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08.09.2016

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Wilde Mischung hinterm Tacheles

Grüntuch Ernst, Kahlfeldt, Brandlhuber, Muck Petzet mit Herzog & de Meuron


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Von Jeanette Kunsmann

Der Masterplan ist „in handhabbare Größen“ aufgeteilt, heute wurden die Architekten vorgestellt. Immobilienentwickler Sebastian Klatt (pwr development) zeigt sich ersichtlich stolz. Denn nachdem er Herzog & Meuron für die Projektentwicklung des Tacheles-Areals gewinnen konnte, sitzen nun noch drei namhafte, lokale Architektenteams mit im Boot: Grüntuch Ernst Architekten, Kahlfeldt Architekten sowie das Büro von Arno Brandlhuber + Muck Petzet – „eine Berliner Komponente auf dem Level von HdM“, wie Klatt im vierten Obergeschoss des Tacheles verkündet. „Ihr seid keine ohnmächtigen Beobachter der Realität. Ihr erschafft sie“, weiß ein gelbes Plakat zwischen all den Graffitis, die das Tacheles überziehen wie einen alten, volltätowierten Muskelprotz, der daran erinnert, das es auch mal andere Zeiten gab.

Die zukünftige Realität für das Kunsthaus Tacheles könnte also groß und wild aussehen, das verspricht zumindest die Wahl der Architekten. Ein erstes Städtebaumodell und ein Lageplan veranschaulichen den bisherigen Stand der Planung: Armand Grüntuch und Almut Grüntuch-Ernst, die ihr Büro in der direkten Nachbarschaft haben, werden an der Oranienburger Straße einen Hotelneubau mit 130 Zimmern planen sowie zwei Wohngebäude, eins im Süden des Areals und eins an dem geplanten Stadtplatz. Arno Brandlhuber und Muck Petzet haben die große Brandwand als Herausforderung bekommen. Sie zeichnen für die Planung des östlich an den Johannishof angrenzenden Bauteils verantwortlich, der sowohl Wohnungen als auch Einzelhandel im Erdgeschoss beinhalten wird –  wobei es sich um ein verdichtetes Wohnen mit kleinen Einheiten von etwa 30 Quadratmetern handeln wird. b + mp werden außerdem ein weiteres Wohnhaus gegenüber entwerfen.

Die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude in der Friedrichstraße 112 a und b liegt in den Händen von Petra und Paul Kahlfeldt. Keine unkluge Wahl, denkt man an Projekte wie das Amerikahaus, in dem heute das C/O Berlin ist, oder das Museum für Fotografie hinter dem Bahnhof Zoo. Petra Kahlfeldt spricht von einem „Bauen mit dem Bestand“ und nicht „Bauen im oder gegen Bestand“ und das erscheint doch besonders interessant, stellt man sich vor, wie Petra und Paul Kahlfeldt mit einer Institution wie der King Size Bar umgehen werden.

Das übergeordnete Gestaltungskonzept behalten Herzog & de Meuron im Auge – „ein Gesamtblick, in dem man sich gut und frei bewegen kann“, wie Muck Petzet meint. Herzog & de Meuron übernehmen schließlich die „respektvolle und behutsame“ Sanierung des Kunsthauses Tacheles und planen außerdem zwei östlich an den Bestand anschließende Bauteile (Wohnen, Büros, Einzelhandel) sowie vier weitere Bauteile (Einzelhandel und Wohnen) an der Johannisstraße. Zur Oranienburger Straße soll ein großer innerstädtischer, begrünter Platz geschaffen werden, um als identitätsstiftender Ort das Areal zu prägen (Tacheles-Platz); für das landschaftsplanerische Gesamtkonzept zeichnen Vogt Landschaftsarchitekten verantwortlich. Der Masterplan basiert auf dem historischen Stadtgrundriss von 1910 und sieht eine Wiederherstellung des traditionellen Blocks vor.

Bis zum Jahresende sollen die Bauanträge einreicht sein, Mitte 2017 wünscht sich Sebastian Klatt die Baugenehmigung, so dass eine Fertigstellung in Sequenzen Ende 2019, 2020 realistisch bleibt. Insgesamt entstehen 370 Wohnungen, über 80 Prozent als Eigentum angelegt. Ach ja, und eine Shopping-Passage soll es auch geben.



