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12.01.2021

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Weiterbauen in Kaulsdorf

FAR frohn&rojas planen Zeilenbauten in Berlin


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Der Berliner Nordosten gehört hinsichtlich seines typologischen Geflechts zu den spannendsten Gebieten der Stadt. Nicht nur eines der größten Plattenbaugebiete Europas befindet sich hier, sondern auch Deutschlands größte zusammenhängende Einfamilienhausgegend. Hinzu kommen Zeilenbauten aus den letzten Jahren der DDR, die teils wie eine Neuinterpretation einer innerstädtischen Blockrandbebauung wirken. Grünzüge wie das Wuhletal – Austragungsort der IGA 2017 –, riesige Industriegebiete, Stadtteilzentren der 1990er und Einkaufszentren der 2000er Jahre füllen die Zwischenräume.

Das jüngste Projekt des Berliner Büros FAR frohn&rojas in der Lion-Feuchtwanger-Straße in Kaulsdorf lässt sich fast schon als Synthese dieser Gemengelage begreifen. Anstelle der ehemaligen, mehrfach umgenutzten Wohngebietsgaststätte „Mecklenburg“ sollen dort im Auftrag des Münchner Entwicklers Euroboden zwei sechsgeschossige Neubauten mit einer Wohnfläche von rund 8.000 Quadratmetern entstehen. Beide Volumen greifen einerseits die niedrigere Zeilenbebauung der Umgebung auf, als solitäres Ensemble komplimentieren sie andererseits aber auch den höheren Plattenbauzug, der hier endet. Ein begrünter Hof zwischen den Zeilen führt außerdem visuell die Grünachse fort, die bisher durch die Gaststätte unterbrochen war. Die Außenanlagen werden von Topotek1 (Berlin) gestaltet.

Die Architekten planen die Anlage als Betonskelettbau basierend auf Fertigteilen, wie sie aus dem Industriebau bekannt sind. Das Projekt verkörpert damit eine Fortführung ihres Wohnregals in Moabit. Die insgesamt 124 Einheiten sind nach aktuellem Planungsstand als Eigentumswohnungen konzipiert, sie könnten bei entsprechender Trägerschaft aber auch ganz oder zu einem überwiegenden Teil vermietet werden. Vorgesehen sind außerdem Räume für eine gemeinschaftliche Nutzung. Die Hälfte der Wohnungen wird barrierefrei sein.

In die Topografie des Grundstücks halb eingegraben befindet sich ein Sockel mit Mobilitätsangeboten, darüber liegt das Gartenplateau, an das zweigeschossige Maisonetten mit bis zu 113 Quadratmetern angrenzen und schließlich vier reguläre Wohngeschosse mit Einheiten zwischen 47 und 63 Quadratmetern. Diese werden über Laubengänge erschlossen, die zugleich als Balkone dienen. Der Hof ist damit als verdichteter Begegnungsort gedacht, dem privatere Straßenseiten mit französischen Balkonen gegenüberstehen. Der Zugang zu den Etagen erfolgt über vier Treppenhäuser mit Aufzügen in den Gebäudeecken, was dabei helfen dürfte, die Bewegung vor den raumhohen Fenstern der Laubengänge überschaubar zu halten. (sb)


Zum Thema:

Neben FAR planen derzeit auch David Chipperfield Architects Wohnbauten im Berliner Nordosten, genauer: in Marzahn, wo sie im März 2020 einen Wettbewerb gewinnen konnten.


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Kommentare

7

STPH | 13.01.2021 12:47 Uhr

diesmal für ixamotto

Hier auch wieder das Problem, das der Städtebau schon längst gelaufen ist und die besten Plätze schon der Platte gehören mit sattem gut strukturiertem Umfeld und Sonnenbalkonen. Was dann noch Eigentümern anderes bieten als ein fesches Rendering und Abwendung von diesem benachbarten Mietglück (google maps). Hier dreht sich der Sozialneid mal um und die Käufer sitzen auf der Strafbank. Naja ein bisschen dürfen sie ja teilhaben an der gewachsenen natürlichen Pracht. Ein Lob dem sozial....istischen Städtebau, weiter südöstlich sogar noch besser.

6

Christian Richter | 13.01.2021 10:46 Uhr

Ästhetisierung des selbstgewählten Mangels

Wie in zahlreichen vergleichbaren Projekten des aktuellen "industrial chic" werden auch hier Einschränkungen zuerst ohne Not erzeugt (Nordbalkone, Erschließung direkt vor den Fenstern der Wohnungen, unbelichtete Küchen), um diese dann konzeptionell zu überhöhen und als ästhetischen und sozialen Mehrwert anzupreisen - das Ergebnis wird von der Fachwelt / Fachpresse in der Regel überaus ebenfalls gepriesen, wie wir schon bei dem Projekt in Moabit derselben Architekten feststellen konnten. Dort konnte man im übrigen auch feststellen, dass die genannten Kosten sich nicht im geringsten von konventionellen Bauten unterscheiden, so dass der Mehrwert der Fertigteilbauweise auch hier im Dunkeln, bzw. ebenfalls in Gedankensphäre des Betrachters bleibt. Das sagt nichts schlechtes über das Projekt aus - wir dürfen davon ausgehen, dass sich auch hier bereitwillige Käufer und Mieter finden - wirft aber ein schlechtes Licht auf die Vermarktungsprosa und deren begeisterte Leser, die so sehr nach "Neuem" gieren, dass eine kritsiche Überprüfung funktionaler Selbstverständlichkeiten einfach unterbleibt. Das kann letztendlich ein Bärendienst für die architektonische Zunft sein.

5

.,- | 12.01.2021 16:49 Uhr

ixamotto

wohl eher typisch zeitgemäß:

schicke Bilder - billig gebaut - teuer verkauft ;)

4

Peter | 12.01.2021 16:45 Uhr

@ixamotto

Für mich persönlich wäre das auch nichts. Aber trotzdem finde ich das mal wieder ein überzeugendes Projekt von Marc Frohn! Aus den "Laubengängen" wurde hier ein stimmiges funktionales und räumliches Konzept gestrickt!

3

Master | 12.01.2021 16:25 Uhr

Voliere

mir gefällt das Projekt gut. Nur bei den Gittern vor den Balkonen würde ich mir gefangen wie in einem Vogelkäfig vorkommen. Und das ist kein gutes Gefühl.

2

mr-arcgraph | 12.01.2021 16:07 Uhr

Euphemismen

Früher hätte man den Sockel mit »Mobilitätsangeboten« eine halb offene Tiefgarage oder Stellplatzflächen genannt. Was wird denn »angeboten«? Und man muß es schon mögen, daß alle vor dem Wohnzimmer, bzw. zwischen Balkon und Wohnzimmer durchlaufen. Die Ost-West-Ausrichtung heißt auch, in der südlichen Zeile Balkone dauerhaft im Schatten zu haben, bzw. ausgerechnet die »rückwärtigen« Zimmer in der Sonne. Symmetrie ist nicht alles.

1

ixamotto | 12.01.2021 15:51 Uhr

Warum?


Wenn es sowieso teure Eigentumswohnungen werden: Warum nicht eine richtig hohe und richtig gute Scheibe reinstellen, statt so eine Typologie mit klaustrophobischen Big-Brother-is-Watching-you-Hof zur visuellen Zwangsvergemeinschaftung?

Typisch Euroboden: Schicke Bilder, wenig Substanz.

 
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