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21.10.2020

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Ziegel trifft auf Metall

Kino und Museum von Antonio Virga in Südfrankreich


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Schon einmal hat Antonio Virga im südfranzösischen Cahors gebaut, vor drei Jahren, als das Pariser Büro eine massive Jugendherberge nur einen Steinwurf entfernt von der berühmten Pont Valentré realisierte. Etwa einen Kilometer weiter westlich, auf der gegenüberliegenden Seite der vom Lot in einer Schleife umflossenen Altstadt, hat Virga nun abermals ins Stadtbild eingegriffen. Le Grand Palais heißt der Bau, in dem ein Kino mit sieben Sälen und Platz für 1.051 Zuschauer*innen und, in der obersten Etage, das städtische Widerstandsmuseum untergebracht sind. Vergangenen Dezember wurde das Gebäude fertiggestellt.

Das von der Stadt und der Société Cadurcienne d’Exploitation Cinématographique in Auftrag gegebene Ensemble ist Teil einer größeren Umstrukturierung in deren Zuge der Place Bessières, ein früheres Militärgelände im Norden der Altstadt, fußgängerfreundlich umgestaltet wurde. 8.500 Quadratmeter umfasst das Areal, das bislang als Parkplatz diente, begrenzt von einer Polizeistation, einem Sportkomplex und dem Kongresszentrum Espace Clément Marot. Der Neubau seinerseits sollte die Symmetrie der bestehenden Kasernenanlage wiederherstellen, indem es den Platz des Ostflügels einnimmt, der 1943 bei einem Brand zerstört wurde.

Die Architekt*innen nahmen dabei Bezug auf die Tradition der großen Militärkomplexe und öffentlichen Einrichtungen des 19. Jahrhunderts, deren Gebäude und Außenräume einer strengen Ordnung und Nivellierung unterlagen. Und so folgt das Projekt dieser strengen Logik, schließlich gelten die beiden noch bestehenden Kasernenflügel in Cahors als Wahrzeichen. Aber „auf der Suche nach einer zeitgenössischen Ästhetik geht die Architektur des Kinos über die vom Auftraggeber gewünschte Rekonstruktion der Morphologie der ehemaligen Kaserne hinaus“, so Antonio Virga.

Der 8,6 Millionen teure Neubau mit einer Fläche von 3.653 Quadratmetern gliedert sich in zwei Volumen: eines aus Ziegelstein, das andere aus perforiertem Aluminiumblech, pulverbeschichtet in Gold. Basis ist eine Konstruktion aus Stahlbeton. Das Ziegelvolumen, das Bezug nimmt auf die Gebäude der ehemaligen Kaserne, soll als Neuinterpretation des Bestands fungieren, eine Verbindung zur Geschichte der Stadt herstellen. Durchlässig wird der monolithische Bau mittels traditionell islamischer Gitterstrukturen, sogenannte Moucharabieh. Dieser Wechsel von Festkörpern und Hohlräumen folgt einer funktionalen Logik. Tagsüber erweckt die perforierte Fassade die Innenräume mit einem Licht- und Schattenspiel zum Leben, nachts erzeugt sie kleine Lichtblitze.

Das Programm setzt sich im goldenen Volumen fort, nur der visuelle Kontrast erzeugt den Eindruck zweier Gebäude, eines historisch, eines modern. Anders als bei der Jugendherberge, 15 Gehminuten entfernt, sollen diesmal Materialien und Farben, das geneigte Dach, Backstein als Material – an Fassade und Dach – und die Verwendung von Lehmziegeln weithin sichtbar an die lokalen Bautraditionen anknüpfen. (kat)

Fotos: Luc Boegly, Pierre Lasvenes


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Kommentare

11

eine alte tiffy | 24.10.2020 08:53 Uhr

hat vom feeling her wenig gefühl


huuuh is mir schwindelig...erstmal an der fassade entlangtasten, huch, was´n hier drin? n´kino? alles so glatt konform hier, so übergestülpt, hicks! ...wollte den platz sch...sch..scho...schon wieder verlassssss´n, in die stadt ins kino gehhhn....

