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07.11.2019
Japanischer Holzbalkon
Kindertagesstätte in Bad Reichenhall von härtner ito
Der Neubau der Kindertagesstätte nahe der österreichischen Grenze in Bad Reichenhall von härtner ito architekten (Stuttgart) arbeitet mit einem Element traditioneller japanischer Wohnhäuser: Der „Engawa“ genannte Holzbalkon stellt in der Baukultur Japans die Zwischenzone von Innen- und Außenraum dar.
Dieser Balkon wurde als umlaufender Umgang um das zweigeschossige Gebäude der Kindertagesstätte aus Beton herumgeführt und dient als überdachte Spielfläche, als Verschattungselement und als Fluchtbalkon. Da die Innenräume somit keine direkte Sonneneinstrahlung erhalten, konnte auf einen weiteren außenliegenden Sonnenschutz verzichtet werden; auch gestalterisch war der gefilterte, „zartere“ Lichteinfall gewünscht. Der Umlauf bietet allerdings noch weitere Freiheiten: Da er an zwei Treppentürme angeschlossen ist, die als Fluchttreppen – und gleichzeitig als Spieltürme – fungieren, sind die beiden notwendigen Rettungswege bereits gegeben, und die offene Treppe im Innenraum konnte wesentlich freier gestaltet werden.
Insgesamt umfasst das Gebäude, das im September 2019 in Betrieb genommen wurde und von 124 Kindern genutzt wird, eine Bruttogrundfläche von 1.200 Quadratmetern. Die Krippe befindet sich im Erdgeschoss. Auf gleicher Ebene, direkt neben dem Eingangsbereich, befindet sich noch ein Mehrzweckraum, der als zentraler Raum verschiedene Nutzungsmöglichkeiten für Krippenkinder unter drei Jahren und die älteren Kindergartenkinder, deren Räume im Obergeschoss untergebracht sind, bieten soll.
Die Aufenthaltsräume sind jeweils auf der Südseite positioniert und direkt an den Garten angebunden, während sich die Verwaltungsräume und Nebenflächen auf der Nordseite befinden. Zwischen beiden Seiten befinden sich Spielflure, durch Dachoberlichter fällt im Obergeschoss hier zusätzliches Tageslicht ein. Die Geschossdecke und das Dach bestehen aus Betonhalbfertigteilen und für das Flachdach sind eine extensive Dachbegrünung und PV-Anlagen geplant.
Die für den Bau verwendeten Materialien wie die sägeraue Lärchenschalung des Umgangs wurden möglichst naturbelassen, damit die Kinder den Veränderungsprozess der natürlichen Materialien wahrnehmen können. Außerdem sollte die Oberfläche gleichmäßig vergrauen. Gleichzeitig, so das Architekturbüro, minimiere die Verwendung natürlicher Holzoberflächen im Vergleich zu beschichtetem Material den Bauunterhalt. Anders als es häufig bei Bauten für Kinder der Fall ist, sollte das Gebäude farblich neutral und zurückhaltend wirken, da die „Kinder die Farben ins Haus bringen“ sollen. (kh)
Fotos: Simon Sommer
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Der Neubau ist mit einer Lärchenholzschalung verkleidet.

Ein überdachter Umgang dient als Zwischenzone zwischen Innen- und Außenraum.

Die zurückgesetzten und verschatteten Fassaden benötigen keinen weiteren Sonnenschutz.
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