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03.11.2022

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Drohnen-Hauptquartier

Firmensitz von Foster + Partners in Shenzhen


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Mitte der 1980er Jahre gelang Norman Foster und seinem Büro mit dem Hauptsitz der HSBC-Bank in Hongkong das ultimative Demonstrationsobjekt seiner Hightech-Philosophie. Während sich die Profession in postmodernen Geschmacksdiskussionen verlor, setzte Foster mit einer muskulären Hochhausarchitektur ein Statement an der Grenze der konstruktiven Machbarkeit. Zugleich begründete er mit diesem Projekt auch seinen Ruf als radikaler Turmbauer. Vor wenigen Wochen wurde nun im rund 50 Kilometer entfernten Shenzhen ein weiteres wegweisendes Projekt von Foster + Partners (London) fertiggestellt. Ein Stück nördlich der Shenzhen Bay im Nanshan District mit Sicht über die Stadt und auf Hongkongs New Territories hat der Drohnenhersteller DJI sein neues, doppeltürmiges Hauptquartier aufgeschlagen. Das Projekt kann in mehrfacher Hinsicht als spätes Echo des HSBC-Gebäudes gelesen werden.

DJI ist führend in der Entwicklung und Produktion von zivilen und insbesondere Kameradrohnen. Da letztere heute nicht zuletzt in der Architekturfotografie weite Verbreitung finden, ist es vielleicht kein Wunder, dass das neue Turmensemble einige drohnenfreundliche Perspektiven eröffnet. Der dramatische Durchflug zwischen den Türmen, eine Sky Bridge auf 105 Metern, saftig grüne Dachgärten und Wasserbassins, all das erweist sich im Imagefilm zur Eröffnung schon als ziemlich pittoresk. Nur in konstruktiver Hinsicht erscheint das Gebäude auf den ersten Blick etwas konventioneller, zumindest aber weniger expressiv als noch die HSBC-Bank. Was allerdings nicht bedeutet, dass die Ingenieur*innen von ARUP nichts zu tun gehabt hätten.

Die beiden Türme mit ihren 44 Stockwerken bei 213 beziehungsweise 40 bei 195 Metern bestehen im Wesentlichen aus massiven Erschließungskernen aus Beton, von denen mittels überdimensionierter Fachwerkträger Geschosspakete abgehängt sind. Die asymmetrische Verteilung der Lasten sei dabei noch nie in einem solchem Maßstab realisiert worden, so die Architekt*innen. Hinsichtlich der Grundrisse ergeben sich aus dieser Konstruktionsweise große, stützenfreie Räume. Neben Büros für Verwaltung und Forschung beherbergen die Türme auch mehrgeschossige Testflugräume und Auditorien. Diese sind dank sichtbarer Träger auf der Fassade ablesbar. Insgesamt ergibt sich eine Bruttogrundfläche von 240.000 Quadratmetern. Ein Sockel mit öffentlichen Nutzungen und vier Untergeschossen unter anderem für die Tiefgarage verankert das Gebäude in der Stadt.

Der neue Hauptsitz von DJI knüpft jedoch nicht nur in konstruktiver, sondern auch in ikonographischer Hinsicht an das HSBC-Gebäude an. Diente letzteres einst auch dazu, das wirtschaftliche Selbstverständnis der damaligen Kronkolonie als künftiger Teil Chinas zu demonstrieren, stehen Unternehmen wie DJI heute für die Emanzipation des chinesischen Festlands von der Werkbank zum Innovationstreiber. Dass das Unternehmen in den vergangenen Jahren in zahlreiche Kontroversen bis hin zur Verwendung in Kriegen und bei Terroranschlägen verwickelt war, verwundert angesichts eines Marktanteils von 70 Prozent vielleicht nicht. Dass jedoch das Unternehmen laut einer Sanktionsliste des US-Senats mit seiner Überwachungstechnologie zur Unterdrückung der uigurischen Minderheit in der Provinz Xinjiang beiträgt, sollte trotzdem nicht unerwähnt bleiben. (sb)

Fotos + Video: Fangfang Tian


Video:




Zum Thema:

Wer mehr zum Bau der HSBC-Bank erfahren möchte, dem sei eine spektakuläre Fotoserie auf der Webseite von Foster + Partners empfohlen.