außen
einfügend, ergänzend, dennoch nicht nach außen sprechend, spricht nicht mit, stellt sich stumm. ein baustein für den platz, flanke schließend, warum das metal, das gold? die uniformität des platzes hätte auch einen sprechenden vertragen...

innen das foyer:
so hell, kein bezug nach draußen: ok, kino findet für die meisten eher am abend statt. warum so aber so tag-hell? warum so vehement nicht nach außen? ...die kinowelten entstehen hier an dem wunderbaren blauen saalzugängen. den kontrast verstehe ich nicht: ist doch das gebäude der zugang in die filmwelt, der platz leistet doch schon die arbeit des foyers, müsste das foyer nicht vermittler sein, einen weichen übergang geben, deffus?

um mal einen - hicks! hinkenden vergleich hinzuzuziehen: die puffige foyeratmosphäre des baseler stadtcasinos von hdm (baunetz 5.08.2020) schafft dieses als katalysator sehr treffend, fast schon bieder vertraut, steigt ganz sanft in die gefühlswelt ein...


10

eine alte tiffy | 24.10.2020 08:08 Uhr

likoerchen platz

...also ich schließe mich @8 an...

9

auch ein | 23.10.2020 08:56 Uhr

architekt

kolumba meets stadtmuseum rapperswil.
aber schönere übergänge haben sie hinbekommen!

8

Lars K | 22.10.2020 11:38 Uhr

Anschluss

Auf der Suche nach Anschluss schließe ich mich #4 und #7 an, die mit ihren Beiträgen wesentlich zur Architekturdebatte beigetragen haben. Danke an die Redaktion für die Veröffentlichung.

Und ich fordere eine trinkhalle auf dem Vorplatz, an der man in 1,5-Meter-Abstand gemeinsam einen heben könnte.

7

eine junge | 22.10.2020 10:33 Uhr

architektin

ich schließe mich herrn horst #3 an.

6

STPH | 22.10.2020 08:07 Uhr

Moderne als eins werden mit der Umgebung


, ein Zustand der Hypnose

Hier verschafft dieses Objekt diesen Zugang und verändert so die Wahrnehmung des Ortes. Das dieses nebenbei ein Kino ist, also ein Ausgang aus der schönen aber doch etwas langweiligen Realen Umgebung, ist bezeichnend.

Es übt insgesamt einen Sog aus architektonisch und inhaltlich.

5

claus | 22.10.2020 00:50 Uhr

lichtblick

tolles ding, noch schöner als das kino in der auvergne vor ein paar monaten auf baunetz. gerade in zeiten, in denen das versammeln im nichtdigeitalen wieder eingeschränkt wird ein lichtblick...

4

genau Der | 21.10.2020 17:34 Uhr

fabelhaft

schließe mich #2 an. Großes Kino!

3

auch ein | 21.10.2020 16:53 Uhr

Horst

Klar und deutlich in Ausführung und Detail, aber auch im Städtebaulichen Kontext. Ein feines Projekt mit viel Gespür umgesetzt. Richtig gut!

Einziger Kritikpunkt: Der Vorplatz hat immer noch die Dimensionen des alten Parkplatzes und wirkt damit etwas zu groß und verloren. Etwas mehr "kleinteilige" Dimensionen hätten hier gut getan.

2

reto | 21.10.2020 15:52 Uhr

J'aime cela!

Boah, was für ein schönes Projekt! Ich hatte es schon auf anderen Portalen gesehen und zuerst für eine visualisierte Planung gehalten. Die Außenform, der Städtebau, die Farben, die Materialien, die Öffnungen, der Innenraum, das Gold, das Nachtblau, die Typografie - ALLES!!! Für mich einfach wunderschön.

1

Jlknz | 21.10.2020 15:34 Uhr

Zumthor

Kolumba Museum in Köln lässt grüßen!
Trotzdem schön.

 
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