Komplexe Raumerfahrung trotz kostengünstiger Ausführung: In Buffalo im US-Bundestaat New York hat das junge Büro Davidson Rafailidis ein außergewöhnliches Ateliergebäude für eine Bausumme von 180.000 Dollar realisiert. Die Architekten aus der amerikanischen Hochschulstadt Amherst bauten das dreiteilige Haus in den Garten des Wohnhauses zweier Künstler.

He, She & It vereint auf 145 Quadratmetern drei erlebnisreiche Innenräume gewissermaßen unter einem Dach: einen White Cube für Ihn, den Maler der sich viel fensterlose Wandfläche wünschte, eine nach Ahornholz duftende Werkstatt für Sie, die Keramikerin und Silberschmiedin, die zum Arbeiten sowohl einen weiten, hellen Raum als auch einen dunkleren Rückzugsort benötigt und für das Es der Ateliergemeinschaft – die Pflanzen – ein Gewächshaus bzw eine Orangerie aus Polycarbonat. Das komplexe Raumgefüge setzt sich aus diesen drei Teilen zusammen, die jeweils statisch und klimatechnisch unabhängig voneinander funktionieren. Ihnen gemein ist das wiederkehrende Pultdach, das die Ateliergemeinschaft trotz unterschiedlicher Materialien und Raumkonfigurationen formal zusammenfasst.

„Das Gebäude ist in einem Zustand kontinuierlicher Neubestimmung“, erklären die Entwerfer. Faltschiebewände ermöglichen wandelbare Konfigurationsmöglichkeiten, gleichzeitig erfüllen sie eine klimatische Funktion: Um die bauphysikalische Raffinesse ihres gerade fertiggestellten Künstlerateliers zu erklären, bemühen sich Davidson Rafailidis eines Bootsvergleichs. Während das Motorboot seine Geschwindigkeit mithilfe von Maschinen erreiche, erziele ein Segelboot dasselbe durch ein austariertes Netzwerk aus Wetter, Wind und Segelgeometrie sowie der aktiven Teilnahme des Seglers. Analog dazu werden im Gebäude wärmeisolierende Faltschiebewände vom aktiven Nutzer betätigt, um es den verschiedenen Wetterverhältnissen anzupassen und ein stabiles Raumklima aufrechtzuerhalten. (lr)

Fotos: Florian Holzherr