Die Region Niederlausitz um Cottbus im südöstlichen Brandenburg war über Jahrzehnte geprägt von ihren Braunkohlerevieren und gehörte zu den bedeutenden Energielieferanten der DDR. Der Strukturwandel der 1990er Jahre stärkte die Stadt als Dienstleistungs- und Wissenschaftsstandort, auch durch die Gründung der Brandenburgischen Technischen Universität BTU Cottbus, mittlerweile zweitgrößte Hochschule des Bundeslandes. Zur Wirtschaftsförderung – insbesondere im Zusammenhang mit der Energiewende und den Herausforderungen durch den Rückzug aus der Braunkohleförderung – entstand im Auftrag der städtischen Gebäudewirtschaft Cottbus GWC das regionale Gründungszentrum
Startblock B2, entworfen von
Bernd Huckriede (Cottbus),
Jens Brinkmann (United Architektur, Berlin) und
Ludwig Heimbach (Köln/Berlin).
Direkt am Eingang zum zentralen Campus, an dessen anderem Ende sich das
Medienzentrum von Herzog & de Meuron befindet und unweit der Altstadt gelegen, fungiert der 2022 fertiggestellte Bau – der im Übrigen in direkter Nachbarschaft zu den Studios der Architekturstudenten entstand – als Verbindungsanker zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Hier werden zukünftig das Gründungspotential und die Aktivitäten von Tech-Start-ups gebündelt und zugleich der Austausch zwischen Gründern, Stadtgesellschaft und universitärem Umfeld gefördert. Dafür haben die Architekten das großflächig verglaste Erdgeschoss als „öffentliche Schwelle“ geplant: ein multifunktionales Foyer mit Empfangszone, öffentlichem Arbeitsbereich, Lounge mit Kaffeebar, Veranstaltungssaal sowie einer Sitztribüne für informelle Präsentationen. Das Gründungszentrum versteht sich als Werkstatt für Ideen, Experimente und Entwicklungen, und bietet auf 5.500 Quadratmetern flexible Büroflächen, Co-Working-Plätze, Großraum- und Einzelbüros, Räume für kleine Besprechungen oder große Konferenzen, sowie FabLabs mit High-Tech Ausstattung zur Entwicklung und Herstellung von Prototypen.
Der Werkstattgedanke ist auch in der Gestaltung des gesamten Gebäudes ablesbar: Innen leitet sich die Materialwahl vom Rohbau mit Betonoberflächen sowie Türen und Treppengittern aus verzinktem Stahl ab. Installationen wurden sichtbar verlegt, um räumliche Anpassungen flexibel zu halten. Ein komplexes Farbkonzept ergänzt und verstärkt die innere Struktur. Der Bau ist eine – auch geothermisch durchdachte – Hybridkonstruktion und besteht aus einem Betonskelett mit vorgefertigter und vorgehängter Holzbaufassade sowie leichten, auf Stahlrahmen aufgespannten textilen Sonnenschutz-Segeln, die dem Gebäude Dynamik verleihen. Die Farben Weiß und Rot repräsentieren die Wappen der Stadt Cottbus und des Landes Brandenburg.
(uav)
Fotos: Kay Fingerle
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