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28.06.2016

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Beten und Wohnen

Kirchenumbau in Köln


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„Teuer wohnen statt beten“ – lautet ein Titel in der Kölner Stadtrevue vom Oktober 2013. Der Abriss und Umbau der Kölner Christuskirche im Belgischen Viertel wurde von Kritik und Polemik begleitet. Denn eine Kirchengemeinde wurde hier zum Immobilienunternehmer. 2014 entschied sie sich, das Langschiff ihrer neogotischen Kirche abreißen zu lassen und drumherum eine Wohn- und Geschäftsanlage zu fügen. Der Kirchturm selbst blieb mit einem kleinen Gemeinderaum erhalten. 199 Menschen anstelle von 522 finden hier noch ihren Platz. Dafür sind um den gekappten Sakralbau herum 21 Mietwohnungen und zusätzliche Büros sowie Geschäfte entstanden. Die neue Christuskirche wird am 25. September 2016 in einem Festgottesdienst feierlich eingeweiht.

Die Arbeitsgemeinschaft Hollenbeck Architektur und MAIER ARCHITEKTEN (beide Köln) hat den Entwurf für Umbau und Umnutzung geliefert. Ihnen ist dabei ein spannender Zusammenstoß von einem patina-verdunkelten Sandsteinaltbau mit einem weiß verputztem Neubau gelungen. Wie eine Klammer legt sich das viergeschossige Wohn- und Geschäftsgebäude um den erhaltenen Kirchturm herum und bildet einen Innenhof. Mit leicht angewinkelten Außenwänden öffnet sich dieser Klammerhof zum Himmel, während er sich an den Flanken zum Altbau verengt.

Die Außenwände des Neubaus bilden zugleich die Innenwände des reduzierten Kirchenbaus und erwecken den Eindruck eines überdimensionierten Dachs. Auch hier, komplett weiß verputzt, kontrastieren die neuen Strukturen mit den alten Fragmenten des Chorbereichs. Den Gedanken eines Kontrasts nicht nur zwischen Bestand und Neubau, sondern auch zwischen Sakral- und Profanbau formulieren Hollenbeck und Maier über die auffällige neue Front der Kirche. Sie ist aus Cortenstahl, eine doch zu extreme und leider auch etwas abgenutzte Materialwahl bei dem sonst sehr schönen Konzept. (sj)

Fotos: Axel Hartmann



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Kommentare

7

Dr. Klaus Fritze | 23.08.2016 17:47 Uhr

Flachbau

Dieser Bau ist so unsäglich schlecht, daß einem die Augen weh tun, man gewöhnt sich auch nach Monaten nicht daran. Wenn da etwas von Skulptur stehen soll, dann manifestiert sich da ein völlig unorganischer Unkörper aus schlechtem, billig wirkenden Material. Ein urbaner Unort ist enstanden, der selbst in einem Gewerbegebiet der Kölner Peripherie belanglos wirkte und lieber niemals hätte gebaut werden sollen. Die Akustik tut ihr übriges, im sogenannten Andachtsraum, der die zweimal zerstörte Kirche ersetzten soll, wird es wohl nie ein gescheites Konzert mehr geben geschweige denn, dass dort Andacht aufkommen kann. Alles ist vermasselt und schlecht, man kann über die Verweildauer der armen Trockenwohner, die zu Wuchermieten dort eingezogen sind, nur spekulieren. Selbst die Graffiti-Künstler meiden dieses Objekt mit seinen Schrägvorlagen.
Eine Riesenchance für das wunderbare und vorher wohnliche Viertel wurde vertan, ein sozialer, kultureller und geistiger Treffpunkt mutwillig und profitgierig zerstört, statt ihn resourcensparend zu renovieren. Alles ist hässlich und auf dem flachen Geschmacksniveau einer ländlichen Kreissparkasse, sogar die Gartengestaltung à la „Bonsai Buchenwald“ an einer völlig unmotiviert aufragenden Rostwand. Dieser Innenhof spiegelt das atmosphärische und seelenleere Desaster der Bauherren in drastischer Weise. Eines ist noch bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Selbst Wildpinkler und kiffende Jugendliche meiden diesen Ort, da können sich die Architekten wenigstens einmal auf die Brust klopfen.

6

Ein Lokalpatriot | 04.07.2016 23:03 Uhr

Stadtgarten...

Warum die Architekten die zum Stadtgarten ausgerichteten Stirnseiten der Riegel als geschlossene Wand ausgebildet haben, bleibt ein absolutes Rätsel...
Der Blick wäre zumindest für ein Paar Wohnungen sehr befreiend gewesen...
Sich im "Blockinneren" gegenseitig zu bespielen ist sicherlich unterhaltsamer, aber auf die Dauer nervtötend...

5

peter | 29.06.2016 11:09 Uhr

@graus

ws sehe ich auf google? ein völlig heruntergekommenes kirchenschiff aus den frühen 50er jahren, weil das gründerzeitliche original im krieg untergegangen ist. der wiederaufbau wurde seinerzeit vermutlich in absoluter geld- und zeitnot hergestellt, in proportionen, formen und ausstattung nicht annähernd an das original heranreichend. auch dieser wiederaufbau ist zwar (wie alles) ein stück geschichte, aber da gibt es architektonisch weitaus bedeutendere kirchenbauten, die abgerissen werden.

über architektur und städtebau der neuen wohnbauten kann man streiten. interessant ist das projekt aber meines erachtens eher als konzept für den nutzungsmix. vielleicht wäre es auch interessant gewesen, statt der geschosswohnungen betreutes altenwohnen umzusetzen, da gäbe es sicher gewisse synergien mit der kirchnutzung.

4

dethomas | 28.06.2016 19:19 Uhr

kommentieren hier architekten oder studenten?

wunderschöner sakralbau!
vielleicht kann man die pfeifen der gegner zu einer schönen orgel zusammenstellen!
(ich glaube an keinen gott)

3

Kölner | 28.06.2016 17:29 Uhr

Genauso geschickt wie bezeichnend, ...

... dass die beiden Außenaufnahmen die einzige Perspektive zeigen, die nicht einfach nur furchtbar ist. Städtebaulich eines der peinlichsten Projekte für die an solchen nicht arme Stadt Köln - und die verantwortlichen Architekten sowieso.

2

peter | 28.06.2016 16:19 Uhr

gutes und interessantes konzept

soll man sich doch öffentlich aufregen. am ende entscheidet die zahl der kirchbesucher, was mit den kirchen im lande passiert. und wenn man ehrlich ist, wird man zumindest bei den beiden klassischen konfessionen kaum eine kirche finden, die noch ausgelastet ist. das kölner konzept provoziert vielleicht mach einen, ist am ende aber sehr ehrlich, genau genommen sogar noch konservativ gegen die variante des totalabrisses oder der entwidmung.

radikaler wären hingegen umwandlung in eine moschee oder (noch radikaler) gemeinsame nutzung des gotteshauses durch christliche und z.b. muslimische gemeinden. letztere lösung widerspricht vermutlich den radikalen und dogmatikern, die derartige entscheidungen treffen müssten...

1

Graus | 28.06.2016 15:35 Uhr

o Graus

Wie schrecklich!
Wir Architekten zerstören immer wieder gern mit Wollust und Schmackes unsere eigenen Städte - hier ein besonders drastisches, besonders ekliges Anschauungsprojekt dessen.
Dass DAS hier auch noch von Autorenseite her gelobt wird, verheisst nichts Gutes!

(schaut euch mal auf Google an, was da mal vorher stand.. und das im eh schon so geschundenen Köln! Shame!)

 
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