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07.09.2021

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Geste zum Boulevard

Jüdisches Kulturzentrum in Los Angeles von OMA


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Entlang des Wilshire Boulevards in Los Angeles tummeln sich Bauten und Projekte renommierter Planer*innen, wie etwa ein Wohnhaus von MAD Architects oder das Academy Museum von Renzo Piano Building Workshop. An dieser prominenten Verkehrsachse, die Santa Monica mit Beverly Hills und dem Stadtzentrum von Los Angeles verbindet, hat das ebenso namhafte Rotterdamer Architekturbüro OMA seinen ersten Bau für eine religiöse Institution fertiggestellt. Die Landschaftsplanung stammt aus der Feder des Studio-MLA.  Ende 2018 war Baubeginn des 55.000 Quadratmeter umfassenden Audrey Irmas Pavilion, der den denkmalgeschützten Wilshire Boulevard Temple der dortigen jüdischen Gemeinde ergänzen und im Stadtteil Koreatown einen Ort der Zusammenkunft schaffen soll. Die Eröffnung ist für Januar 2022 geplant.

Der Pavillon bildet eine Schlüsselkomponente der „Building Lives Campaign“, einem dreistufigen Masterplan für den historischen Campus des Wilshire Boulevard Temple. Nach anderthalb Jahren Pandemie könne er die Bedeutung der Zusammenkunft, des Austauschs und der Gemeinschaft zurück in die Köpfe der Gesellschaft bringen, so der bei OMA für das Projekt verantwortliche Partner Shohei Shigematsu.

In der ersten Stufe des Masterplans wurde 2013 der im neobyzantinischen Stil erbaute Tempel von 1929 renoviert. In der zweiten Stufe wurden zwei Schulgebäude gebaut, in denen das Erika J. Glazer Childhood Center, die Brawerman East Elementary School und eine Sonntagsschule für Religionsunterricht untergebracht sind. Auch ein vierstöckiges Parkhaus mit 500 Stellplätzen und zwei Sportfeldern auf dem Dach wurden in diesem Zug fertiggestellt. Weiterhin entstand das Karsh Family Social Service Center, das der Gemeinde eine Reihe sozialer Dienste in leicht zugänglicher und kulturell sensibler Weise anbieten soll. Der nun fertiggestellte Pavillon markiert den Abschluss der dritten und letzten Stufe des Masterplans. Benannt ist er nach der Sammlerin und Philanthropin Audrey Irmas, die für einen maßgeblichen Teil seiner Finanzierung eines ihrer Cy Twombly-Gemälde versteigern ließ.

Ausgangspunkt für den Entwurf war eine simple Box als Grundform. In ihr befinden sich drei Hohlräume für die Versammlungsbereiche. Sie sind miteinander verschachtelt und übereinandergestapelt, um Querbeziehungen zu schaffen. Auf den Kontext reagierend, weicht das fünfgeschossige Gebäude auf der Westseite vor dem bestehenden Tempel zurück und neigt sich in einer Art Willkommensgeste in Richtung Wilshire Boulevard. Dadurch entsteht in der Nord- beziehungsweise Südansicht ein Parallelogramm.

Im Inneren spielen OMA ebenfalls mit verschiedenen Geometrien, sodass sich die drei großen Räume in Form, Farbe und Ausstrahlung voneinander unterscheiden. Das extrudierte Gewölbe im Erdgeschoss, das mit Holz verkleidet ist, fungiert als multifunktionaler Versammlungsraum. Darüberliegend durchstößt ein trapezförmiger Hohlraum den Pavillon von West nach Ost. Er nimmt die Farbnuancen der Tempelkuppel auf, rahmt ihre gewölbten Buntglasfenster und beherbergt einen Andachtsraum sowie eine Außenterrasse. Im Dachgeschoss bietet ein runder, eingelassener Garten Platz für Erholung. Er bildet zugleich einen Übergang zur Dachterrasse mit Blick auf Los Angeles und die berühmten Hollywood Hills.

