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28.11.2024

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Wohnen auf den Garagen

Falk Schneemann in Karlsruhe


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Was doch aus kleinen Ideenwettbewerben entstehen kann! Im Jahr 2017 veranstaltete das Architekturschaufenster Karlsruhe gemeinsam mit dem Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro der Stadt und der Architektenkammer Baden-Württemberg einen solchen – speziell für junge Architekturbüros. Das Thema war Nachverdichtung und Aufstockung in Karlsruhe für zukunftsträchtige Wohnformen. Neben einem kleinen Preisgeld ging es mit einer Ausstellung vor allem um die Sichtbarmachung der Büros und ihrer Vorschläge.

Falk Schneemann
(Karlsruhe), der mit einer Garagenaufstockung in einer Siedlung aus den 1950er Jahren an dem Wettbewerb teilnahm, betont, dass er mit einer Umsetzung seiner Idee nie gerechnet hätte. Die kam dann aber doch. Denn die Volkswohnung GmbH, die die Siedlung im Stadtteil Rintheim verwaltet, kontaktierte Schneemann und beauftragte eine Machbarkeitsstudie für drei Standorte.

Zu den Zeilenbauten der Siedlung gehören kleine, L-förmige Garagenbauten an der Straße. Auf diese wollte Schneemann eine eingeschossige Wohnnutzung mit Satteldächern setzen. Von den drei untersuchten Garagenstandorten erwies sich jedoch nur einer als machbar. Der Knackpunkt lag im Bebauungsplan. Nur in der Heilbronner Straße waren die Garagen als Gebäude ohne Nutzungsangabe eingetragen, sodass eine Mischnutzung möglich werden konnte.

Jetzt sind dort tatsächlich auf drei Garagen insgesamt zwölf Wohnungen entstanden. Jede Anlage besteht aus drei Einzimmerwohnungen mit etwa 40 Quadratmetern Wohnfläche sowie einer Zwei- oder Dreizimmerwohnung. Alle vier Wohnungen einer Anlage werden gemeinsam über eine außenliegende Treppe und einen Laubengang erschlossen. Die bewegte Dachlandschaft der Wohnungen ergibt sich daraus, dass Küchen und Bäder niedriger sind als die Wohnbereiche.

Die Dachlandschaften, so Schneemann, seien gleichermaßen Referenz an die Satteldächer der Zeilenbauten ringsum und an das einfache Bild eines prototypischen Wohnhauses, wie es schon kleine Kinder malen. Zusätzlich wurden beim Umbau Fahrradstellplätze, Müllräume sowie ein Waschsalon geschaffen, die allen Anwohner*innen offen stehen.

Über das Förderprogramm „Innovativ Wohnen“ bekam das Projekt 700.000 Euro Zuschuss vom Land. Dieser ermöglichte, die Aufstockungen auch kreislaufgerecht und versetzbar auszuführen: Die Wohnungen stehen auf einem Rost aus Stahlträgern, der mit Stahlfüßen auf den Pultdächern der Garagen aufsitzt. Der Zwischenraum wird für die Haustechnik genutzt. Die Wohnungen selbst sind Holzständerbauten. Wand-, Boden- und Dachelemente wurden samt Fenstern, Sonnschutz und Elektroinstallationen vorgefertigt, sodass die Montage vor Ort schnell und vergleichsweise leise durchgeführt werden konnte.

Die Fassaden sind außen mit vorpatiniertem Titanzink verkleidet, hauptsächlich wegen Brandschutzauflagen. Im Sinne der Kreislaufgerechtigkeit verzichtet die Konstruktion weitgehend auf Komposite und Verklebungen, die Wandaufbauten kommen ohne Folien aus. Holzböden, Türen und Briefkästen aus einem Abrisshaus der Siedlung wurden in den Garagenaufstockungen wiederverwendet.

Die Wohnungsgesellschaft verwaltet insgesamt einen Bestand von etwa 13.500 Wohnungen. Eine Fortsetzung der Erfahrungen mit diesem kleinen, gelungenen Prototyp folgt hoffentlich bald. Die Wohnungen auf den Garagen waren jedenfalls „alle umgehend vergeben“, sagt Schneemann. (fh)

Fotos: Chiara Bellamoli (Volkswohnung), Bild_Raum Stephan Baumann


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

12

a_C | 04.12.2024 10:50 Uhr

@#10

In Überlingen mag es wünschenswert sein, mal so einen Gag gebaut zu bekommen, um das eigene Städtchen für einen kleinen Moment bundesweit auf die Architekten-Landkarte zu packen. Aber Städte in der Größenordnung Karlsruhe+ haben regelmäßig zu große Probleme, die Nachfrage nach Wohnen zu bedienen. Da sind solche Garagen wertvoller Baugrund, der als Ausnahme mal für eine solche diskussionsanregende "Provokation" hergegeben werden kann, aber eben nicht im Regelfall.

