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27.01.2025

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Öffentliche Debatte willkommen

Helsinki plant Museumsneubau


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Mit maximaler Transparenz plant Helsinki den Neubau eines Museums für Architektur und Design. Der Ort könnte prominenter nicht sein, das Verfahren war offen, das Interesse groß. Fünf anonyme Entwürfe stehen nun auf der Shortlist. Bis Freitag läuft eine öffentliche Abstimmung.

Von Friederike Meyer

Seit sechs Jahren lockt die 2018 eröffnete Zentralbibliothek Tausende von Architekturtourist*innen nach Helsinki. Ihr umfassendes Raumprogramm und die Architektur von ALA Architects haben sie zum Symbol der neuen skandinavischen Bibliothekskultur werden lassen. An diesem Erfolg hat die lange und von öffentlicher Diskussion getragene Planungsgeschichte großen Anteil. 1998, also ganze zwanzig Jahre vor der Eröffnung, kam der erste Vorschlag von Seiten des Kulturministers. Nach mehreren Studien folgte 2012 ein offener, internationaler Wettbewerb mit 544 teilnehmenden Büros. Der Entwurf eines damals jungen, lokalen Büros gewann.

Nun hegen die Stadt Helsinki und das finnische Kultur- und Bildungsministerium erneut Pläne für einen Kulturneubau: für das aus zwei Institutionen neu gegründete Museum für Architektur und Design. Und wieder könnte die aufwendige, von öffentlicher Diskussion geprägte Vorgeschichte zum Nährboden des Erfolgs werden. Durch eine maximal öffentliche Debatte mag ein weiteres Gebäude entstehen, das nicht nur von der Bevölkerung akzeptiert ist, sondern auch international ausstrahlt.

Der avisierte Standort im Südhafen von Helsinki ist prominent. Er bildet die Schokoladenseite der Stadt, liegt dort, wo die Fähren einfahren und die historischen Regierungsgebäude die Ankommenden begrüßen. Nach Plänen von White Arkitekter and K2S Architects soll der aktuell noch von Parkplätzen und Terminals genutzte Uferabschnitt zur Kultur- und Freizeitmeile umgestaltet werden. Die Planungsteams hatten 2022 einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen, der auch das Grundstück für den Museumsneubau vorsieht.

Auf eben jenem Grundstück plante man noch vor zehn Jahren eine Filiale des Guggenheim. Ein offener Wettbewerb mit sage und schreibe 1.715 eingereichten Entwürfen aus 77 Nationen war damals als mutmaßlich größter Architekturwettbewerb aller Zeiten in die Geschichte eingegangen. Moreau Kusunoki, ein junges Team aus Paris, hatte in Zusammenarbeit mit dem Berliner Büro von Arup mit einem vielversprechenden Entwurf gewonnen. Doch der Stadtrat entschied sich gegen eine Realisierung. Man wollte sich dann doch nicht abhängig machen von einem Franchiseunternehmen, das der öffentlichen Hand hohe Bau- und Lizenzkosten abverlangt. Museen sind Gemeingut, so die Sicht der Finnen.

Unter dieser Prämisse entsteht nun auch das Museum für Architektur und Design. Dafür hatte man Anfang 2024 das 1952 gegründete Museum für Finnische Architektur und das Design Museum (gegründet 1873) zusammengeführt. Beide Institutionen sind derzeit in Altbauten untergebracht, die für eine museale Nutzung nur bedingt geeignet sind. Bauherrin und Betreiberin wird das in öffentlichem Besitz befindliche Tochterunternehmen AD Museum sein.

Für den geplanten, 10.000 Quadratmeter umfassenden Neubau hatten AD Museum und die Stiftung des Museums für Architektur und Design in Zusammenarbeit mit der Stadt Helsinki und dem finnischen Architektenverband SAFA im April 2024 einen offenen internationalen, zweistufigen Wettbewerb ausgelobt. Es beteiligten sich schließlich 623 Teams.

Aus deren Entwürfen wählte die Jury unter Vorsitz von Mikko Aho, der bis 2021 Direktor des Stadtplanungsamtes von Helsinki war, schließlich fünf Projekte in die Shortlist. Ihre Herkunft bleibt anonym. Noch bis zum 31. Januar 2025 kann jede und jeder die Entwürfe kommentieren. Auf der Seite zum Wettbewerb sind zudem die einzelnen Schritte des Verfahrens samt zugehöriger Debatten dokumentiert. Im September soll die Jury final entscheiden. Die Eröffnung ist für 2030 geplant.


Zum Thema:

Weitere Informationen zum Museum und dessen Wettbewerb unter: admuseo.fi


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

Arnd | 03.02.2025 12:00 Uhr

Guggenheim

Der Stadt Helsinki kann man keinen Vorwurf machen, daß sie das Guggenheim nicht wollten. Der Wettbewerb war von Guggenheim und nicht von der Stadt organisiert worden. Die wollten damit bei der Stadt für ihr Vorhaben werben.

Die Entscheidung der Stadt dagegen ist nachvollziehbar. Die schon erwähnten Franchisekosten, obendrauf die Baukosten und die Möglichkeit, daß sich Guggenheim nach 10 Jahren verabschiedet und die Stadt auf all dem sitzen bleibt. Im Zuge dessen wäre viel, viel Geld aus dem Kulturbudget Guggenheim in den Rachen geworfen worden, anstatt damit heimische Kunst zu fördern.

Jetzt bekommt die Stadt ein Museum, das sie überhaupt will und braucht. Ob diese Finalisten besser sind als die damaligen sei dahingestellt. Wenigstens paßt dieses mal das Museumskonzept in die Stadt.

3

Leibinger | 29.01.2025 08:38 Uhr

Entschuldigung

Lieber Lars@3,
die idee einer handgeschriebenen Entschuldigung finde ich sehr schön und würde diese auch bei vielen anderen Wettbewerben begrüßen.

2

Lars K | 28.01.2025 17:20 Uhr

Alles richtig ... fast

Im Grunde kann Helsinki da nehmen, wen sie wollen - alles jedenfalls besser als das graunehafte Guggenheim damals. Insofern hat man da in Helsinki jetzt schon alles richtig gemacht.

Außer: Dass man sich vom Guggenheim nicht abhängig machen will, prima, aber hätte man sich das nicht verdammt nochmal überlegen können, BEVOR man einen internationalen Wettbewerb auslobt? Dann hätten sich 1715 Büros die Mühe sparen können.... was da an Arbeitszeit und Ideen vernichtet wurde... ich hoffe sehr, dass die Stadt jedem einzelnen Beteiligten eine persönliche, handgeschriebene Entschuldigung geschickt hat!!!

1

Arcseyler | 27.01.2025 16:44 Uhr

www.

Beide heutigen Museen sind so üppig raumgreifende Situationen, daß man fast von klassischer Verschwendung sprechen will. Keine neue Herausforderung. Mehr außen als innen und damit nicht nachhaltig innovative Aufgabenstellungen.

 
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