Paulina ist jetzt groß und dick. Denn die Kuh hat etwa ein Jahr lang für das spanische Architektenbüro Ensamble Estudio saftiges Heu gefressen. „The Truffle“ heißt das dazugehörige Ferienhaus-Projekt an der Costa da Morte. Dem Namen nach hätte man wohl eher die Mitarbeit eines Trüffelschweins erwartet. Stattdessen beauftragte das Team um den Architekten Anton Garcia-Abril ein weibliches Kalb, um den mit Heuballen gefüllten Innenraum des höhlenartigen Bauwerks leer zu fressen.
Ein Jahr lang diente der mit getrocknetem Gras gefüllte Betonbrocken dem Tier als Unterschlupf und Nahrungslieferant. Die steinerne Vorratskammer versorgte Paulina während dieser Zeit mit 50 Kubikmetern ihres Leibgerichts. Am Ende war aus dem Kalb eine Kuh geworden und aus dem früheren begehbaren Futtertrog ein Ferienhaus.
Die Arbeit besteht aus einer ausgehöhlten Betonskulptur. Schichtweise wurde der Raum zwischen gestapelten Heuballen und der umgebenen Erde ausgegossen. Entstanden sei dabei ein amorpher Baustoff-Blob, der sich den Gesetzen der Natur füge und dadurch mit der Umgebung verschmelze, so der Architekt. Der Entwicklungsprozess orientiere sich an der Entstehung von Mineralgestein. Mit Hilfe von Werkzeugen aus dem Steinabbau wurden schließlich Öffnungen in die dicken Betonwände geschnitten. Sie rahmen jetzt den fantastischen Ausblick des rustikalen Feriendomizils auf den Atlantik.
Mit den Maßen von „The Truffle“ orientieren sich die Architekten grob an Le Corbusiers „Cabanon“, dem 3,66 auf 3,66 Meter auf 2,26 hohen Holzhäuschen, das der große Meister 1951 als Ferienhaus auf einem Meeresfelsen nahe der Grenze zu Monaco errichtete. Seine iberischen Wiedergänger nennen ihr Werk daher „Cabanon of Beton“.
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Kommentare
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grün | 21.05.2010 15:34 Uhr
schön
sehr sehr schön! Schade, dass so viele Menschen eine solch interessante Arbeit nicht annehmen und würdigen können! Sehr guter post! Danke!
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Gerhard Fuetterer | 20.05.2010 18:51 Uhr
Kuhstall mit Meerblick
Ich finde dies grossartig und waere gern dabei gewesen. Ein Traum eines junggeblibenen Mannes. Wohl dem der ein Grundstueck am Meer hat indem ihm niemand reinredet.
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Frieda | 20.05.2010 17:42 Uhr
unglaublich
endlich mal wieder was Experimentelles! cool, gefällt mir sehr! Ob das Häuschen innen gemütlich ist sei mal dahin gestellt -konzeptuell jedenfalls super stark!
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root | 20.05.2010 16:46 Uhr
die arme Kuh
Tierquälerei ist das, so ein Quatsch ist nicht einmal gut genug für die "letzte Seite"...
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Katharina | 20.05.2010 16:29 Uhr
*****
grosse Freude!**
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bob bolero | 20.05.2010 16:24 Uhr
paulina
total durchgeknallt. völlig irre. warum sollte man so etwas tun? wie kommt man auf so eine idee? über EIN JAHR lang???
trotz films: fällt mir schwer, diese geschichte zu glauben. aber egal: eine sehr schöne geschichte. und das ist ja die hauptsache...
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grün | 21.05.2010 15:34 Uhrschön
sehr sehr schön! Schade, dass so viele Menschen eine solch interessante Arbeit nicht annehmen und würdigen können! Sehr guter post! Danke!