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18.05.2007

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Würfel geht, Kubus kommt

„Freßwürfel“ in Dresden wird abgerissen


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Am Dresdener Postplatz wurde am 16. Mai 2007 mit den Abrissarbeiten an der spätmodernen Zwingergaststätte, dem sogenannten „Freßwürfel” begonnen. An selber Stelle soll ein 10.000 Quadratmeter großes Büro- und Geschäftshaus mit dem Marketingnamen „Wilsdruffer Kubus“ gebaut werden.

Die 60er-Jahre-Gaststätte, geplant von Günter Gruner und Gerhard Müller, liegt am Postplatz, einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Dresdens; der Platz lieg an der Schnittstelle zwischen historischer Altstadt und neuem Stadtzentrum. Das dreigeschossige Gebäude war zur Zeit seiner Eröffnung am 30. April 1967 die größte Selbstbedienungsgaststätte der DDR. In den sieben verschiedenen Restaurants des Komplexes fanden insgesamt 1416 Besucher Platz.
Das Erdgeschoss ist etwas zurückgesetzt und an Stützen und Wandflächen mit Sandsteinplatten verkleidet. Vor die oberen Stockwerke ist eine Stahl-Aluminium-Glas Konstruktion mit Brüstungsflächen aus rotem Glas gehängt. Das Terrassengeschoss wurde ebenfalls um eine Achse zurückversetzt, so dass eine umlaufende Terrasse mit Pergola entstand.

Der Abriss des „Freßwürfels” ist zugleich der Startschuss für den Bau eines 25 Millionen Euro teuren neuen Gebäudes. Für dessen Fassadengestaltung war im Juli 2007 ein vom Bauherrn, der TLG Immobilien, und der Stadt Dresden ausgelobtes Gutachterverfahren entschieden worden. Die Jury unter Leitung von Matthias Horst, hatte sich für den Entwurf des Leipziger Büros Schulz & Schulz entschieden (BauNetz-Meldung vom 14. Juli 2006). Die Kubatur des Neubaus geht auf einen städtebaulichen Wettbewerb aus dem Jahr 1991 zurück, den Joachim Schürmann gewonnen hatte. Das Haus soll im November 2008 fertig gestellt werden.


Kommentare

9

Thomas | 23.05.2007 12:17 Uhr

Kubus kommt

Dass aus Berlin meistens eine große Langeweile kommt, ist hinreichend bekannt und muss nicht mehr besonders hervorgehoben werden. Dass ein 60er Jahre Bau grundsätzlich erhaltenswert ist, darf schon eher in Frage gestellt werden, da ein Altbau ohne angemessene und dauerhafte Nutzung die Stadt nicht gerade schöner und erlebenswerter macht. Dass sich für 60er Jahre Bauten kaum Investoren finden, die das Sanierungsrisiko zu tragen bereit sind, ist verständlich, wenn man halbwegs weiß, was damals alles so eingebaut wurde. Ob die Architektur der als "Jedermannsarchitekten" Bezeichneten nun besonders schlecht ist, glaube ich gar nicht mal, da es ein grundsätzliches Problem unserer Zeit ist, nicht viele besonders kreative Lösungen hervorzubringen. Dann mal bitte vormachen und für gute Architektur sorgen; aber nicht gegen, sondern mit den Bauherren. Aber Vorsicht: Das ist ein verdammt harter Job, und der Zeitaufwand ist leider oft nicht durch unsere HOAI zu beziffern. Und zuletzt: für den eigenen Namen können die Architekten nun wirklich nichts, also bitte nicht auf der Ebene persönlich werden, das führt zu gar nichts.

