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28.01.2022

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Rechenzentrum bleibt

Kompromiss für Potsdamer Garnisonkirche


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Das Rechenzentrum in Potsdam soll erhalten werden, das Kirchenschiff der Garnisonkirche wird nicht rekonstruiert. Darauf verständigte sich die Stadtverordnetenversammlung in der Brandenburgischen Landeshauptstadt vorgestern. Mit 27 Ja-Stimmen zu 20 Nein-Stimmen bei fünf Enthaltungen fiel das Votum – dem eine lange und lebhafte Debatte vorangegangen war – vergleichsweise knapp aus.

Zur Abstimmung stand ein Kompromissvorschlag, der der Öffentlichkeit bereits im Dezember präsentiert worden war. Diesen hatte die Stiftung Garnisonkirche und Vertreter*innen des Kulturzentrums Rechenzentrum unter der Verhandlungsführung von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) erarbeitet. Der Vorschlag sieht den Erhalt des Rechenzentrums aus DDR-Zeiten und die Realisierung eines „Hauses der Demokratie“ mit einem neuen Plenarsaal für die Stadtverordnetenversammlung vor. Wesentlicher Bestandteil des Beschlusses ist die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie, auf die wiederum ein „internationaler Architekturwettbewerb“ folgen soll. Damit ist die Rekonstruktion des Kirchenschiffs de facto vom Tisch. Nur der Turm des barocken Kirchengebäudes – das als Ort des preußischen Militarismus heftig umstritten ist – wird rekonstruiert. Die Bauarbeiten dafür laufen schon länger.

Bereits seit zwei Jahren lief in Potsdam ein „Vier-Phasen-Prozess“ zur Zukunft des Ensembles. Mit diesem drehte sich der Wind zugunsten des Rechenzentrums, das seit 2015 als Kunst- und Kreativzentrum dient und dessen Abriss lange Zeit unabwendbar schien. Im Sommer letzten Jahres zeichnete sich bereits ab, dass eine Mehrheit für einen Kompromiss möglich sei, bei dem das Rechenzentrum erhalten und damit der Wiederaufbau des Kirchenschiffs verunmöglicht wird. Damals legte die lokale Ortsgruppe von Architects for Future drei Gutachten vor, die belegten, dass der Erhalt des Rechenzentrums mit Brandschutz, Planungs- und Eigentumsrecht vereinbar sei. Das hatten die Abrissbefürworter*innen lange negiert.

Thematisiert wurde in der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch auch das umstrittene Projekt Media City, bei dem der Immobilienentwickler KW Development mit einem Entwurf aus dem Büro Daniel Libeskind vorpreschte. Mit breiter Mehrheit beschlossen die Abgeordneten ein Werkstattverfahren, in dem unter anderem Verkehrsanbindung, Infrastruktur und ökologische Aspekte diskutiert werden. Außerdem soll der Investor kleinere Bebauungsvarianten vorlegen. (gh)


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Kommentare

8

ixamotto | 29.01.2022 16:51 Uhr

@STHP

meistens ist es erheiternd, hin und wieder ist es erhellend, aber manchmal ist es auch einfach nur schmerzhaft, ihren grotesken gedankengängen und den absurden analogien, die dabei herauspurzeln, folgen zu müssen. herr, wirf hirn vom himmel!

7

STPH | 29.01.2022 16:06 Uhr

@6 Kein Potsdamer

Bin erst durch das wüste ideologische Getrommel auf den Reiz dieses querliegenden protestantischen Kirchenschiffs aufmerksam geworden. So ganz unhierarchisch wie vieles Protestantische.

6

Kein Potsdamer | 29.01.2022 12:33 Uhr

@STPH

Mal eben ganz geschwind die Zerstörungen des 2.WK, die Städtebauliche Politik eines totalitären Systems und das Resultat einer zähen, aber demokratischen Debatte in einen gleichstellenden Zusammenhang gebracht. Sehr lässig, aber hey, wird man ja noch sagen dürfen, oder?

5

STPH | 29.01.2022 10:13 Uhr

Denkmal dialektischer Selbstspaltung


Ein ideologischer Sieg gegen Architektur und Qualität. Ein Häusernahkampf mittels Verhinderungsbauwerk. Potsdamer Selbstzerstörung zum Dritten nach den Bomben und danach - und der Mauer.

