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04.10.2018

Happy End in Galway

Kino-Monolith von dePaor architects


Vor drei Jahren schien das damals fast fertiggestellte Pálás-Kino im westirischen Galway noch eher wie ein Versprechen: Ein hochaufragender Neubau aus Sichtbeton mit immerhin drei Sälen, wie sollte das angesichts der Konkurrenz von Netflix & Co. mit einem ambitionierten Programmangebot ökonomisch überhaupt möglich sein? Folgerichtig blieben die Fenster damals noch dunkel und der Blick in die Innenräume versperrt. Man durfte sich allein an der konsequenten Fassade erfreuen, in die dePaor architects (Greystones) mehrfach den Namen des Kinos eingelassen hatten. Eröffnet wurde das Kino dann tatsächlich erst in diesem Frühjahr, dafür aber nun mit Popcorn-Maschine und allem Drum und Dran.

Was nach mühsamen letzten Metern klingt, war jedoch nur ein kurzer Augenblick innerhalb einer viel längeren Saga. Das Projekt geht nämlich auf das Jahr 2004 zurück, als die Produzentin Lelia Doolan die Idee für das Projekt hatte. Doolan war einst Vorsitzende des Irish Film Board und Initiatorin des Galway Fleadh Filmfestivals. Die Hafenstadt gilt heute als ein Zentrum der irischen Filmwirtschaft, was auch in der Auszeichnung als UNESCO City of Film zum Ausdruck kommt. Trotz einer ersten Euphorie kam das Projekt nach dem Baubeginn 2009 allerdings nur langsam voran. Und stetig steigenden Kosten, Bauschäden und schließlich im letzten Herbst der Pleite der ursprünglichen Trägergruppe um Doolan ließen das Projekt bis zuletzt auf der Kippe stehen. Gerettet wurde es schließlich von der Stadt Galway selbst, die das Gebäude nun unterhält und verpachtet.

Das alles ist aber inzwischen vergessen, und auch im Stadtraum zeigt sich dies deutlich: Wird es dunkel in Galway, beginnen nämlich die tief geprägten Buchstaben suggestiv zu leuchten. Und auch die Betonflächen sind dank der noch von Doolan gestifteten bunten Fenster des Künstlers und Architekten Patrick Scott abwechslungsreich strukturiert. Neben den beiden oberirdischen Studios und dem großen Saal im Untergeschoss gib es in dem Gebäude auch eine Bar und ein Café. Letzteres öffnet sich auf einem Sockel zur Straße, so dass sich das monolithische Gebäude auf Augenhöhe zugänglicher zeigt. Als Teil der Anlage wurde auch ein altes Haus integriert, das nun als Entrée dient.

Die Ästhetik im Inneren des Kinos ist dabei so kompromisslos, wie es das Äußere verheißt. Über zerklüftete Treppenräume steigt man zu den Sälen empor, als sei das Kino aus einem Felsblock gehauen. Dazu passen die stählernen Treppeneinbauten, die man so auch in einem alten Bergwerk finden könnte. Alle Oberflächen wurden in diesem Sinne bis hin zu offen verlegten Leitungen weitgehend unbehandelt belassen. Im Kontrast hierzu sind die Säle dafür aber dann mit ihren Decken aus roten Stoffbahnen geradezu gemütlich gestaltet, und darauf kommt es schließlich an: Happy End in Galway. (sb)

Fotos: Ed Reeve, Peter Maybury, David Grandgorge, Eric Pearce


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