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08.04.2011

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Wellen-Relief

Fassade von Hild und K in München


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Aus der Ferne betrachtet ist es nur ein kleines Detail. In schmalen horizontalen Abschnitten wellt sich die helle Fassade zu einem feinen Relief. Die Nachbarhäuser sehen neben dem Wellen-Relief fast etwas steif aus. Die neue Hülle für das Wohnhaus mitten in München stammt von dem Münchner Büro Hild und K Architekten. Diese überraschen also wieder mit einer Neuinterpretation, anstatt die ursprünglich spätklassizistische Fassade detailliert zu rekonstruieren.

Das Mehrfamilienhaus steht am Anfang der Reichenbachstraße nur wenige Gehminuten vom beliebten Gärtnerplatz. Das Viertel, eine der bedeutendsten Stadterweiterungen aus dem 19. Jahrhundert, steht heute unter Ensembleschutz. Die Architekten beabsichtigen, mit der Sanierung  des Hauses die Spannung zwischen historischem Erbe und aktueller Gegenwart heraus arbeiten: „Die dreiteilige Gliederung der Fassade greift ein seinerzeit gängiges Gestaltungsmittel, sogenannte Bossen, auf und verfremdet es zugleich: Durch unterschiedliche Höhe der einzelnen – hier in Putz ausgeführten – überstehenden Elemente entsteht ein wellenförmiges Relief. Diese Fassadenstruktur erzeugt ein je nach Sonnenstand und Blickwinkel differenziertes, eindrucksvolles Schattenspiel“, heißt es in der Erläuterung.

„Die ursprünglich antikisierende ‚Schwere‘ der Bossen gerät dadurch in einen reizvollen Gegensatz zur Beweglichkeit der Lichtstimmungen. Der spielerische Umgang mit kontrastierenden Gestaltungselementen und das prägende Wellenmotiv finden ihre Fortsetzung im ruhigen Innenhof. Organisch geformte, in den Etagen intelligent zueinander versetzte Balkonflächen laufen über die gesamte Gebäudebreite und erzeugen ein Wechselspiel aus Enge und Weite, Privatheit und Offenheit. Erschlossen werden sie durch raumhohe Fenstertüren, wodurch sich die Belichtungssituation der Wohnungen wesentlich verbessert.“

Die bestehende Raumeinteilung im Gebäudeinneren ist weitgehend erhalten geblieben. Die Belichtung wurde durch neue großzügige Durchgänge verbessert. Mit ihrem typischen Altbaucharme bieten die Wohnungen alles, was die Seele des modernen Münchners liebt: großzügige Räume mit hohen Decken, modern interpretierter Stuck an Decken und Wandflächen, Fischgrätenparkett und Doppelflügeltüren.


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Kommentare

10

Akki | 11.04.2011 16:25 Uhr

Ironie

Liebe Rauke Rübenstrauch

für mich ein schönes Beispiel für Bauen im Bestand. Mir sind die Wellen überhaupt nicht zu ironisch, ich finde es gut und eine ausgesprochen schöne Idee .

Ob es hier jetzt zu Wassernasen im Laufe der Jahre kommt, finde ich eine kleinliche Diskussion, wir schwatzen doch alle mal unseren Bauherren kleine Wagnisse auf...

Die Balkone an der Hofseite sind mir schon fast ein bischen zu verspielt. Das Schwarz ist mir hingegen ein wenig zu düster. Die Geländerstäbe so unterschiedlich anfertigen zu lassen, dass es zu diesen Wellen kommt ist extrem und vielleicht dem Material nicht angemessenes "Kunsthandwerk".
Die Fensterlaibungen an der Strassenfassade würden mir mit unterem Laibungsteil, also komplett umlaufender Laibung, besser gefallen.
Aber das sind alles nur kleine Kritikpunkte die ich persönlich so sehe.
Kein Grund für mich, das Projekt überhaupt zu kritisieren.

Für mich ist das immer noch gute "traditionelle" Architektur, soviel Freiheit muss sein.

