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10.02.2017

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Patio und Dachlandschaft

Kulturzentrum in Palma de Mallorca


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Mallorca steht längst nicht mehr nur für Strand, Party und teure Villen. Auf der größten Insel der Balearen entsteht anspruchsvolle Architektur im Kontext: Mallorquinische Architekten realsierten in den letzten Jahren beispielsweise sehenswerte Sozialwohnungen und eine gelungene Schulerweiterung. Das neue Kulturzentrum Casal Balaguer – ein komplexes Sanierungs- und Erweiterungsprojekt im Herzen der historischen Altstadt – entwarfen Duch-Pizá Arquitectes aus Palma gemeinsam mit Flores Prats Architects aus Barcelona.

Die Architekten nahmen sich eines bestehenden Palacio an, der als dichtes Gefüge aus verschiedenen Zeitschichten beschrieben werden kann und dessen Charakteristika entlang der nun eingeschriebenen Ausstellungsroute neu erfahrbar gemacht wurden. Die kleinteilige Dachlandschaft erinnert an italienische Städte, die Wohnräume des Familienanwesens sind nach Innen zum Patio orientiert. Der älteste Teil am hinteren Ende des Grundstück geht allerdings schon auf maurische Zeiten im 14. Jahrhundert zurück. Ein erster Anbau entstand im 16. Jahrhundert, ein weiterer umschließt den größeren Innenhof seit dem 18. Jahrhundert. Diese introvertierte Struktur, aber auch das Labyrinthische der Gewölbe, Treppen und Dächer aus verschiedenen Zeiten – die im Zuge des sukzessiven Wachstums vorangegangene räumliche Strukturen scheinbar ignorierten – haben die Architekten als Grundlage für ihre Intervention genommen.

Ein Zimmer war verschlossen und vergessen, ein Dach hatte keinen Abfluss für Regenwasser, versteckte Bögen wurden freigelegt, bauliche Mängel ausgeglichen und eine aussteifende Betonkonstruktion eingezogen. Ein präzises Konzept der Tageslichtführung begleitet nun den Weg durch das Gebäude und sorgt immer wieder für überraschende Situationen. Durch die zweigeschossige Eingangshalle gelangen die Besucher über verschiedene Treppen ins Piano Nobile, das in Verbindung mit den ehemaligen Musikräumen Josep Balaguers als „Museum des Hauses“ genutzt wird. Die Stiftungen Espai de les Arts und Círculo de Bellas Artes nutzen die Ausstellungsräume unter dem Dach. Angeschlossen an die großzügige Terrassenfläche zwischen den Oberlichtern gibt es auf dem Dach nun auch einen Raum für Buchpräsentationen.

Zwanzig Jahre wurde an dem Projekt gearbeitet: Auf einen ersten Entwurf 1996 folgte 2001/02 ein zweiter. Nach der zweiten Bauetappe bis 2014 wurde das Projekt bereits auf der Biennale in Venedig vorgestellt, 2016 konnte der Bau abgeschlossen werden. Die Intervention hat die diversen Zeitfragmente zu einem Ganzen zusammengefügt – vorerst. Denn vor dem Hintergrund des reichen historischen Erbes drängt sich unweigerlich die Frage auf, wie zukünftige Besucher die komplexe Raumsequenz in den kommenden Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten erleben werden. (dd)

Fotos: Adria Goula


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Kommentare

3

Miguel | 12.02.2017 09:53 Uhr

Wiedergänger

Zeichen- und Entwurfsstil beweisen: Miralles lebt!

2

Peter | 11.02.2017 21:04 Uhr

gelungen

Sehr einfühlsam gestaltet mit Respekt für den Bestand, aber dennoch mit eigenem Charakter. Vielleicht ist doch eine lange Bearbeitunszeit gut für solch ein Projekt. Es würde mich sehr interessieren, ob die Zeichnungen auf klassische Bearbeitungsmethoden, Arbeiten am Reißbrett ohne CAD schließen lassen. Da kann man aber heute nicht wirklich sicher sein. Das Ergebnis ist sehr überzeugend.

1

auch ein | 10.02.2017 15:56 Uhr

architekt

sehr gelungene mischung !
und wirklich die zeitschichten herausgearbeitet, und das nicht verkrampft mit zu viel gebastelten gewollten details wie sonst gerne bei solchen bauvorhaben
einfach toll

 
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