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10.08.2022

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Hinter Fragmenten

Jugendkirche in Dresden von Code Unique


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Nur ein gläserner Kubus, der sich behutsam in die Kirchensilhouette einfügt, lässt von außen erahnen, dass sich etwas in der Ruine der Trinitatiskirche getan hat. Der Sakralbau im zentral gelegenen Stadtteil Johannstadt in Dresden ist eine dreischiffige, sandsteinverblendete Anlage im Stil der italienischen Renaissance. In den 1890er Jahren durch den Architekten Karl Barth erbaut, wurde sie nur 55 Jahre später im Zweiten Weltkrieg zerstört und ist seitdem nicht nur ein Identifikationsobjekt der Dresdner Johannstadt, sondern auch wichtiges Zeugnis der Stadtgeschichte.

Als bei der Bombardierung Dresdens 1945 das Kirchenschiff ausbrannte, blieb nur der Turm gut erhalten. Dachstuhl und Innenausstattung wurden vollständig zerstört. Um einen Abriss in den 1960er Jahren zu verhindern, schaltete sich die Gemeinde ein und sicherte die Ruine mit dem Ziel, sie in Zukunft wieder einer Nutzung zuzuschreiben. Nachdem die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen einen Wettbewerb zum Ausbau der Trinitatiskirchruine Dresden zur Jugendkirche auslobte, war es 2021 schließlich soweit: Die Räume für den Jugendtreff Trini wurden fertiggestellt. Der Gewinnerentwurf des Dresdner Architekturbüros Code Unique ergänzt dabei die unter Denkmalschutz stehende Ruine durch eine zurückhaltende Erweiterung hinter den Fragmenten.

Das Innere des Bauwerks wurde teilweise neu konzipiert – die Symmetrie der Renaissancekirche wurde dabei berücksichtigt und in die Planung aufgenommen. Vermauerte Fenster wurden geöffnet und neu verglast. Herzstück des Entwurfs ist ein zentral angeordneter, multifunktionaler Raum, der durch eine neue Sichtbetondecke auf Höhe der ursprünglichen Emporen und einem hohen quadratischem Glasaufbau in Szene gesetzt wird. Durch das mögliche Hinzuschalten der Flächen in den Seitenschiffen sind hier unterschiedliche Veranstaltungskonzepte möglich. Verschiedene Büros der Geschäftsstelle und anderen Funktionsräume befinden sich in einem kompakten, dreigeschossigen Kubus, der sich auf der westlichen Turmseite in den Bestand einfügt und optisch an die danebenliegende, gläserne Ergänzung anpasst.

Die Jugendkirche mit insgesamt 2.640 Quadratmetern Bruttogrundfläche fügt sich dezent in das historische Gemäuer ein. Die einzig übriggebliebene Kirchenruine in der Dresdener Stadtmitte bleibt durch den zurückhaltenden Entwurf auch zukünftig als Mahnmal für die Zerstörung der Stadt erhalten. Die Baukosten lagen bei 6,2 Millionen Euro.

Text: Luise Thaler
Fotos: Albrecht Voss


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Kommentare

8

Tius | 16.08.2022 18:36 Uhr

Unentschlossen

Der erste Eindruck von neuem Deckel und frei in die Ruine gestelltem Glaskörper ist grundsätzlich sehr reizvoll. Schade, dass dieses klare Konzept von dem direkt an den Kirchturm angebauten Nebenraumtrakt geschwächt wird.
Im Inneren hätte eine weniger harter farblicher Kontrast zwischen alten und neunen Materialien den Eingriff selbstverständlicher und stimmungsvoller erscheinen lassen.
Insgesamt scheint der Entwurf seltsam unentschlossen zwischen solitärer Setzung und integrativem Weiterbauen zu schwanken.

7

latimer | 12.08.2022 15:49 Uhr

Fragmenten

Das zeitgenössische der in die Kirchenruine gestellten Körper ist ihr Problem. Räumlich gibt es zwar einen interessanten Dialog. Materiell fallen die Interventionen aber ziemlich ab, wirken unsensibel und fast beliebig temporär.
Das ist schade, denn den raumarchitektonischen Ansatz finde ich spannend und, betrachtet man die Reste des Kirchenbaus, angemessen zurückhaltend.

6

Architekt | 11.08.2022 10:40 Uhr

Trostloses Paradigma der Denkmalspflege

...warum muss sich zeitgenössische Architektur so in Szene setzen. Dieser ewig gleiche Kontrast des Alt gegen Neu. Natürlich darf man ablesen können, was neu und was alt ist, aber warum muss der Dialog auf so schreiende Weise geschehen. Warum kann man ein gebeuteltes Kirchengebäude nicht einfühlsamer komplettieren. Warum muss man sich hier so egozentrisch austoben. Ich möchte gern auf das hinlänglich bekannte Beispiel der alten Pinakothek von Döllgst verweisen. Es wäre auch hier etwas subtileres, angemessenes möglich gewesen.
In dieser Stadt gibt es so viele Orte in denen man besser dem Zeitgeist fröhnen kann als an den wenigen verbliebenen historischen Gebäuden...

5

Optimist*in | 11.08.2022 08:55 Uhr

Ich finde es

sehr angenehm, leicht und elegant. Ein sehr gelungener Eingriff, der sich behutsam dazugesellt, ohne gleich sein zu wollen.

4

Jürgen Scharlach, Dipl.-Ing. Architekt | 11.08.2022 05:37 Uhr

Genial

Einfach genial, Kompliment! Als Kirche wie auch als Versammlungsraum mit "kulturellem Hintergrund " gut nutzbar! Ein aus der ev.-luth. Kirche nach 76 J. Ausgetretener!

3

auch ein | 10.08.2022 18:24 Uhr

arhitekt

@2:
der "steingarten" also die schotterfläche ist ja eher ein guter ersatz für beton oder asphalt. grün drumherum hats ja genug!

2

mayyy | 10.08.2022 16:32 Uhr

...

Steingarten hater incoming....

1

Hinrich Schoppe | 10.08.2022 16:11 Uhr

Unspektakulär

Kann man so machen. Zurückhaltend, wenig, dezent.
Der Beton ist teilweise etwas klobig, aber ok.

Die schöne Ruine reißt es raus und spielt die Hauptrolle.
So soll es sein.
Dafür darf der Neubau Sternenhimmel.

Danke.

 
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