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08.06.2022

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Google im High-Tech-Zelt

Firmencampus von BIG und Heatherwick Studio in Kalifornien


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Anfang dieses Jahres veröffentlichte das New Climate Institute zusammen mit der Umweltgruppe Carbon Market Watch einen Bericht über die Versprechen globaler Konzerne zur eigenen Klimaneutralität. Darüber berichtete unter anderem die taz. Der “Corporate Climate Responsibility Monitor” betrachtet die Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte von 25 multinationalen Firmen und zeigt in seiner Auswertung Ernüchterndes: Greenwashing werde von fast allen Unternehmen betrieben, so die Bilanz. Unter anderem fiel das Ergebnis für den Megakonzern Google mit “niedriger Integrität” ebenfalls eher schlecht aus.

Der Bericht stellt also eine Herausforderung dar in Bezug auf das firmeneigene Image und das Versprechen des Großkonzerns, bis 2030 jedes Büro und jedes Datenzentrum des Unternehmens rund um die Uhr CO2-neutral agieren zu lassen. Denn allein die Datenzentren verbrauchten im Jahr 2020 15,1 Millionen Megawattstunden, die Tendenz ist hier steigend. Eine entsprechend hohe Erwartung dürfte somit auch auf dem Neubau des Google-Campus Bay View im Silicon Valley in Kalifornien geruht haben, welcher als klimaneutraler Arbeitsort bis 2030 das Versprechen einlösen soll. Bjarke Ingels Group (Kopenhagen/New York) entwarfen die Anlage in Zusammenarbeit mit Heatherwick Studio (London) und dem Konzern selbst. Nach fünf Jahren Bauzeit wurde sie nun fertiggestellt. Die Planungen begannen bereits 2015, allerdings im Vergleich zu heute mit einer etwas veränderten Gebäudestruktur.

Das Campusareal mit knapp 170.000 Quadratmetern Fläche umfasst drei Gebäude. Davon sind zwei als Arbeitsorte konzipiert, während das dritte ein Veranstaltungszentrum für bis zu 1.000 Personen und 240 Kurzzeit-Unterkünfte für Angestellte beherbergt. Dass Freizeit und Arbeit in dieser Umgebung durchaus verschmelzen sollen, lässt sich anhand des inneren Aufbaus der beiden zweigeschossigen Arbeitshallen ablesen: Unter einem zeltartigen, gigantischen Dach befinden sich im offenen Obergeschoss verschiedene Team-Arbeitsplätze, die laut Projektbeschreibung ähnlich einer “Nachbarschaft” zur Zusammenarbeit anregen sollen und flexibel veränderbar sind. Das darunter liegende Geschoss dient der Freizeit. Zur Verbindung beider Ebenen wurden sogenannte innenliegende "Höfe" geschaffen, die über variantenreiche Treppen gegliedert sind.

Die Bezeichnung “Drachenschuppen” in der Projektbeschreibung hebt das zentrale Element der Gebäude hervor, und zwar Solardächer. Stahlstützen stemmen die Dachkonstruktion mit rund 50.000 Solarpaneelen, die auf den Gebäuden verbaut wurden und insgesamt fast sieben Megawatt Energie erzeugen. Getragen werden diese zudem von einem innenliegenden Gitter aus Stahlrohren, dazwischen sind Fenster eingebracht. Die Dachhaut selbst ist lichtundurchlässig, um die thermische Wärmeentwicklung zu minimieren.

Neben der Stromerzeugung wird bis 2030 ebenfalls angestrebt, 120 Prozent des verbrauchten Wassers zu regenerieren. Um die erschlossenen Naturräume zu kompensieren, wurden 17,3 Hektar Feuchtwiesen, Wälder und Marschland angelegt. Heizung und Kühlung für das Projekt liefert ein riesiges geothermisches Wärmepumpensystem, das unterirdische Rohre mit einer Gesamtlänge von rund 160 Kilometern umfasst. Ob die Bilanz auch mit Blick auf die graue Energie des Campus am Ende tatsächlich Null lauten wird, daran wird sich Google in acht Jahren messen lassen müssen. (sas)

Fotos: Iwan Baan



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Kommentare

13

Lars K | 10.06.2022 12:02 Uhr

@peter 7

Ich freue mich, dass Sie meine Kommentare genau lesen.

12

auch ein | 09.06.2022 16:55 Uhr

architekt

@10:
"Hier von "lahme Ente ohne jede Idee" zu sprechen finde ich arm. Und das über ein Gebäude von BIG. Klingelts? Aua!"

nur weils von einem der modischen Büros ist muss es nicht zwingend gut sein. Sieht man auch an den "späten" Niemeyers (die schlimme Therme), Richard Meier, das Libeskind-Hotel in Bern etc etc....

Es erinnert eher an ein Grossverteilzentrum von AMAZON als ein Zelt finde ich.....schlimme Arbeitsplätze.

11

peter | 09.06.2022 15:51 Uhr

hej sam,

sie haben mit ihrem argument natürlich recht, aber wenn eines der wichtigsten unternehmen der welt, das unsere gegenwart und die zukunft maßgeblich mitgestaltet, sich ein gebäude von den toparchitekten unserer zeit errichten lässt, das im trostlosesten moment an eine messe- oder flughafenabefrtigungshalle erinnert, ist das irgendwie schon eine lahme ente. finden sie nicht? man könnte auch etwas abfällig behaupten, dass die visionen der architekten einfach nur an realen begebenheiten gescheitert sind. ich sehe auf den bildern jedenfalls kein leitbild. sondern nur neoliberale tristesse.