4

Kein Potsdamer | 28.01.2022 21:43 Uhr

Bitte Abreißen

Leider bekräftigt diese Entscheidung eine Entwicklung, bei der wieder einmal die Erscheinung eines alten Gebäudes von einem geschmacklosen Neubau in nächster Nachbarschaft verschandelt wird. Reißt doch bitte den Turm ab, schnell, so lange er noch nicht fertig ist! Dann wäre der Revisionismus revidiert!
Spaß beiseite, sehr gute Nachricht aus Potsdam! Großen Respekt an alle, die sich für den Erhalt des Rechenzentrums stark gemacht haben.

3

Karl | 28.01.2022 17:42 Uhr

an Potsdamer

Ich kann Ihnen nur beipflichten. Es ist ein fauler Kompromiss und weit davon entfernt, was Architektur kann. Es ist nur das, was sich Politiker vorstellen können, die ihrer Ideologie verpflichtet sind. Was soll das werden ?
Allein ist das Rechenzentrum eine Super- Struktur. An die Kirche kommt es aber nie ran.
Der Ursprung des Konfikts ist die Hybris der SED, das Rechenzentrum (Typenbau ?) so gnadenlos über den alten Stadtgrundriss zu legen. Die Negierung der Kirche ist das Festhalten an dieser Ignoranz.

Vielleicht hätte man den Wettbewerb an den Anfang setzen sollen ?

2

Potsdamer | 28.01.2022 16:44 Uhr

"Kompromiss"

Auch hier wird wieder von einem Kompromiss gesprochen - wie es auch die Zeitungen verbreiten. Was jedoch ist ein Kompromiss? Es gibt mindestens zwei Seiten und beide bekommen nur einen Teil ihrer Forderungen umgesetzt. Nun gibt es inzwischen eine neue Wortdefinition, deren Einführung ich offenbar verpasst habe: Der Kompromiss ist hier offenbar, dass eine Seite nichts bekommt (die Garnisonkirche), eine Seite nur vermeintlich etwas bekommt und eine dritte Seite alles durchsetzt was sie wünscht - ohne das sie weiß wofür eigentlich.
Das Rechenzentrum wird, wenn es erst saniert ist, keinem Künstler mehr ein günstiges Atelier bieten können - dafür ist die Sanierung zu teuer.
Die Stadt kann mit dem Neubau nichts wollen, denn er ist viel zu weit vom Rathaus entfernt.
Die Garnisonkirche wird mit Neubau und Rechenzentrum zu einem gestalterischen Kuriosum und ist hoffentlich wenigstens für einen Lacher gut.
Auf kurz oder lang verlieren durch diese Entscheidung alle Parteien - und wir Bürger müssen es am Ende ertragen das Frankensteins Monster das Stadtbild noch lange schmücken wird.

1

Hinrich Schoppe | 28.01.2022 16:01 Uhr

Immerhin

Auch wenn der Aufwand kaum vertretbar erscheint, diesen Wahnsinn zu stoppen. Aber es hat immerhin geklappt. Zumindest halb. Das ist unter den gegebenen Umständen in dieser Stadt schon nahezu ein Wunder.
Der Dank geht an die Unermüdlichen, die in endlosen ehrenamtlichen Einsätzen die Geister bezwungen haben.
Die Geister, durchaus gutmeinende (gutmeinend ist nicht unbedingt gut...) können sich ja jetzt nebenan in der Reithalle austoben. Da ist mindestens genau soviel Friedrich, oder Wilhelm, oder beides drin. Und Barock isses auch. Wie wär´s?

 
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Das Rechenzentrum aus DDR-Zeiten (vorne im Bild) soll erhalten werden, die Rekonstruktion des Turms (rechts) wird abgeschlossen.

Das Rechenzentrum aus DDR-Zeiten (vorne im Bild) soll erhalten werden, die Rekonstruktion des Turms (rechts) wird abgeschlossen.

Seit 2015 dient das Rechenzentrum als Kunst- und Kreativzentrum.

Seit 2015 dient das Rechenzentrum als Kunst- und Kreativzentrum.

Die Aufnahme aus dem Jahr 2020 zeigt die Turmbaustelle und das Rechenzentrum von Norden.

Die Aufnahme aus dem Jahr 2020 zeigt die Turmbaustelle und das Rechenzentrum von Norden.

Das 18-teilige Glasmosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ am Rechenzentrum von Fritz Eisel (1972) steht unter Denkmalschutz.

Das 18-teilige Glasmosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ am Rechenzentrum von Fritz Eisel (1972) steht unter Denkmalschutz.


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