Das Formspiel fortführend, ziert eine Hülle aus Hexagonen, teilweise mit rechteckigen Öffnungen versehen, die Fassade. Die Architekt*innen spielen damit auf die Decke des historischen Tempels mit ihren Achtecken an. Insgesamt 1.230 Sandwich -Paneele mit integrierter Wärmedämmung wurden auf eine Unterkonstruktion aus Leichtmetall, die an einem vertikalen Leiterrahmen aus Metallboxen befestigt sind, verschraubt. Es gibt vier verschiedene Paneeltypen: einfaches klares Glas, Schattenbox, Glasfaserbetonfüllung und mechanische Jalousie.

Eine besondere Aufgabe wurde OMA-Mitgründer Rem Koolhaas zuteil. Dieser erhielt den persönlichen Auftrag, eine Mesusa für die Türrahmen des Pavillons zu entwerfen, wie es sie in jedem traditionellen jüdischen Haushalt gibt. Dabei handelt es sich um Schriftkapseln, die als ständige Erinnerung an die Gegenwart Gottes dienen. Eine bereichernde und spannende Herausforderung, wie Koolhaas erklärt. (tp)

Fotos: Jason O’Rear


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Kommentare

11

genius loci | 09.09.2021 17:49 Uhr

@dethomas

Hier auf BN sind leider fast ausschließlich Nörgler ubd Besserwisser unterwegs.. meiner Meinung nach auch wenige (fertige) Architekten, die in ihrem Leben irgendetwas gebaut haben. Geschmäcker sind verschieden, das Projekt hier ist mir z.B. etwas zu bunt und zu viel los. Nichtsdestotrotz hat es seine Berechtigung und ist auch sicher ein gut ausgeführtes Projekt! Man muss nicht immer draufhaun, nur wenn es nicht dem eigenen Gestaltungssinn entspricht. Wir Architekten sollten wieder etwas näher zusammenrücken, dann würde der Beruf auch wieder mehr Ansehen genießen mMn..

10

dethomas | 08.09.2021 20:23 Uhr

wunderbar & seltenschön

ich weiss nicht wie sich die vorkommentierenden kollegen so derart vergallopieren konnten . . .
(ist das neid, inkompetenz oder nur konservativ)

ich habe selten so ein komplexes und dennnoch einfach stimmiges zusammenspiel von räumen, formen, farben, materialien und oberflächen gesehen.
alle wege und achsen sind absolut stimmig und erlebnissreich.
(ich denke, der fotograf mußte nicht lange nach seinen motiven suchen.)

g r o s s a r t i g ! o m a

9

FFM Architektin | 08.09.2021 15:22 Uhr

Gelungene ruhige Halle mit hölzernen Bögen

... warum nicht konsequent zu Ende gedacht? Wozu das ganze Wirrwarr drumherum mit zig Formen und Farben? Ein Abbild der gedankenhüpfenden sms-skip Generation?
Der Bestandsbau wirkt angenehm ruhiger, würdevoller und (auf mich) auch dem Kontext angemessener.

8

Lars K | 08.09.2021 12:57 Uhr

@Frauke

Dem Kommentar von Frauke stimme ich zu.

An den jüngsten Projekten sind die Qualitäten der verschiedenen Nachfolger bei OMA deutlich abzulesen. Eigentlich spannend, wo die Reise wohl hingeht, denn zwischen Ellen Van Loon, Reinier de Graaf und Van Dujin und Shigematsu scheinen so große Unterschiede zu bestehen, dass ich mir den Fortbestand von OMA nach Koolhaas kaum vorstellen kann. Wann reissen die Taue?

Wenn man sich nur die Fotos anschaut, dann würde man dieses Haus hier eher bei BIG oder MVRDV einordnen als bei OMA. Im besten Fall kommt noch Maltzan als Referenz hinzu, das aber vielleicht auch nur weil LA drauf steht. Echte räumliche Qualitäten sehe ich hier hinter all der schrägen Form- und Farbspielerei nicht.

