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12.07.2021

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Neue Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer

Fünf Fragen an Lydia Haack


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Am 25. Juni 2021 wurde die Architektin und Stadtplanerin Lydia Haack zur Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer gewählt. Gemeinsam mit ihrem Partner John Höpfner führt sie das Büro Haack und Höpfner Architekten in München und ist seit 2011 Professorin für Baukonstruktion und Entwerfen an der Hochschule für Technik Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz. Außerdem führt sie den BDA Bayern an, ist Mitglied im Gestaltungsbeirat der Stadt Bamberg und leitet den Gestaltungsbeirat der Stadt Lindau als 1.Vorsitzende.

Frau Haack, herzlichen Glückwunsch zur soeben erfolgten Wahl als Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer. Können Sie die wichtigsten Akzente nennen, die Sie in Ihrer neuen Rolle setzen wollen?


Unser Berufsstand ist als Impulsgeber ein Katalysator für neue Prozesse beim Planen und Bauen, um ein notwendiges Umdenken hin zu einem erdverträglichen Handeln zu befördern. Deswegen sehe ich es als eine unserer vordringlichsten Aufgaben an, dass wir uns aktiv für eine Trendwende hin zum nachhaltigen Wirtschaften einsetzen, um eine lebenswerte Umwelt zu erhalten, durch kreatives Einsparen von Ressourcen, durch neue Konstruktionsmethoden oder durch den Erhalt von bestehender Bausubstanz. Auf meiner persönlichen Agenda steht dabei die Einrichtung von Förderprogrammen für diese Innovationsprozesse.

Welche berufspolitischen Themen werden Sie auch gegenüber politischen Entscheidungsträgern konkret ansprechen?

Wichtig ist mir die HOAI: Die Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen sind als Angehörige eines freien Berufs dem Gemeinwohl verpflichtet. Das ist gut so, denn wir beraten und vertreten unsere Bauherren treuhänderisch und unabhängig. Wenn wir diese Unabhängigkeit nicht verlieren wollen, müssen angemessene Honorare garantiert und dürfen nicht frei verhandelbar sein! Daher benötigen wir eine Fortschreibung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure unter Berücksichtigung auch neuer Leistungsbilder, aber vor allem ihren grundsätzlichen Erhalt. Baukultur setzt auch eine faire Verfahrenskultur voraus. Diese gelingt nur, wenn es durchgängige und transparente Wettbewerbs- und Vergabeverfahren gibt. Vor allem der Abbau von Zugangsbeschränkungen für kleine und junge Büros ist essenziell.

Vor dem Hintergrund ganz neuer Planungsprozesse muss zudem das ‚Paket Haftung‘ neu geschnürt werden. Hier kann nicht mehr grundsätzlich der Architekt gesamtschuldnerisch haftbar für Planungsfehler anderer gemacht werden. Und da derzeit in vielen Behörden der staatlichen und kommunalen Bauverwaltung die Fachkompetenz unseres Berufsstandes teils durch Stellenabbau, teils durch die bevorzugte Besetzung von freien Stellen mit fachfremden Personen geschwächt wird, sehe ich auch hier Handlungsbedarf. Last but not least gilt es, den Nachwuchs in unseren Reihen zu fördern. Und dies auf allen Ebenen.

Berlin feierte gerade das Festival „Women in Architecture“. Der BDA heißt jetzt „Bund Deutscher Architektinnen und Architekten“. Auch die Berliner Länderkammer sowie die Bundesarchitektenkammer werden von neu gewählten Frauen angeführt, Hamburg und Hessen haben schon länger eine Präsidentin. Wie wichtig ist die weibliche Perspektive in der Berufspolitik? Wie kann sie noch weiter gestärkt werden?


