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14.12.2016

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Untypisch sakral in Pliezhausen

Kirchenbau von ackermann+raff


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Es gibt eine Art Zeichenlehre der Architektur. Eine Kirche etwa hat ihren Turm. Mit diesem Merkmal wird das Gebäude sofort verständlich. Selbst Abweichler wie der Brutalist Werner Düttmann oder der Expressionist Gottfried Böhm haben sich an diese historisch gewachsene Semiotik gehalten, wenn sie einen Sakralbau entworfen haben. Die Architekten von ackermann+raff (Tübingen) hingegen entfernen sich mit ihrem Bau einer Neuapostolische Kirche in Pliezhausen weit vom klassischen Typus.

Ihr Gebäude am Rande eines Grünzugs der 10.000-Einwohner-Gemeinde in Baden-Württemberg ist eine abstrakte Betonskulptur: zwei aneinander gefügte, gekappte Quader. Mit einem geschlossenen Riegel zeigt sich der Bau wehrhaft zur Straße. Erst in den abgewandten Ansichten wird das Kirchenschiff mit seinem leicht geneigten Dach und den vielen quadratischen Fensteröffnungen sichtbar.

Trotz fehlendem Turm haben ackermann+raff einige Erkennungsmerkmale in ihren Entwurf integriert, die die sakrale Funktion des Baus aufzeigen. Die dicken Außenwände aus Leichtbeton und porösen Sichtbeton etwa – Letzteren reicherten sie derart mit braunen Pigmenten an, dass er dem Aussehen des örtlichen Tuffsteins entspricht – erwecken den archaischen Eindruck eines massiven Mauerwerks, wie es bei historischen Kirchen häufig zu beobachten ist. Die Fensterlaibungen sind besonders tief. Zudem weisen eine repräsentative Treppenanlage und die eingerückte Positionierung des Baus auf eine gewisse Besonderheit des Gebäudes hin.

Innen wie außen spielen die Architekten mit Brüchen und Kontrasten. Bereits die riegelartige Schauseite wird auf der oberen Ebene überraschend von einem raumhohen Fensterband durchschnitten. Die quadratischen Fenster sind verspielt in der massiven Seitenwand verteilt, die Zugänge an Front und Seite sind scharf in die geschlossenen Betonwände geschnitten. Innen setzen sich die warmen Töne des massiven Eichenholzes an Altar, Bänken, Fenstern und Boden von dem ansonst dominierenden Leichtbeton ab. Trotz des ästhetischen Konzepts der Brüche und Kontraste bleibt der Innenraum sanft, insbesondere die abgetreppte Decke mit ihrer subtilen Beleuchtung macht dann doch wieder klar, worum es bei diesem Bau geht: um einen sakralen Raum. (sj)

Fotos: Marcus Ebener


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Kommentare

2

Pekingmensch | 15.12.2016 04:39 Uhr

Beton

Ich bin sonst kein grosser Fan von Sichtbeton, aber in diesem Fall scheint es wirklich gut zu funktionieren.

1

lollo | 14.12.2016 19:14 Uhr

wunderschön!

Hut ab..........!!!

 
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