-> Das ist kein "Ansatz" für eine Großstadt, für kleinere Orte aber bitte gerne. Ihre Entscheidung.

11

auch ein | 02.12.2024 08:16 Uhr

architekt

@9:
was sollte der bezug sein??

man sollte eher die häuser AUF der garage "selbständig" zum stehen bringen, also die garagen "überbrücken", so wären auch Mehrgeschosser möglich und erst dann wirds einigermassen wirtschaftlich

10

Thomas Kölschbach | 30.11.2024 13:20 Uhr

Weiter so

Genau richtig und konsequent ist dieser Ansatz. Die Stadt Karlsruhe darf sich glücklich schätzen, mit einen so innovativen und sehr pragmatischen Ansatz Werbung zu machen. Bravo.

9

Sieben | 29.11.2024 18:03 Uhr

(nicht) VIEL

Das Projekt ist in meinen Augen ein guter Ansatz. Wenn man nur viel will und großes hervorbringen will, kommt man oft nicht weit. Wenn man ein bisschen "rumspinnt" und anfängt, viele kleine Schritte zu machen, hat man wenigstens schon mal was. Und solche Garagenhöfe gibt es endlos viele!
Vielleicht könnte man bei weiteren Aufbauten auf Garagen in der Struktur einen formalen Bezug zwischen oben und unten versuchen. Hier sind es noch zwei völlig verschiedene Welten, und deswegen wirkt es etwas merkwürdig.

8

a_C | 29.11.2024 11:14 Uhr

Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt...

Sorry, aber das ist ein gebauter Gag und kein ernsthafter Ansatz, der Schule machen sollte. Ich verstehe den Beitrag des Architekten als kunstvolle Provokation, die zur Diskussion anregen sollte. Dass er sich nun selber wundert, dass diese Idee auch tatsächlich gebaut wurde, ist nur allzu verständlich.

Auch wenn es witzig aussieht, lässt sich so im Wohnungsbau und bei der immensen Nachfrage nach Wohnen nichts gewinnen bzw. viel VIEL zu wenig. Salopp gesagt: Garagen bitte weg und vernünftig mehrgeschossig bauen!

In Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt gibt § 31 (3) BauGB solche BP-Befreiungen übrigens regelmäßig her.

7

Kollege aus Österreich | 29.11.2024 10:41 Uhr

Glückwunsch

... an den Architekten und alle Beteiligten! Super Idee und entsprechend gut umgesetzt. Innovativ, konsequent und vor allem - im Gegensatz zu vielen Projekten die man derzeit sieht - sinnvoll!

6

kollegin | 29.11.2024 08:43 Uhr

Grossartig

eine Idee, die sicher vielen beim Anblick von tristem Flächenfrass der blockinneren Garagenhöfe in vielen Vierteln der Republik durch den Kopf geht - endlich, endlich traut sich jemand an eine wunderbare Umsetzung. Bitte weiter machen.

5

... | 28.11.2024 22:47 Uhr

gäbe es das nicht...

...man müsste es erfinden, wie es da steht, in all seiner grotesken einfältigkeit und herrlichkeit.

4

auch ein | 28.11.2024 17:01 Uhr

architekt

die idee ist sehr gut, da können tausende wohnungen entstehen.
ich hoffe dass man auch paar euro für automatische garagentore gestiftet hat und die bewohner nicht jedesmal einen infarkt bekommen wenn jemand das bblechtor raufdonnert.
und die autos wenig bei laufendem mototr vor ebender garage stehen.

3

Architekt | 28.11.2024 16:40 Uhr

Sehr schönes Projekt

Schön und einfallsreich, mehr davon bitte..

2

peter | 28.11.2024 16:26 Uhr

bebauungspläne

...fallen nicht vom himmel, sondern werden von menschen geschrieben. wo ein wille ist, können b-pläne im sinne eines vorhandenen entwurfes geändert werden, wie es regelmäßig bei architekturwettbewerben gehandhabt wird.

problem ist wohl eher die wirtschaftlichkeit? sehr schönes projekt jedenfalls - bitte gern die b-pläne anpassen und weitermachen!

1

Gustav Baumann | 28.11.2024 15:53 Uhr

Phantastisch !

Wir brauchen mehr Leute, die neue Ideen auch umsetzen.

 
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