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05.02.2018

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Eine Reise zur Mauer in den Köpfen

GRAFT und Marianne Birthler stellen Pavillonkonzept für Venedig vor


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Tag und Ort für die Pressekonferenz zum Konzept des von GRAFT und Marianne Birthler kuratierten Deutschen Pavillon in Venedig sind passend gewählt. Am heutigen 5. Februar 2018 feiert Deutschland die so genannte Zeitengleiche. 28 Jahre und knapp 3 Monate hat die Mauer existiert, genauso lange ist sie weg. Für das Kuratorenteam des Deutschen Pavillons war dies der Anlass für ihren Vorschlag „Unbuilding Walls“, mit dem sie die Jury unter Vorsitz von Matthias Sauerbruch überzeugten. In der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße erklärten Marianne Birthler, Lars Krückeberg, Thomas Willemeit und Wolfram Putz heute Vormittag, was die Architekturwelt von Deutschland auf ihrer international wichtigsten Schau in Venedig erwarten darf.

„Es wird keine reine Architektur und keine reine gesellschaftspolitische Ausstellung“, sagte Lars Krückeberg. Sondern eine Ausstellung, „die uns zu einer Reise zur Mauer in den Köpfen aber auch zu den Mauern in der Welt mitnimmt“, ergänzte Wolfram Putz. Das Bild der Welt von Berlin fokussiere sich auf das Phänomen Mauer, das hätten GRAFT, die neben Berlin Büros in Los Angeles und Peking unterhalten, immer wieder gespürt, sagte Willemeit. In Venedig wollen sie 28 Projekte, die durch den Mauerfall möglich wurden, zeigen. Über 20 davon kämen aus Berlin, viele auf dem ehemaligen Mauerstreifen. Bauwerke wie Platzanlagen. Mit dem Anspruch, beste Beispiele für verschiedene Themen der Mauer-Debatte und den Umgang mit dem Heilungsprozess zu finden, hätten sie sie ausgewählt.

Zum Beispiel den Axel-Springer-Neubau, der derzeit nach Plänen von OMA auf dem ehemaligen Mauerstreifen in Berlin entsteht, Aldo Rossis Quartier an der Schützenstraße, die Eastside Gallery. Und auch den Checkpoint Charlie, „ein Ort, den manche als Zirkus und manche als authentisch erleben“, so Willemeit. Aber auch Beispiele von der innerdeutschen Grenze sind dabei: Das Grüne Band, das als Fahrradweg durch die auf dem innerdeutschen Grenzstreifen gewachsenen Biotope führt, und die Folgen der Aktion „Ungeziefer“, durch die im Zusammenhang mit der Mauer bis zu 50 Siedlungen geschliffen und viele Bürger umgesiedelt wurden.

Außerdem sollen sechs Grenzmauern in der Welt beleuchtet werden: In Israel und Palästina, Irland, Zypern, Mexiko, Nord- und Südkorea, sowie die Außengrenze der EU. „Die Menschen, die mit Mauern leben müssen, sollen zu Wort kommen und wir wollen respektieren, dass sie unterschiedliche Positionen dazu haben.“, sagte Birthler. GRAFT sprechen davon, auch den Besuchern, die nur drei Minuten Zeit hätten, das Thema Mauer vermitteln zu wollen. Wie genau das im Pavillon aussehen soll, erklärten sie nicht, und man darf davon ausgehen, dass dies bis zuletzt ein gut gehütetes Geheimnis bleiben wird.

Dass GRAFT Architekten die ehemaligen Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR Marianne Birthler ins Biennale-Team holten, zeugt von Chuzpe. „Als westdeutsche Architekten war uns klar, dass wir uns komplettieren müssen. Mit Marianne ist uns das gelungen.“, sagte Krückeberg. Birthler zeigte sich überrascht, wie intensiv der Prozess läuft: „Wir lernen wechselseitig eine Menge. Die Mauer ist eins meiner Lebensthemen. Als Teil einer Berliner Familie habe ich die Schmerzen der Teilung miterlebt, aber auch das Glück nach dem Fall der Mauer.“ In diesem politisch inhaltlichen Sinne dürfte „Unbuilding Walls“ zumindest eine Ausstellung ganz im Sinne des Bundesbauministeriums sein, das den Auftritt auf der Biennale in Venedig finanziert. Ab 26. Mai 2018 sind die Tore in Venedig geöffnet. (fm)


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Kommentare

5

Johann Maier | 06.02.2018 20:56 Uhr

Intellektuelles Dynamit

...dieses Team.

4

@ntaj | 06.02.2018 10:46 Uhr

unterkomplex?

das ist graft. drei wohlfeile Reizbegriffe und sehr viel Gipskarton.

3

Jan | 06.02.2018 09:48 Uhr

Oh Oh

da sollte sich die Kuratoren im DEUTSCHEN Pavillion gefliessentlich raushalten und gerade als Deutsch mit historischer Verantwortung sich nicht in die Inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischen. Wir haben nicht das Recht die Moral-Polizei der Welt zu spielen!

2

ntaj | 06.02.2018 09:00 Uhr

drei minuten

das thema scheint, zumindest ausgehend von diesem textbeitrag, recht unterkomplex konzipiert – mauer deutschland, mauer international, mauer projekte. themenschwerpunkt? fragestellung? gesellschaftspolitische und politische relevanz? architektonische/räumliche relevanz? was genau ist mit "mauer in den köpfen" gemeint? all das ist nicht ansatzweise geklärt, und das knapp vier monate vor eröffnung. liegt das an diesem text oder an dem konzept der kurator/innen?

1

rabl | 05.02.2018 16:15 Uhr

mauer in den köpfen

und was ist mit den mauern in zwischen israel und palästina, die wohl wie kaum andere zur zeit die weltpolitik bewegen? hat da das team birthler/graft eine eigene mauer im kopf? aus political correctness?

Anmerkung der Redaktion: Bei unserer Aufzählung ging der Fall Israel und Palästina verloren. Wir haben den Text inzwischen ergänzt. Danke für den Hinweis.

 
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Lars Krückeberg, Thomas Willemeit, Marianne Birthler und Wolfram Putz

Lars Krückeberg, Thomas Willemeit, Marianne Birthler und Wolfram Putz

Projektbeispiel 1: Die Brücke der Einheit verläuft über die Werra und verbindet heute Vacha in Thüringen mit Philippsthal in Hessen.

Projektbeispiel 1: Die Brücke der Einheit verläuft über die Werra und verbindet heute Vacha in Thüringen mit Philippsthal in Hessen.

Projektbeispiel 2: Axel-Springer-Neubau

Projektbeispiel 2: Axel-Springer-Neubau

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