7

STPH | 08.09.2021 11:38 Uhr

...

Moderne ist Raumkult

6

Frauke | 08.09.2021 11:22 Uhr

Partner

sind leider nicht immer die beste Wahl, wenn der Chef sich in die Altersseniltät verabschiedet. Shohei Shigematsu sorgt meiner Meinung nach für einen echt starken Abfall in der Qualität der Projekte von OMA in den USA. Als schlimmestes Beispiel hierfür sehe ich 121E22nd Street in New York.

Auch hier fehlen mir die für OMA typischen Zitate klassischer Architektur Themen mit dem Koolhaas eigenen Bruch wie zB bei der Holländischen Botschaft , de Rotterdam, Timmerhuis oder auch noch CCTV in China.

Stattdessen Sketch up Formgebung und Parametrik Zitate aus den frühen 2000 ern aufgewärmt.



5

STPH | 08.09.2021 11:09 Uhr

...

...es ist immer der Raum
und die Gebäude sind nur seine Eigenschaft.

4

STPH | 08.09.2021 10:47 Uhr

offenes Raster will Innen


Im neutralen Straßenraster ein Innen modellieren. Hier die markanten Saalformen die aber als Fragment noch nach Straße oder Kreuzung greifen könnten, ein Stück plastischer Straßenraum.

Dann antworten sich öffnender und schließender Raum. Raster hat also doch ein riesen Gestaltungspotential als Widerlager für individuelle Räume.
nicht Tankstellen wie Gehry.

Einfach mal die Räume zwischen den Gebäuden nehmen, die doch noch ziemlich einförmig sind. Dabei könnten sich die Gebäude sogar antworten, auch über die Straße. Das ganze könnte ein Konzert geben in das immer mehr einstimmen.

mächtiger Raumgesang. hebt an!

it s always the space, --

3

Peter | 07.09.2021 17:48 Uhr

Mesusa

Und wo ist jetzt die "Mesusa designed by Mr. Koolhaas himself" zu sehen?

2

Gianni Enne | 07.09.2021 17:09 Uhr

Mesusa...

.... und wo ist jetzt das Bild von der Mesusa ???

1

auch ein | 07.09.2021 16:09 Uhr

architekt

als ausser sonnengleissendes geflimmer ist das nicht finde ich.
kleine verzettelte räume, seltsame fassade mit schrägen schiessscharten und bögelchen.
"durchblicke" in was ?
holzbogen, beton, stahl.

zusammengewürfeltes beliebiges buntes allerlei.
nicht mal als KiTa wär das lustig

 
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Der Audrey Irmas Pavilion markiert den Abschluss der dritten und letzten Stufe des Masterplans „Building Lives Campaign“ und soll einen Ort der Zusammenkunft schaffen.

Der Audrey Irmas Pavilion markiert den Abschluss der dritten und letzten Stufe des Masterplans „Building Lives Campaign“ und soll einen Ort der Zusammenkunft schaffen.

Die drei Versammlungsräume des Pavillons sind miteinander verschachtelt und übereinandergestapelt, um Aussichtspunkte in und aus jedem Raum zu schaffen.

Die drei Versammlungsräume des Pavillons sind miteinander verschachtelt und übereinandergestapelt, um Aussichtspunkte in und aus jedem Raum zu schaffen.

In dem hölzernen Bogen befindet sich der Hauptveranstaltungsraum. Hier können Festmahle, Märkte, Kongresse, Aufführungen und Kunstveranstaltungen stattfinden.

In dem hölzernen Bogen befindet sich der Hauptveranstaltungsraum. Hier können Festmahle, Märkte, Kongresse, Aufführungen und Kunstveranstaltungen stattfinden.

Das oberste Stockwerk wird von der Annenberg Foundation genutzt und ist um  einen zentralen runden Patio organisiert.

Das oberste Stockwerk wird von der Annenberg Foundation genutzt und ist um einen zentralen runden Patio organisiert.

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