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06.01.2016

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Um 90 Grad gedreht

Kirchenumbau in Homburg/Saar


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Es ist schon ein klassisches Dilemma: Kirchengemeinden in Deutschland besitzen zu viel und zu alte Bausubstanz, während gleichzeitig Mitglieder und Finanzmittel schwinden. Im saarländischen Homburg, genauer: in dem Stadtteil Bruchhof-Sanddorf, ist eine 1000-köpfige protestantische Gemeinde mit diesem Problem konfrontiert. Ihre Kirche, ein historistischer Bau von 1928, und das dazugehörige Gemeindehaus aus den Siebzigern sind zu groß, zu teuer sind die Unterhalts- und Betriebskosten. Das Büro bayer | uhrig (Kaiserslautern) hat die Christuskirche nun in einer Arbeitsgemeinschaft mit Modersohn Freiesleben (Berlin) umgebaut und wärmesaniert.

Das Konzept ihres Umbaus ist schlicht und radikal: Der Kircheninnenraum wird verkleinert und um 90 Grad gedreht. Dafür wurden Altar und Gestühl ausgebaut, eine Bodenheizung eingebaut und die alten Mauern wurden gedämmt. Einen achteckigen Raum im Raum installierten die Architekten. Das neue, innere Volumen teilt den Kirchenbau in drei Bereiche: Den Vorraum mit Haupteingang, den Gemeinderaum, der nun an der ehemaligen Stelle des Altars platziert ist, und der liturgische Raum für die Gottesdienste, dessen bestehende Empore um eine weitere ergänzt wurde.

Mit dem begrenzten Gesamtbudget von 300.000 Euro wählten die Architekten simple aber charakteristische Materialien: Die eingefügte Konstruktion besteht aus einfachen Holzständerwänden und Balkendecken. Eine weiß gewachste Brettschalung, mal sägerauh belassen und mal gehobelt, verkleidet Brüstungen, Wände und Decken.

Edle Details kontrastieren mit der Einfachheit des Holzes: Bronzene Türklinken und -stangen sowie schlanke Stahlfenster nach Entwürfen von David Chipperfield fügen die Architekten dem Bau als vereinzelte Zutaten hinzu. In dieser Mixtur aus rustikal und edel findet schließlich auch das alte Kircheninventar wieder Platz: Den originalen Taufstein und die alte Liedtafel haben die Architekten wieder in den neuen Saal integriert. (sj)

Fotos: Michael Heinrich, Sven Paustian


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Kommentare

3

joscic | 08.01.2016 09:56 Uhr

schlicht und gut

Kritiker's Kritik finde ich Krittelei. Es ist doch gar nicht schlimm, "einfache" Produkte zu Verwenden, die auch in jedem Baumarkt zu bekommen sind, im Gegenteil, darin liegt vielmehr gerade die Qualität. Mir gefällt auch, daß der Innenraum länglich gegen die oktogonale Außenform gebürstet ist.

Noch schöner hätte ich es gefunden wenn man, wie die Orgel, auch die alten Kirchbänke angepaßt und wieder verwendet hätte statt der Bestuhlung "aus dem einfachen Architekturprogramm".

2

Kritiker | 07.01.2016 10:44 Uhr

Fotos oder Renderings?

Für mich sehen die Bilder aus wie schlechte Renderings aus einem einfachen Architekturprogramm.
Textur Fliesen angeklickt, Textur Bretterverschalung, Objekt Fenster eingesetzt, Standarddoppeltüre mit Glasausschnitt, Türgriffe Material Messing...
Lieber in einer alten zu großen Kirche frieren, als in diesem virtuellen 3D-Modell zu sein.

1

peter | 06.01.2016 22:44 Uhr

90 grad

interessant und sauber detailliert, kostengünstig gebaut, von daher erstmal alles gut... und viel frischer und klarer als der vorgängerzustand allemal.

dennoch ist es mir irgendwie zu wild - improvisierte bretteroptik im neohistorisierenden bau, das wilde fugenspiel der bretter im kirchenraum, der kontrast alt-neu, der irgendwie da ist und irgendwie nicht, der wilde fliesenboden

ich glaube, es hätte die bretter hier nicht gebraucht - auch wenn das material an sich sehr schön ist. aber vielleicht wäre bei den ganzen spolien, relikten, bestandsmöbeln, der komplexen raumgeometrie ein glatter weißer innenraum (gipskarton, sorry...) statt der bretter doch die passendere lösung gewesen.

 
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