Die Rolle der Frauen in der Architektur muss geschichtlich und gesellschaftlich betrachtet werden. Frauen waren ja bis vor gut 100 Jahren gar nicht für Studiengänge der Architektur zugelassen. Mittlerweile sind jedoch mehr als die Hälfte der Studierenden an Architekturfakultäten weiblich. Dieses Verhältnis bildet sich bei den Bürogründungen, also in den freischaffenden Strukturen und bei Professuren oder Führungspositionen (noch) nicht ab. Nachdem Frauen die Hälfte der Bevölkerung stellen, ist es für mich aber natürlich selbstredend, dass die weibliche Perspektive auch in der Berufspolitik eine wesentliche ist. Übrigens wurden in den neuen Vorstand der Bayerischen Architektenkammer fünf Frauen und fünf Männer gewählt - erstmals! Festivals wie „Women in Architecture“ fördern die Sichtbarkeit von Architektinnen, das sind sehr gute, wichtige Initiativen. Wir brauchen Vorbilder, Mutmacher und Karriereförderung für junge Kolleginnen. Schlussendlich müssen aber die Qualifikation und die Qualität des geplanten und gebauten Werkes im Vordergrund stehen.

Gibt es Lehren aus der Pandemie, die Ihrer Meinung nach die Planung von Architektur, Stadt und ländlichem Raum dauerhaft verändern werden?

Ja! Die Pandemie hat den Erkenntnisprozess beschleunigt, dass die gefährdenden Einflüsse auf unsere Lebenswelt, insbesondere durch den Klimawandel, ein Neudenken der zukünftigen Gestaltung unserer Lebensformen und Lebensräume erforderlich machen. Und es ist deutlich geworden, welchen Stellenwert qualitätvoller Wohnraum für alle Bevölkerungs- und Einkommensschichten hat und, dass der öffentliche Raum mehr für die Menschen als für den Verkehr nutzbar sein muss.

Ihr Amtsantritt fällt in das Jubiläumsjahr „50 Jahre ByAK“. Was ist der wichtigste Grund, diesen Anlass zu feiern?


1954 trat in Bayern das „Gesetz über die Führung der Berufsbezeichnung Architekt“ in Kraft, mit dem die Berufsbezeichnung geschützt und eine Gebührenordnung etabliert wurde. Von der Kammergründung in Bayern 1971 erhofften sich die Akteure schon damals mehr politischen Einfluss und Gehör für die Belange des Berufsstandes und eine stärkere Wahrnehmung seiner gesellschaftlichen Verantwortung. Dank der gemeinsamen Anstrengungen von Architektenverbänden, damals in engem Austausch mit der Obersten Baubehörde, wurde die Gründung einer sogenannten „großen“ Architektenkammer möglich, die Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen und Tätigkeitsarten vereint. Es ist eine Errungenschaft, als ein Berufsstand für gemeinsame Ziele zu stehen, dessen gesetzliche Berufsaufgaben nicht nur die Bedürfnisse unserer Auftraggeberinnen und Auftraggeber, sondern auch die Belange des Gemeinwesens einschließen. Diesen Auftrag so zu erfüllen, dass sowohl das architektonische Erbe als auch die natürlichen Lebensgrundlagen geachtet werden, ist in diesen Zeiten des Umbruchs eine Herausforderung, die wir nur gemeinsam bewältigen können!

Die Fragen stellte Katrin Voermanek.


Kommentare

1

Schlawuki | 12.07.2021 17:05 Uhr

Laaangweilig

Das ist ja noch langweiliger als shakuntalas inhaltsleere sommerinterviews.

 
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Der neue Vorstand der Bayerischen Architektenkammer von links nach rechts: Clemens Richarz (1. Vizepräsident), Natalie Eßig, Franz Damm (Vizepräsident), David M. Meuer, Doris Lackerbauer, Karlheinz Beer, Annette Brunner, Lydia Haack (Präsidentin), Jörg Heiler, Ariane Jungwirth

Der neue Vorstand der Bayerischen Architektenkammer von links nach rechts: Clemens Richarz (1. Vizepräsident), Natalie Eßig, Franz Damm (Vizepräsident), David M. Meuer, Doris Lackerbauer, Karlheinz Beer, Annette Brunner, Lydia Haack (Präsidentin), Jörg Heiler, Ariane Jungwirth

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