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03.12.2020

Weinkiste unterm Betonhimmel

Kellereierweiterung und Umbau von Markus Scherer in Südtirol


Gut Ding will Weile haben. Das gilt nicht nur für guten Wein, sondern manchmal auch für die Architektur. Seit 2006 arbeitete der Architekt Markus Scherer (Meran) an Umbau, Sanierung und Erweiterung der Kellerei Nals Margreid in Südtirol – nach 13 Jahren konnte das Projekt im letzten Jahr abgeschlossen werden.

Die Kellerei gibt es in ihrer heutigen Form seit 1932. Auf 160 Hektar Rebfläche um die Gemeinde Nals bauen 140 Weinbauern und -bäuerinnen die Trauben für eine Vielzahl von Weinen an. Das zentrale Kellereigebäude im Ort allerdings war „im Laufe der Jahre zu einem zufällig aneinandergefügten Gebäudeagglomerat gewachsen“, erinnert sich Markus Scherer. Sein erster Auftrag war es, einen neuen Kelterturm und ein Weinlager an dieses Agglomerat anzufügen – allerdings bereits mit der Idee im Hinterkopf, das gesamte Ensemble schrittweise zu sanieren, alle technischen Anlagen und Räume zu modernisieren sowie die Produktionsabläufe wie den Kundenbetrieb und -empfang neu zu gestalten. Gleichzeitig mussten die Produktionskapazitäten erhöht und dafür vor allem die vorhandenen Keller erweitert werden.

Der wichtigste Baustein in diesem komplexen Auftrag ist das neue Kopfgebäude an der nordöstlichen Ecke des Firmengeländes, es wurde 2011 fertig. Hier findet die Anlieferung und Einkellerung der Trauben statt, direkt am Kelterturm und über einem neuen Keller, der die bestehenden Keller miteinander verbindet. Des Weiteren wurde neben der Auffahrt ein neuer Barriquekeller errichtet, der durch große Fensterscheiben einsehbar ist und den Durchgang zum Innenhof attraktiv gestaltet. Über dem Kopfbau liegt eine weit auskragende Dachplatte, sie überspannt auch eine kleine Besucherterrasse, von der sich der Blick weit übers Tal und die Weinberge öffnet.

Die Neubauten sind aus braunrötlich eingefärbtem Beton errichtet, die Farbe bezieht sich auf die schroffen Porphyrfelswänden der Berge ringsum. „Die Faltungen an der Unterseite der Dachplatte“, sagt Scherer, „folgen den statischen Kräftelinien und ergeben wie bei einem Origami eine versteifte Fläche.“ Die Linien führen, einem Blattwerk ähnlich, zu den beiden großen dunklen Stützen, auf denen das Dach liegt. Der Barriquekeller ist hingegen wie eine überdimensionierte Weinkiste unter das Dach geschoben. Er ist innen und außen mit Eichenholz verkleidet – passend zu den darin lagernden Eichenfässern.

Der zweite Bauabschnitt, der bis 2019 fertiggestellt wurde, führt die mit dem Kopfbau begonnene Neuorganisation der historischen Häuser weiter: Der Besuchereingang liegt nun in dem neuen Innenhof, der zuvor mehr oder weniger Diensteingang und Restfläche gewesen war. Nun scheint sich alles auf diesen Hof zu fokussieren: der Weinverkauf, die neue Probierstube im historischen Gebäude, Zugang zu den Büros und Produktionsanlagen sowie der Einblick in die Kellerräume und Kelteranlagen, von denen sich manche mit neuen Fenstern zum Eingangsbereich oder zum Hof selber öffnen. Und so ist die Kellerei in Nals nach 13 Jahren tatsächlich: ein gut Ding. (fh)

Fotos: Bruno Klomfar, Oliver Jaist


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