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BauNetz-Maps


Kommentare

9

Anton Schedlbauer | 08.11.2022 11:59 Uhr

Großartige Architektur

Großartige Architektur mit fantastischer Struktur.
Foster and Arup at their best!
Ich wundere mich nur, wie die den Brandschutz und die Wärmeausdehnung der exponierten Stahlkonstruktion in den Griff bekommen.
Schade ist nur, dass sich innen - wenn ich die Grundrisse richtig interpretiere - doch nur öde Großraumbüros befinden.
Aber ein Corner Office ganz oben ...

8

auch ein | 07.11.2022 10:01 Uhr

architekt

also der eiermann hat ja vor langer zeit bei OLIVETTI in Frankfurt bereits gezeigt dass es geht auch grosse volumen abzuhängen.
hätte man jetzt nicht nochmal und in muskelmanier machen müssen.....

7

M. | 05.11.2022 22:28 Uhr

also das pornofilmfest

...war deutlich unterhaltsamer.

6

NTN | 04.11.2022 23:30 Uhr

Bitte eine etwas kritischere Perspektive

Wie auch in den anderen Kommentaren schon angemerkt wäre bei einem solchen Projekt eines deutschen Architekturmagazins, welches sich am Zahn der Zeit sehen möchte, mehr kritische Reflexion zu erwarten. Wolkenkratzer mit riesigem abgehängten Statik-Bizepsmessen für diesen Drohnenhersteller in Shenzen und dann auch noch mit Dachgärten auf 200m ist ja wohl der absurdeste Quatsch der einem in 2022 noch einfallen könnte.

5

solong | 04.11.2022 14:08 Uhr

zunächst

... sollte es hier um architektur gehen ... sehe in gestaltung und konstruktion sehr sauber durchdeklinierte gebäude ... strukturiert ... ohne dieses zurzeit übliche gewurschtelt ... mit irgendwelchen zwanghaft abgerundeteten oder quasi dekonstruvistischen versuchen ... das problem des klimawandels liegt ja nur begrenzt in den gebäude begraben ... hauptauslöser ist der wunsch nach unbegrenzter mobilität und den leben in den großstädten ... auf begrenztem raum gehrt dann eben irgendwand das nur noch durch höhe ... und hier schmutzige hände zu titulieren weil man für china plant ist wohl etas sehr vermessen ... in angesicht, dass wir alle im täglichen leben eine vielzahl von produkten aus chinesicher herstellung benutzen ...

4

stph | 04.11.2022 13:48 Uhr

....

Foster war nie viel mehr als die Summe seiner Teile und örtlich beliebig. Auch das Less der Apple stores war nicht More und so "sexy" wie ein Playmate oder eine Babypuppe und abwaschbar wie ein Macdonalds.

3

peter | 04.11.2022 13:24 Uhr

fantastischer entwurf

erinnert mich ein bisschen an den hochhausentwurf von OMA in singapur.

2

joscic | 04.11.2022 09:26 Uhr

"Wegweisendes Projekt" wirklich?

Der Weg führt doch schnurgerade gegen die Klimawand! Was soll daran wegweisend sein, die totale Technokratie? Der Text liest sich mit kleinen Zugeständnissen wie aus dem Propaganda Handbuch der Regierung. Die "postmodernen Geschmacksdiskussionen" waren vielleicht doch nicht ganz so verloren.

1

lassie | 04.11.2022 07:41 Uhr

schmutzige Hände

Tja Architekten sind sich wie alle anderen auch nicht zu schade, sich die Hände schmutzig zu machen. Kann man vor diesem Hintergrund überhaupt noch über Architektur schreiben? Dem Schreiber ist jedenfalls nicht vor Entsetzen der Griffel aus der Hand gefallen. Wir machen ja alle nur unseren Job oder wie?

 
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