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26.04.2021

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Musikausbildung auf Glasbrücken

Konservatorium in Tianjin von Diller Scofidio + Renfro


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Es ist sicher nicht zuletzt dem hohen Interesse an klassischer Musik in China geschuldet, dass die in New York ansässige Juilliard School, eines der renommiertesten Konservatorien der Vereinigten Staaten, im Oktober 2020 ihre erste ausländische Dependance im nordchinesischen Tianjin eröffnet hat. Die Tianjin Juilliard School (TJS) ist ein Joint Venture aus der Juilliard School, dem Tianjin Conservatory of Music, der Tianjin Economic-Technological Development Area Administrative Commission und der Tianjin Innovative Financial Investment Company. Entworfen wurde der Neubau von Diller Scofidio + Renfro, die 2009 bereits den New Yorker Juilliard-Campus erweitert hatten. Die TJS ist nun die erste Institution für darstellende Künste in China, die einen in den USA anerkannten Masterabschluss im Bereich Musik verleiht.

Die circa 32.500 Quadratmeter große Musik- und Schauspielschule liegt am Ufer des Flusses Hai in unmittelbarer Nähe eines Bahnhofs und ist mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Peking aus in 45 Minuten zu erreichen. Neben Ausbildung und Forschung finden in dem Gebäude auch öffentliche Aufführungen statt, für die ein Konzertsaal mit 690 Plätzen, ein weiterer mit 299 Plätzen sowie ein Blackbox-Theater mit 225 Plätzen zur Verfügung stehen. Außerdem umfasst das Raumprogramm Probe-, Klassen- und Verwaltungsräume, ein Aufnahmestudio, eine Buchhandlung, ein Café sowie Ausstellungs- und Serviceflächen.

Der komplexe Baukörper ist durch vier facettierte Pavillons charakterisiert, die über das Foyer im Erdgeschoss miteinander verbunden sind. Die mit Glas überdachte Halle ist durch sechs Eingänge öffentlich zugänglich und soll Aussagen von Charles Renfro zufolge als Fortsetzung des umgebenden Parks fungieren. Um den weitläufigen Raum nicht zu unterbrechen, wurden die Bühnen der drei Aufführungsäle eine Ebene tiefer gelegt, sodass Lade-, Support-und Backstagebereiche gemeinsam genutzt werden können. Die mit hochmodernen Akustiklösungen ausgestatteten Unterrichts- und Übungsräume befinden sich allesamt auf fünf glasverkleideten Brücken, die sich im Zickzack zwischen den Pavillons spannen. So gelangt nicht nur viel Tageslicht ins Innere, sondern es gibt auch direkte Sichtbezüge zwischen öffentlichem Foyer und Ausbildungsräumen. 

Offenheit und Konnektivität standen im Mittelpunkt des Gestaltungskonzepts, das „viel von der DNA des New Yorker Juilliard Campus übernommen“ habe, wie Renfro es in seinem Statement formuliert. So will die Schule nicht nur das gemeinsame Musizieren, sondern auch den Austausch zwischen beiden Standorten fördern. Dafür steht unter anderem der sogenannte Juilliard Imagination Space bereit, ein digital vernetzter Ausstellungsraum, in dem Konzerte per Livestream übertragen werden können. (da)

Fotos: Zhang Chao



Video:


Footage by Zhang Chao, Courtesy of Diller Scofidio + Renfro (2021)

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Kommentare

4

Architecture 21 | 27.04.2021 10:01 Uhr

Architektur für Muik und Menschen

Leider etwas altbacken, die Konzertsäle.
Auch die Architektur und der Umgang mit den Saal-Volumen außen und den verbindenden Brücken scheint aus den 90igern... Schade! Eine tolle Bauaufgabe, die Musik und die Menschen genialer in eine gemeinsame Szene hätte setzen können. Das Programm wirkt architektonisch erfüllt, aber hat es sein Potential erreicht?

Ja, Leider etwas ab vom Schuss.

3

Pekingmensch | 27.04.2021 06:26 Uhr

Juilliard in Tianjin

Ja, die Juilliard-Schule ist in der Tat schoen geworden. Der Standort ist allerdings schon sehr seltsam: weit ausserhalb des (alten) Stadtzentrums in einem neuen Entwicklungsgebiet, ca. 45km entfernt von der Innenstadt. Letztlich geht es auch bei dieser prestigetraechtigen Musikschule darum, die vielen leerstehenden Immobilien drumherum zu vermarkten. Die Hochhaeuser, die man auf den Fotos im Hintergrund sieht, gehoeren zu zwei(!) verschiedenen neuen Geschaeftsvierteln, zum einem der Xiangluowan CBD (Bild 1) und zum anderen der Yujiapu Finanzdistrikt (Bild 2). Beide Viertel stehen zu grossen Teilen leer. ------ Man fragt sich dann schon, ob es nicht besser gewesen waere, die Musikschule in der attraktiven Altstadt von Tianjin anzusiedeln, die fuer Studenten und Lehrer viel einfacher zu erreichen ist und wo die Musikschule auch viel besser ins kulturelle Leben der Stadt haette ausstrahlen koennen. -------- Uebrigens: Der Binhai-Kulturkomplex von gmp, der auch die Instagram-beruehmte Bibliothek von MVRDV beinhaltet, ist ca. 1,5km nordwaerts gelegen. Die Sino-Singapore EcoCity, ein Vorzeigeprojekt der nachhaltigen Stadtentwicklung, ist ca. 12km Richtung Norden. Dort u.a. das National Maritime Museum von COX und die Singapore Friendship Library von gmp. Last but not least, das weltweit siebt-hoechste Hochhaus, der K11 Supertall Tower von SOM (vormals Chow Tai Fook Tower) ist auch in Sichtweite gelegen mit einer Hoehe von 530m. --------------------------------------------------------------------------------------------------- Wen es interessiert: In Tianjin (damals Tientsin genannt) gab es vor dem Krieg ein deutsches Kolonialviertel, von dem noch ein paar Fragmente erhalten sind. Andere Kolonialviertel in Tianjin, u.a. das fantastische italienische Viertel und die britischen, franzoesischen und japanischen Viertel sind alle recht gut erhalten, mit Kirchen, Geschaeftshausern, Bankgebaeuden und vielen Wohngebaeuden, viele davon im damals noch brandneuen modernistischen Bauhaus-Stil oder mit Art-Deco Anklaengen.

2

STPH | 26.04.2021 16:09 Uhr

Schöne Arbeit!

großartige Großplastik. Sehr spannend wie die Volumina ineinandergreifen!

1

may | 26.04.2021 15:54 Uhr

...

unnötige Ressourcenverschwendung....

 
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