Wenn man zB in Mailand ganze Strassenzüge historisierender Architektur des 19.Jh. ansieht, findet man dort auch oft sehr phantasievolle, ausgefallende Details oder Flächenbehandlungen. Was dann ja auch im 20.Jh in der Architektur von Muzio seine Fortsetzung findet, zB am Cá brutta`und anderen. Vielleicht hoch gegriffen, aber in so einer Tradition würde ich das sehen

Also Rauke, her mit dem Wein ;-)

9

solong | 11.04.2011 07:44 Uhr

...großartig...

nunja die "gefällt mir generation" für die ja schon ein telefonkontakt als freund zählt ... hält so einen zugegebener maszen recht interessanten ansatz ... anscheinend für großartig ... bisschen übertrieben wenn man die dann doch eher zufälligen über- gänge der fensterfaschen und der fensterbänke beachtet ... vom hoffnungslos nervösen gekurve der balkone der rückseite mal garnicht erst zu sprechen ... interessanter ansatz ... leider ins "banale" abgedrifftet ... hild und k hat schon deutlich besseres gezeigt ...

8

Pekingmensch | 11.04.2011 04:19 Uhr

Ornament

Ja, hochinteressant! So etwas aehnliches haben Hild und K ja schon einmal vor Jahren an der Belziger Strasse in Berlin gemacht (die urspruengliche Stuckfassade als vergroeberte Negativform in die neue Putzfassade eingeschrieben). Bei beiden Projekten faellt mir auf, dass diese ornamentale Behandlung der Fassade eine zusaetzliche Massstabsebene in die Architektur bringt. Haette man die Putzfassade in moderner Manier ganz glatt belassen, wuerde etwas fehlen und das Haus wuerde sich auch nicht so gut in die Nachbarschaft einfuegen. Ich denke, man kann da etwas fuer unsere zeitgenoessische Architektur lernen: Diese zusaetzliche Masstabsebene ist fuer den Betrachter, zumal den Architektur-Laien, wichtig, um ein Gebaeude schoen finden zu koennen. Die landlaeufige Abqualifizierung von moderner Architektur als "Kisten" und "Betonbunkern" hat vielleicht genau damit zu tun - dem Fehlen von Details, die menschlichen Massstab vermitteln, mit Licht und Schatten spielen usw. Die beiden Projekte von Hild und K zeigen, dass diese Details eben nicht zwangslaeufig historische Ornamente sein muessen, sondern dass es auch andere, modernere oder abstraktere Formen sein koennen. Gerade das erste Foto zeigt, wie gut sich die Fassade in die Umgebung einfuegt, obwohl sie im engeren Sinne nicht historisierend gestaltet ist. Faszinierend!

7

fortlaufend.de | 10.04.2011 18:34 Uhr

...

hild nimmt eine historische vorlage, legt einen photoshop-filter drüber und fertig ist der lack. so entsteht was originelles aber kein original würde herr schwarz sagen. das sympathische an den arbeiten liegt darin, dass die entwerfer immer mal wieder neue filter entwickeln.

6

hotte | 09.04.2011 22:51 Uhr

wellen

i like

5

kleiner | 09.04.2011 13:08 Uhr

Mitte Ironie?

Mal abseits von verquaster baukultureller Interpretation...in zwei Jahren, wenn sich die ersten grauen Schlieren unter den Putzkanten gebildet haben, wird der Bauherr das wohl nicht mehr so großartig finden. ;-)

4

baumensch52 | 09.04.2011 11:47 Uhr

wellen - relief

sieht nicht schlecht aus, aber wie sieht es in 5 jahren aus,
tropft der regen gut ab oder entstehen rotznasen !!!

3

rauke rübenstrauch | 08.04.2011 22:13 Uhr

auf ein glas wein...

mich würde, und das meine ich ganz im ernst und ohne polemisch zu sein, interessieren, wie die herren jungwirth und akki nun dieses projekt sehen. lasst uns doch mal hier an diesem projekt eine neue diskussion starten!

m.e. wird hier versucht, an "traditionell" anmutende sehgewohnheiten mit neuen mitteln anzuschliessen. die frage ist, ob nicht das ganze eine etwas zu offensichtliche ironie hat. im großen und ganzen finde ich aber eine solche lösung durchaus in ordnung. sie verbindet kriterien, die heute am wohnungsbau gestellt werden (jede wohnung hat ihren aussenraum, große fenster, mit sicherheit gute grundrisse...) mit klassischen motiven (symmetrien, proportionen, dreiteiung der strassenfassade, bossenmauerwerk).

gut finde ich, dass hier trotz allem versucht wird, nicht etwas altes zu imitieren, sondern eine interpreation vorzunehmen, die das gebäude -ablesbar- im heute verankert.

möchte das so zusammenfassen: opium fürs volk, subtile signale für den wissenden.

freue mich auf antworten.
rauke.

2

fjw | 08.04.2011 17:45 Uhr

grossartig!

grossartig!

1

der dude | 08.04.2011 17:17 Uhr

...

Mit einem Wort: Großartig!

 
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