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Kommentare

6

LAB | 12.09.2016 10:45 Uhr

Und? B-Plan?

Warum spricht der Developer eigentlich von einer "Bebauungsplanung"? Der gültige "Bebauungsplan" der Stadt hat offensichtlich nicht viel mit dem gezeigten Entwurf zu schaffen?! Da könnte der Autor von Baunetz ja mal journalistisch tätig werden . . .Suche B-Plan I-41
Da scheint es eher wahrscheinlich, dass noch eine Weile ins Land geht, bis die Bagger rollen können?!

5

LAB | 12.09.2016 10:13 Uhr

Historischer Stadtgrundriss in Stein

Ja so kennen wir das: Der Investor sagt historisch und meint "Dichte", die Stadtplanung sagt historisch und meint "gute alte Zeit (ohne Architekturexperimente)" und die Architekten? Die scheinen dazu verdammt, Fassaden zu entwerfen, die man (abgesehen vom Blockrand Friedrichsstrasse / in der Oranienburger stehen gnädig große Bäume) überhaupt nicht wahrnehmen können wird. Um nicht falsch verstanden zu werden: ich begrüsse urbane Dichte im Zentrum auf jeden Fall! Das Modell legt gleichzeitig ziemlich nahe, dass hier "die gesunden Lebens- und Arbeitsbedingungen" ausschliesslich nach Innen gerichtet sein werden. Warum wird vom Senat Dichte erlaubt, welche wenige Häuser weiter vom Bezirksamt auf jeden Fall verwehrt würden? Kann es für die Berliner Behörden mal eine einheitliche Auslegung der Bauordnung geben? Und, Stimmann ick hör Dir trapsen, warum darf nicht zu Gunsten von "echtem Freiraum" höher gebaut werden? Das hier gezeigte Modell ist ja wohl die Stadt, welche die Stadtplanung doch so vehement verhindern wollte! Dichter Stein. Ein Spagat, den die beteiligten Architekten kaum bewältigen können. Viel Erfolg trotzdem!

4

dollarsnake | 09.09.2016 11:18 Uhr

@eurospider

seit dem paul im diplomatenpark in wdvs gemacht hat, ist er nicht mehr im bilde.

3

a_C | 08.09.2016 17:00 Uhr

Ui, das wird spannend!

Interessante Auswahl der Büros, mit hohen Ambitionen, besonders wenn man den Zeitplan sieht. Die Aufteilung klingt auch sinnvoll - bleibt nur zu hoffen, dass HdM ihre Kollegen gut koordiniert bekommen (und die Verwaltung nicht zu lange bei der Prüfung der Bauanträge braucht).

"Der Masterplan basiert auf dem historischen Stadtgrundriss von 1910 und sieht eine Wiederherstellung des traditionellen Blocks vor." -> Dieser historische Stadtgrundriss würde mich doch mal interessieren. Irgendwie bezweifle ich, dass das, was HdM hier stadträumlich dargestellt haben, die Wiederherstellung der damaligen Kubaturen ist.

2

Denk mal Matze | 08.09.2016 16:18 Uhr

Graph It

Ein Denkmal für alle Malermeister...

Es wäre eine Schande für alle antretenden Architekten, wenn es versäumt wird die künstlerische Dichte der Tacheles in Form der Graffities, Schmierereien, Proklamationen ins Konzept zu integrieren.
Als unglaubliche Chance für alle Beteiligten, auch wirtschaftlich Denkenden.

1

Eurospider | 08.09.2016 16:05 Uhr

Team Kahlfeldt

Nanu, gehört Paul Kahlfeldt nicht mehr zum "Team von Petra und Paul Kahlfeldt"? Auf dem Bild ist er jedenfalls nicht...

 
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Armand Grüntuch und Almut Grüntuch-Ernst

Armand Grüntuch und Almut Grüntuch-Ernst

Arno Brandlhuber und Muck Petzet

Arno Brandlhuber und Muck Petzet

Das Team von Petra und Paul Kahlfeldt

Das Team von Petra und Paul Kahlfeldt

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