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05.03.2025
Glaube zwischen Straße und Trasse
Kirchenbau in Pforzheim von Bez + Kock
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gonzo | 07.03.2025 16:59 Uhrkeiner merkt ...
... wie schön dieses riesige Messingkreuz da schwebt. Stattdessen lassen sich alle von den fiesen Photoshop-Skills der Fotografin ablenken. Das Ding sieht gut aus in echt, schade, dass man das hier nicht merkt.
6
Also | 06.03.2025 11:51 Uhrdie
Kirche als weißer entmaterialisierter Raum ohne Schmuck ist ja ein fester Bestandteil der christlichen Architekturtradition - das gibts in vielen Spielarten von Calvinisten zu Protestanten und hat tiefe Wurzeln. Da gibt es Rund um die Welt fantastische Architekturbeispiele. Man denke nur an Tadao Andos Kirche des Lichts (auch ein protestantischer Kirchenbau).
Also hier sich über "fehlende Farbe" oder "Antiseptik" zu beschweren ist ziemlich ignorant und oberflächlich. Es ist halt nicht alles Katholizismus und prunkvolle Formrhetorik und Bildersprache.
Ich bin jetzt kein Christ, finde aber, dass man den baulichen Ausdruck dieser "schmucklosen" Tradition nachvollziehen kann und sollte. Und das ist hier ja doch auch ganz gut gelungen, auch wenn mir - ebenfalls - dieser ausgewaschene Gonzales Photoshop Nonsens gegen den Stricht geht. Das braucht dieses Gebäude wirklich nicht.
5
Ressourcenverbraucher | 06.03.2025 09:35 UhrSchonender Umgang
Vor dem Hintergrund bereit akut bestehender und zu erwartender massiver Leerstände bei Bestandskirchen (vermutlich auch in Pforzheim) ist es einfach völlig unverständlich, dass hier im Gewerbegebiet weiter fleißig neu gebaut wird. Der Abriss der Bestandskirche, im Nebensatz, ist da nur das i-Tüpfelchen.
Wie ärgerlich ungleichzeitlich hier gehandelt wird- wenn in wenigen Jahren dann fast sämtliche erhaltenswerte und denkmalgeschütze Kirchenbauten leerstehen, werden wir uns bitter ärgern in dieser Spätphase sogar noch schulterklopfend zugebaut zu haben. Das Projekt ist aus diesem entscheidenden Aspekt heraus im allerbestem Sinne nicht nachhaltig. Es rettet vielleicht, dass es formal auch überhaupt nicht aussieht wie ein Gotteshaus.
Was vielleicht später hift: Da es aber eine decorated Shed handelt, kann man die "Shed" vom Dekor befreit dann auch ganz klasisch im Gewerbegebiet als Gewerbe umnutzen. Als Showroom bsp.
Die Frage also mal ganz ab von der unkirchlichen Antiseptik, die vielleicht/hoffentlich mit irgendeinem Neuapostolischen Paradigma zu tun haben könnte und somit weniger mit dem Atmosphären Bestreben der Planenden. Die haben vermutlich eher dienstgeleistet.
Es ist so schade drum, weil das Projekt an einem anderen Standort als Herz Stadtteilzentrum oder als Volkshochschule sicher auch formalästhetisch gut geeignet wäre. Die Details und Ideen sind sehr rechtschaffend, klassisch süd-west-deutsch und teilweilse besonders gelöst. Das Haus an sich ist dann wirklich gut und fein.
2
stullemitbrot | 05.03.2025 18:13 UhrGemeindeleben
Sei es weiß, sei es hellgrau. Ich frage mich einmal mehr (ist ja nicht die erste neue Kirche mit "entsättigter Materialpalette"), wie in solchen Räumen Gemeindeleben entstehen kann.
Kann sich hier jemand ein Krippenspiel vorstellen? Die Ergebnisse des letzten Gemeindefestes an die Wand gepinnt? Eine Ausstellung des Aquarellkurses der lokalen Volkshochschule?
Kontemplation ist wundervoll, aber der christliche Glaube lebt auch von der Gemeinschaft, die sich ausleben möchte.
1
peter | 05.03.2025 16:29 Uhrein haus und seine fotos
ein sehr schönes, gut durchdetailliertes und umgesetztes bauwerk.
aber die fotos!
leider schafft es frau gonzales hier einmal mehr, die (in der wirklichkeit durchaus vorhandene) farbigkeit der oberflächen durch ihre hellgrau-vernebelte brille zu fotografieren bzw. per bildbearbeitung zu eliminieren.
die architekten scheinen das zu mögen, sonst würden sie frau gonzales nicht immer wieder mit der dokumentation beauftragen.
aber warum? ist ihnen die farbigkeit von holz, metall, glas und stampflehm etwa peinlich? warum plant man das dann so und führt es so aus?
wenn man licht und schatten, also den raum, dokumentieren möchte, bitte lieber gute schwarzweißfotos anfertigen lassen, die von vornherein als "falschfarbig" zu erkennen sind.

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DWS, Stuttgart | 10.03.2025 15:20 UhrKirche ist etwas Besonderes
Religiöse Transzendenz kann durchaus Askese fordern. Diese ist weniger "antiseptisch" als antiemotional, will sich nämlich von oberflächlichen Gefühlswelten lösen, um die Gedanken (rational) zu ordnen. Abstraktion vom Alltäglichen (vom Überfluss an farblichen und formalen Reizen) soll die Beschäftigung mit dem Wesentlichen, den übergeordneten Daseinsfragen ermöglichen. Der Kirchenraum soll nach der Aufklärung gerade nicht das pralle Leben und übertriebene Gefühligkeit abbilden, wie im katholischen Barock, überladen mit seinem farbigen und skulpturalen Prunk. Vielmehr ist seine Aufgabe, die geistige Auseinandersetzung mit dem weltlichen Geschehenen zu fördern. Das macht der Raum von Bez + Koch. Und es ist die eigentlich Stärke der Religion, die ihr eine ihrer Daseinsberechtigungen gibt. Es ist nicht die Freude am schönen Schein im hässlichen Leben, nicht die Ehrfurcht vor Gloria in excelsis Deo, wenn ruhmlose Kriege, schäbige Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten die Lebenswirklichkeit durchdringen. Pompöse Lust am barocken Dekorieren ging nota bene einher mit den grausamsten Bestialitäten in diversen Religionskriegen, etwa dem Dreißigjährigen Krieg. Kirche und ihre Architektur muss etwas anderes bleiben als alltägliche Normalität: Sie ist kein Museum, kein Kindergarten, keine Volkshochschule. "Gemeindeleben" gehört in den Gemeindesaal, "Kontemplation" in den Andachtsraum.