8

Sören Hörig | 21.05.2007 15:56 Uhr

Kirche ging, Würfel kam

So gesehen ist es schade drum. Die Zwingergaststätte steht ja auch für ein interessantes gastronomisches Konzept, das man beschreiben könnte mit: "All you can eat - pay at exit". Leider ist seine Entstehung verbunden mit dem Abriß der Überreste der Sophienkirche. Dieser - wenn auch unfreiwillige - Zusammenhang hat dem Gebäude seinen nicht gerade liebevollen Beinamen eingebracht. Um an ebendiesen Abriß zu erinnern, wurde bereits vor Jahren ein Teil des Würfels abgerissen. Jetzt wird nur vollendet, was schon angefangen. Zum Kubus gibt es nicht mehr zu sagen als daß er dem Schürmannschen Entwurf für den Postplatz entstammt von 1991 und schon deshalb hätte neu hinterfragt werden müssen. Städtebaulich halte ich ihn für nicht gelungen. Da kann ein Fassadenwettbewerb bestenfalls Schaden begrenzen, aber nicht verhindern.

7

N. Wegner | 21.05.2007 10:44 Uhr

Würfel geht, Kubus kommt

Ich schliesse mich allen Kommentaren an und kann nur sagen, wie sehr es mir weh tut! Ich kann nicht nachvollziehen, wie es zu solchen Entscheidungen kommt!
Hier eine Zitat von K.F.Schinkel: „...dass die Geschichte fortgesetzt werden soll, ist sehr zu überlegen, welches Neue und wie dies in den vorhandenen Kreis eintreten soll.“

6

Peter C. Schaefer | 20.05.2007 19:03 Uhr

Würfel geht

Vielen Bauten aus den 60gern geht es so, der Lack ist ab, die ursprüngliche Nutzungsanforderungen bestehen nicht mehr oder haben sich grundlegend geändert. Es besteht Handlungsbedarf. Entweder das Objekt wird renoviert oder es weicht einem Nachfolgebau - für letzteres lassen sich häufig einfacher Investoren finden. Leider wird dabei manchmal auch ein Architektonisches Juwel aufgegeben. Im breiten Bewusstsein der Bevölkerung, sind Denkmalwürdige Bauten wenigstens 100 Jahre alt. Hier gilt es, die Diskussionen über solche Entscheidungen in die Öffentlichkeit zu tragen. Für den Fresswürfel kommt das allerdings zu spät - schade.

5

hirsch | 19.05.2007 14:39 Uhr

zeitzeugen

Schade, dass Geschichte so gerne durch Wegreissen vedrängt wird. Denkmalpflege blickt derzeit leider nur sehr weit zurück. Gerade hier an dieser Stelle könnte ein Rundgang durch die baugeschichtliche Entwicklung eines Nachkriegsdresdens beginnen und eindrücklich Zeugnis weisen.
Mal sehen, wie lange die Prager Strasse noch ihre letzten Zeitzeugen erhalten kann.

4

Dr. Wolf-Dieter Talkenberger, Lübeck | 18.05.2007 17:54 Uhr

Würfel geht, Kubus kommt

Wo bleibt der Einspruch der Dresdner, die den Bau ins Herz geschlossen haben, der Widerspruch der Architektenkammer?
Dieser Würfel war etwas Besonderes zu seiner Zeit. Gerhard Müller, ein unpolitischer, kreativer Architekt, hat diesen Bau der Mangelwirtschaft abgetrotzt. Nutzt der Denkmalschutz nur der Politik? Hier wäre er angebracht, um ein hervorragendes Zeugnis der Architktur unter DDR- Bedingungen zu erhalten und nicht dem langweiligen Kubus zu opfern.
Zumindest gibt das Bild nebenan nicht mehr her.

3

Dennis Hawner | 18.05.2007 17:14 Uhr

@1 ...

Ich schliesse mich an!
Das Bestandsgebaeude hat noch Charakter, waehrend der Neubau...was hat der Neubau eigentlich?

2

tinne | 18.05.2007 17:09 Uhr

Berliner Langeweile für Dresden

kennste eins, kennste alle

1

baby | 18.05.2007 16:21 Uhr

Eine Schande ist das,

einen so tollen und unwiederbringlichen Bau mit dieser langweiligen Investitionsarchitektur zu verdrängen!
Schulz & Schulz - Jedermannsnamen für Jedermannsarchitektur!

 
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