei dennoch nostalgische Sehnsüchte nach den althergebrachten vertrauten Formen zu befriedigen. Da weiß ich nicht, mit welcher Seite ich mehr Mitleid haben soll.

4

hurz | 17.08.2009 11:11 Uhr

gelungen

...ein sehr gelungenes Projekt. Kommentar 3
hat gute und treffende Formulierungen
gefunden.

3

ein Architekt | 16.08.2009 00:49 Uhr

Was ist Zeitgeschichte?

Die ewige Diskussion über vergangene oder neue Stile und Formen führt in die Irre. Wer von uns weis eigentlich was modern und Zeitgemäß ist? Wir Architekten sollten zur Kenntnis nehmen, dass zur Zeitgeschichte auch das Bedürfnis unserer Mitmenschen zur Idylle, zur Wiederholung, zur Kopie etc. gehört. Wir sollten uns vor Augen halten, dass wir es waren die oft einer ungezügelte Fortschrittsgläubigkeit huldigten und mit einer Modernität vielerorts Ödnis und Tristess geschaffen haben. Im Interesse unseres Berufstandes sollten wir die Wünsche unserer "Bauherrn" ernster nehmen und nicht so vermessen sein unsere Zeitgenossen erziehen zu wollen.

2

geoff | 15.08.2009 10:42 Uhr

angemessen

Ein sehr schönes Gebäude, das sehr sensibel mit der Situation und der Bauaufgabe umgeht.
Die Verwendung von Reet als Deckungsmaterial führt bei materialgerechter Anwendung zu Dächern die eben so aussehen. Man muss das nicht historisierend finden, der Vergleich zum Stadtschloß in Berlin ist jedenfalls völlig daneben: Bei dem bemitleidenswerten Versuch in Berlin stimmt eben - im Gegensatz zu hier - Form und Inhalt überhaupt nicht überein.

Mehr wagen?
Manchmal muss man auch froh sein, wenn nicht überambitioniert zuviel gewagt wird - angemessen eben.

Ansonsten kommt man fast nicht umhin bei dem Kommentar von der Insel ein bischen Neid wegen Nichtberücksichtigung zu spüren. Wie kannn man das angeblich historisierende des Entwurfs kritisieren und gleichzeitig feststellen dass die Fensteraufteilung und Traufhöhe so bei den traditionellen Häusern garnicht existert?

1

InsulanerArchitekt | 14.08.2009 17:47 Uhr

So Gewünscht oder so gewollt?

Viel hat man in der Regionalpresse und auch manchmal darüber hinaus gehört. Jetzt ist ein Museum für Kunstwerke fertiggestellt, dass sich voll in seiner Architektur der ausgestellten Kunst im Stil anpasst. Es ist eine einmalige Gelegenheit, ein solches Museum auf einer kleinen Insel zu errichten. Die Lösung: alte Kunst, in vermeindlicher traditioneller Bauform. Warum wurde hier nicht mehr gewagt? Warum etwas versucht zu implementieren, was so nicht vorher war und ein falsches Bild von der Wirklichkeit zeigt?
Wir leben im 21. Jhd. und bauen Reetdachhäuser neu für eine Kunstaustellung?
Ich weiß nicht warum die Architekten hier so gearbeitet haben. Klar es gibt eine OGS, klar es gibt Gemeindevertreter, klar es gibt ein Ortsbild aber es gibt auch die Verantwortung der Gegenwart und der Zukunft gegenüber, die hier nicht erfüllt worden sind.
Idylle wollte man haben, dass hat man auch bekommen. Nur mit der Wahrheit ist es nicht weit her. -Die Traufhöhe des Reetdachhauses zu hoch, Fensteraufteilungen die so nie auf der Insel existiert haben, Reetdächer für eine Idylle. Und die Gebäude an der Straße verschleiern, dass im hinteren Teil des Grundstückes versucht wurde anders zu bauen.
Museumsbau, wenn er neu erstellt wird oder sich einem bestehenden Gebäude anfügt, sollte aus meiner Sicht sich der Zeitgeschichte anpassen und nicht schon etwas dagewesenes implizieren. Dies ist ein Rückschritt, wie beim Stadtschloß in Berlin und kein Beitrag der Zeitgeschichte. Oder würden wir heute eine Tageszeitung im Schreibstil von 1900 lesen? Ein Zeitzeugnis für nachkommende Generationen was die Gegenwartsarchitektur anbelangt ist dies nicht, eher eine Ansichtskarte aus vergangener Zeit, die wie der Sandwall in Wyk vom Mythos und Ruf des Idyll der vergangenen Tage wie vieles auf der Insel lebt.
Eine große Möglichkeit gegeben durch viel Geld und großartigen Kunstwerken eines Spenders wurden hier in das gewohnte Bild der Kleinkrämerei gepresst. Wie vieles andere zuvor auch. Stichwort: Sanierung der Promenade Sandwall
Aufs Herzlichste "InsulanerArchitekt"

 
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