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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Kindertagesstaette_des_Bundestags_in_Berlin_eingeweiht_5531.html

21.07.1999

„Unser kleines Kaschperltheater“

Kindertagesstätte des Bundestags in Berlin eingeweiht


Am 21. Juli 1999 wurde im Berliner Bezirk Tiergarten die neue Betriebs-Kindertagesstätte für den Nachwuchs der Mitarbeiter des Deutschen Bundestages eingeweiht. Das für zehn Millionen Mark errichtete Bauwerk liegt im Spreebogen unmittelbar neben dem „Paul-Löbe-Haus“, dem ehemals als „Alsenviertel“ bezeichneten Verwaltungstrakt des Bundestags, der derzeit nach Plänen von Stefan Braunfels entsteht.
Der Kindergarten wurde von dem Wiener Architekten Gustav Peichl und seinem Partner Rudolf Weber entworfen und von der Bundesbaugesellschaft Berlin als Bauherrenvertreterin betreut. Peichl hatte sich in einem im September 1997 entschiedenen Wettbewerb gegen Günter Behnisch und das Büro Dietz Joppien (2. und 3. Preis) durchsetzen können.
Die neue Kindertagesstätte für 176 Kinder besteht grundsätzlich aus einem eingeschossigen Bau, der sich zu mehreren Flügeln auffächert. Über dem Erdgeschoß befindet sich über fast die gesamte Ausdehnung des Baus ein begeh- und bespielbares Gründach. Dieses wird durch dreieckige Treppenhausaufbauten sowie durch zwei sich leicht durchdringende, kuppelartige Volumina mit einer silbernen Blechverkleidung akzentuiert. Die Form dieser Kuppeln regte bereits eine für ihre kritische Berichterstattung bekannte überregionale Frankfurter Qualitätszeitung zu der Wortprägung „Tittengarten“ als angebliche Volksmund-Bezeichnung für die Kita an.
Architekt Gustav Peichl gab anläßlich der feierlichen Schlüsselübergabe seiner Hoffnung Ausdruck, daß der Bundeskanzler dereinst von seinem Dienstzimmer im nahen Kanzleramt den Blickkontakt zu „unserem kleinen Kaschperltheater“ suchen möge, womit er ebenfalls die neue Kita meinte. Einige an der Feier teilnehmende Architekturkritiker meinten daraufhin, daß dieser durch den Architekten selbst vorgenommenen Bewertung des Baus aus ihrer Sicht nichts hinzuzufügen sei.
Wie mehrfach gemeldet, war die neue Kita von Anfang an lokalpolitisch umstritten, weil nach Meinung der Bezirksverwaltungen Mitte und Tiergarten ausreichend „reguläre“ Kindergartenplätze in der Umgebung bestünden. Man befürchtete eine Elite-Betreuung für Bundestagskinder unter Ausblendung der sozialen Realität in Berlin. Aus diesem Grund hat die Baukommission des Bundestages jetzt zugesagt, die Kita auch für Kinder von Nicht-Bundestagsangehörigen zu öffnen, „sofern nicht alle Plätze belegt sind“.
Foto: Bundesbaugesellschaft Berlin / Wolfgang Scholvien

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Zu den Baunetz Architekt*innen:

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