10

sam | 09.06.2022 12:59 Uhr

Zelt

Nunja - eigentlich hat Google sich eine Halle in Form eines Zeltes bauen lassen bei dem der Innenausbau komplett austauschbar oder anpassbar ist. Auch eine Form von Nachhaltigkeit (sorry, wenn es im Baunetztext steht, den habe ich nicht gelesen). Ich finde das Konzept grundsätzlich gut auch wenn man es hierzulande aus den Anforderungen, die an Arbeitsplätze gestellt werden, vermutlich niemals so umsetzen könnte. Hier von "lahme Ente ohne jede Idee" zu sprechen finde ich arm. Und das über ein Gebäude von BIG. Klingelts? Aua!

9

@peter u LarsK | 09.06.2022 11:37 Uhr

Vor Ort

erstmal intelligenter lösen!

8

Kommentarch | 09.06.2022 11:16 Uhr

Decke dysfunktional

Wenn das eingeschnittene Dach eine Belichtung der ganzen Fläche herstellen soll, warum dann der architektonische Geschmacksverstärker in Form von massiven Uplights für die Decke? Diese wäre sonst nicht so kuschelig weiß, hell und schwebend. Und allein für diesen Eindruck gibt man doch gerne den auf dem Dach mühsam erzeugten Strom wieder her.

7

peter | 09.06.2022 08:59 Uhr

@LarsK

Waren Sie vor Ort? Wenn Sie meinen, alleine von den Fotos beurteilen zu können ob ein Gebäude mitreißend ist oder nicht, sind Sie zu bedauern. Zum Glück funktioniert Architektur so nicht.

6

Lars K | 09.06.2022 07:10 Uhr

bizarr

Bizarr wird es, wenn manzwischen all die lahmen Holzkisten im Inneren auch noch eine dämlich geschwungene Treppenanlage stellt, die beim ersten Mal laufen Spaß macht und im Arbeitsalltag dann imemr nur nervt. Oder gibt es weiter vorne sowieso einen Fahrstuhl um die eine Etage zu überwinden?
Ja, das Dach ist hübsch und der Lichteinfall von oben sicher auch. Der Rest ist eine lahme Ente ohne jede Idee oder Innovation. Kein Wunder, dass keine Grundrisse veröffentlicht sind.

5

latimer | 08.06.2022 19:24 Uhr

Google World

Das ist das Prinzip der gut verdienenden High Tech Firmen. Schaffe Identität mit Architektur und Wohlfühlfaktor mit vielen Freizeitmöglichkeiten, damit die Mitarbeiter bald fast ihr ganzes Leben bei Euch verbringen. Und das Irre ist: das klappt!

Der Bau wirkt auf mich aber eher abschreckend. Zwar fällt er außen spektakulär auf, selbst wenn daneben die übliche Parkplatztristesse US-amerikanischer Standardfirmen herrscht - Asphalt, der gut heizt (sehr klimaaktiv...). Der Arbeitsraum ist dann eher ein erschreckender Bazar oder perfekt orchestrierter Ameisenhaufen. Und so würde ich mich darin vermutlich auch fühlen - wie eine Ameise, die maximal fleißig sein soll. Und das ist wirklich die Zukunft der Arbeit?

4

Christian Richter | 08.06.2022 17:50 Uhr

Aus der Vogelperspektive entworfen

Es scheint kein Zufall zu sein, dass sowohl die Außen- als auch die Innenaufnahmen meist aus der Voegelperspektive aufgenommen wurden. Mal auch von unten nach oben, aber nie ... aus der Perspektiven der Menschen, die dort arbeiten. So sieht das von oben munter und bunt aus, man ahnt aber, dass das Flanieren durch den Raum zwischen den dutzenden Holzkisten hindurch wenig räunliches Erlebnis verspricht, und mangels Bezug nach Außen auch keine neuartiges Arbeitserlebnis. Wer aus dem amerikanischen Cubicle kommt, atmet vielleicht auf, wer mal ein Fenster neben dem Schreibtisch hatte, stöhnt bei diesem Anblick. Als Architektur-Objekt vielleicht neuartig, die Arbeitswelt ist extrem antiquiert. Es ist die leicht modernisierte Version von Frank Lloyd Wrights Johnson Wax Building - dummerweise ist das schon bald 100 Jahre alt.

3

Bart | 08.06.2022 16:41 Uhr

ui ui

das finde ich doch arg großmaßstäblich geraten. Der Innenraum läßt mich eher an einen Flughafenterminal denken, und die Dachstruktur lässt von innen dann auch ein wenig Leichtigkeit und Eleganz vermissen (zumindest wenn man gerade zuvor die Gedenkmeldung zu Behnisch mit dem Olympiagelände durchgeklickt hat)

2

peter | 08.06.2022 15:59 Uhr

und vom ursprünglichen entwurf

ist ja auch nicht mehr so viel geblieben...

1

peter | 08.06.2022 15:36 Uhr

hmm...

da möchte ich doch lieber bei apple arbeiten.

(wow, der innenraum ist ein richtiger schocker.)


 
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