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19.07.2017

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Ein Chipperfield für Carmen

Eröffnung des Kongresszentrums bei Künzelsau


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Zehn Jahre ist es her, dass sich David Chipperfield Architects (Berlin) im anonymen Einladungswettbewerb um das neu zu planende, privat gestiftete Kultur- und Kongresszentrum nahe dem schwäbischen Ort Künzelsau durchsetzen konnten. Die groß aufgezogene Ausstellungseröffnung der 13 Wettbewerbsbeiträge stieß damals auf hohes mediales Interesse. Schließlich ging es um eine geplante Investition von bis zu 120 Millionen Euro. In seiner Rede scherzte Reinhold Würth, der Auslober des Wettbewerbes, noch, er würde sich für die Realisierung viel Zeit nehmen – wie beim Bau seiner Künzelsauer Firmenzentrale, bei der es schließlich von der Auslobung zur Eröffnung sieben Jahre gebraucht habe. Gestern wurde zum 80. Geburtstag seiner Frau der erste Bauabschnitt des ihr gewidmeten Carmen Würth Forums eröffnet.

Der Unternehmer, der mit dem Vertrieb von Schrauben und schwäbischer Sparsamkeit zum Milliardär wurde, hatte sich schon zum Zeitpunkt der Auslobung aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen – weitgehend zumindest: Noch immer verbringt er täglich drei bis vier Stunden mit dem Diktat an die Firmensekretärin. Die übrige Zeit verschreibt er sich vorwiegend den schönen Künsten, die er durch Investitionen fördert – eine Eigenschaft, die der britische Stararchitekt Chipperfield schon in seiner Festrede zum Wettbewerbsgewinn betonte.

Der flache Bau mit 11.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche liegt eingebettet in die von Agrarwirtschaft geprägte Umgebung. Bislang umfasst er eine Veranstaltungshalle und einen Kammermusiksaal, die teils in das Gelände eingelassen wurden. Zwei geschützte Außenräume entstehen durch von Wänden gestützte Einschnitte in die Hügellandschaft und sollen für Veranstaltungen unter freiem Himmel genutzt werden. Die Planung der Grünflächen, die auch den Skulpturen der Würth’schen Kunstsammlung als Ausstellungsfläche dienen, übernahmen die Münchener Landschaftarchitekten realgrün.

Die 3.500 Gästen Raum bietende Veranstaltungshalle ist dank Stahlfachwerk stützenlos überspannt. Durch den verglasten Galeriebereich fällt Tageslicht in den Saal, der ansonsten unter der Erdoberfläche liegt. Ausschlaggebend für das Eingraben der Räumlichkeiten waren vor allem die Anforderungen an deren Akustik: Ein eigens gegründetes philharmonisches Würth-Orchester soll den 600 Plätze umfassenden Kammermusiksaal regelmäßig bespielen. Dieser wird von der starken Maserung der Komplettverkleidung aus französischem Nussholz beherrscht. Ansonsten bestimmen rote Akzente die Innenräume – ein Zitat der Farbe des Firmenlogos, das die Profile einer Rundkopf- und einer Zylinderschraube zeigt. In einem zweiten Bauabschnitt soll das Gefüge um ein Museum für die beachtliche Kunstsammlung Würths – die weltweit schon 13 von Reinhold Würth gestiftete Museen bespielt – und das eigentliche Konferenzzentrum ergänzt werden. Bislang flossen 60 Millionen in das kolossale Geburtstagspräsent. (kms)

Fotos: Simon Menges


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Kommentare

3

@Superarchitekt | 20.07.2017 09:36 Uhr

Stimmt

"In der Publikation zum Gesamtwerk wird sowas später mit kleinem grauen Bildchen im Werkverzeichnis auftauchen."

Sehr treffend!!!!

2

T.C. | 19.07.2017 20:52 Uhr

Endlich....

....ein Gebäude, dass innen zeigt, was außen abgeholzt wurde. Bitte bloß keine Bäume auf dem Vorplatz nachpflanzen, das könnte vielleicht die Architektur entstellen.
Und wer wissen will, warum die Insekten in Deutschland um bis zu 80% zurück gegangen sind, kann hier sicher gut einen Kongress zu diesem Thema veranstalten.

1

Superarchitekt | 19.07.2017 16:16 Uhr

Naja

Ein weiterer Beweis, dass Kongresszentren kaum für mitreißende Architekturmeldungen taugen und ein gutes Argument dafür, dass nicht jeder Furz aus dem Büro Chipperfield als edler Duft genommen werden muss.
In der Publikation zum Gesamtwerk wird sowas später mit kleinem grauen Bildchen im Werkverzeichnis auftauchen.

 
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