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06.04.2020

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Charmante Drehung in Helsinki

Holzhaus von Ortraum Architects


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Am Rande von Jollas, einer vorstädtischen Halbinsel in Helsinki, hat das ortsansässige Büro Ortraum Architects kürzlich ein 72 Quadratmeter kleines, charmantes Holzhaus mit dem schlichten Namen 12 realisiert. Nur wenige Jahre zuvor entstand in derselben Gegend und ebenfalls von Ortraum das Projekt MK5 als Eigenheim für einen der Büropartner. Doch nicht nur der Ort erinnert an das damalige Projekt: Auch die hölzerne Struktur, das nach Süden geneigte, mit Solarpaneelen eingedeckte Dach sowie die freie Anordnung der Fenster sind prägnante Merkmale beider Gebäude.

Ein entscheidender Unterschied liegt dagegen in der Nutzung. Die Bauherren des aktuellen Projekts wünschten sich zusätzlich zu ihrem bereits bestehenden Wohnhaus aus den 1960er Jahren einen Ergänzungsbau, der eine Töpferwerkstatt und ein Musikstudio beherbergen sollte. Um das zweigeschossige „Atelier“ bei Bedarf als Gästehaus oder späteres Zuhause eines der Kinder nutzen zu können, wurden auch Bad und Küche bei der Planung berücksichtigt.

Als Reaktion auf die Ecklage des Grundstücks bildeten die Architekten ein unregelmäßig geformtes Volumen aus, das sich leicht verdreht auf einen rechteckigen Sockel stützt. Dadurch entstand eine dynamische und skulpturale Form, die dem Gebäude von allen Seiten einen anderen Charakter und eine differenzierte Erscheinung verleiht. Die wenigen, scheinbar willkürlich gesetzten Öffnungen orientieren sich zum Wald nach Osten und zum Garten nach Westen. Zusätzlich wird die zweite Ebene über ein Oberlicht im geneigten Dach erhellt. Nord- und Südseite hingegen bleiben komplett geschlossen.

Durch die Drehung des oberen Baukörpers entstehen außerdem eine kleine Dachterrasse im Obergeschoss und ein schützendes Vordach im Eingangsbereich, der sich auf der Gartenseite dem Bestandsbau zuwendet. Von hier aus wird die Keramikwerkstatt betreten, die an das minimalistische Bad grenzt. Die irreguläre Form der oberen Etage vergrößert den Luftraum und vermeidet parallele Wände, sodass eine optimale Akustik für das dort befindliche Musikstudio erreicht werden kann. Eine über der Treppe ansteigende Galerie nutzt die hohe Decke aus und bietet eine zusätzliche Aufenthaltsfläche.

Auf Erdarbeiten konnte bei dem Projekt vollständig verzichtet werden, da der Bau auf dem vorhandenen Fundament einer alten Garage errichtet wurde. Auch sonst hatten die Nachbarn dieser Baustelle ziemlich viel Glück, was den Lärmpegel angeht. Durch die Verwendung vorgefertigter Holzmodule waren die Bauteile innerhalb kürzester Zeit zusammengefügt.

Die konstruktive Basis des Hauses besteht aus kreuzweise verleimten Brettschichtholzelementen, in denen Technik, Beleuchtung, Möbel und Schalldiffusoren für das Studio komplett integriert wurden. Die Fugen sind bis ins letzte Detail ausgearbeitet, wodurch das Gebäude vollständig abgedichtet ist und außerdem eine reibungslose Montage möglich war. Mit der Zeit werden die Holzbretter ergrauen und sich farblich dem angrenzenden Wald und der felsigen Umgebung anpassen.

Über die Jahre haben die Architekten eine Leidenschaft für die Erforschung und Entwicklung von Holz- und Elementbauweisen entwickelt, was auch bei diesem Projekt spürbar wird: 12 soll als ein Praxisbeispiel für umweltfreundliches Bauen und Ergänzungen im vorstädtischen Kontext dienen.

Text: Trang Pham

Fotos: Marc Goodwin/Archmospheres


Kommentare

3

Joachim Fritz Schneider | 07.04.2020 11:09 Uhr

Sehr geehrte Redaktion,
danke für diese Publikation. Ein massives Holzhaus aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz, wenn auch in einer Konstruktion, bei der die Holzschichten unlösbar durch eine Verleimung verbunden sind.
Und hier beginnt das Problem! Der Naturbaustoff Holz wird durch die Verleimung lediglich einer einmaligen Verwendung zugeführt und muss am Ende des Lebenszyklusses des Gebäudes als Sondermüll entsorgt werden. Damit wird der ursprünglich gesunde Baustoff zu einem ungesunden toxisch emittierenden Baustoff entfremdet, der nach der kritischen Verwendung zusätzlich die übervollen Deponien unserer Erde belastet.
Ich vermute, Sie haben eher den Schwerpunkt auf die Architektur als auf den Baustoff und seine Ökologie gelegt.

2

STPH | 07.04.2020 09:02 Uhr

...

ich hätte die Ausblicke komplett auf die Bäume orientiert als Zwischenbaumhaus. auch die Vertikale irgendwie übernommen.

Hey Hallo, ist hier im Blog auch Quarantäne, Mundschutz, nix mehr los?

1

eine junge | 06.04.2020 16:43 Uhr

architektin


mir gefällt es richtig sehr. nur die strahlenförmige anordnung der geländerstreben wirkt etwas eigenartig.

 
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Das unregelmäßig geformte Volumen ist eine Reaktion auf die Ecklage des Grundstücks.

Das unregelmäßig geformte Volumen ist eine Reaktion auf die Ecklage des Grundstücks.

Die wenigen Öffnungen orientieren sich in Richtung Wald und Garten.

Die wenigen Öffnungen orientieren sich in Richtung Wald und Garten.

Die Keramikwerkstatt im Erdgeschoss.

Die Keramikwerkstatt im Erdgeschoss.

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