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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Eroeffnung_der_Topographie_des_Terrors_in_Berlin_1051071.html

03.05.2010

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Sprechzimmer der Geschichte

Eröffnung der Topographie des Terrors in Berlin


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Ein Haus, eine Landschaft und Spuren der Vergangenheit. Am Mittwoch wird nach einer gut 23-jährigen Planungsgeschichte der Neubau der Topographie des Terrors in Berlin eröffnet (siehe BauNetz-Meldung zum Baubeginn vom 2. Juli 2007). Das NS-Dokumentationszentrum des Berliner Büros Heinle, Wischer und Partner ergänzt als Erinnerungsort die Reihe des Jüdischen Museums von Libeskind und des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas von Peter Eisenman. Geplant wurde das Gebäude auf dem Prinz-Albrecht-Gelände, dem Hauptquartier der Gestapo, von der Architektin Ursula Wilms und dem Landschaftsarchitekten Heinz Hallmann.

Das Gelände zählt als erstes Ausstellungsobjekt. Schon seit 1987 existiert eine provisorische Freiluft-Dauerausstellung neben dem Martin-Gropius-Bau. Die Stiftung Topographie des Terrors hat hier einen Neubau errichtet, den deren Direktor Andreas Nachama kürzlich im Interview der Bauwelt als „Sprechzimmer der Geschichte“ bezeichnet hatte (Interview als PDF-Download).

Die Architekten sehen die Topographie des Terrors als einen Ort, der „dem eigenen, persönlichen Nachdenken über die Geschichte durch einen spannungsreichen Wechsel zwischen dem Angebot gelenkter Information im Gebäude, im Ausstellungsgraben und im Geländerundgang mit seinen 14 Stationen und der freien Wahl des Gehens und des Aufenthalts Raum“ geben soll.



Der quadratische Neubau mit einer Grundfläche von 54 mal 54 Meter liegt flach, halb in den Erdboden gegraben inmitten der kargen Landschaft. Der zentrale Lichthof mit Wasserbecken ist von der Umgebung komplett abgeschirmt. Neben den knapp 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche und einem Veranstaltungssaal mit genau 199 Plätzen sowie einer Cafeteria im Eingangsbereich enthält der Bau im Untergeschoss außerdem eine Bibliothek, Seminarräume und die Büros der 17 Stiftungsmitarbeiter. Von allen Räumen im Hauptgeschoss aus, ist die durch die vorgehängte Lamellenfassade aus Metall das Gelände zu sehen – der Ort, an dem sich während des „Dritten Reichs” die Zentralen der Geheimen Staatspolizei, der SS und des Reichssicherheitshauptamts befanden, und der nun über diese wichtigsten Einrichtungen des nationalsozialistischen Verfolgungs- und Terrorapparats informiert.

Als eine der „bescheidensten Lösungen“ wird der 20 Millionen teure Bau von den Kritikern beschrieben, als „ein Lehrstück im schwierigen Umgang mit der deutschen Geschichte, das zugleich die Topographie vorführt“ oder auch als „Versuch der Befriedung und als Erstarrung“ (Nils Ballhausen in der Bauwelt). Es will laut Architekten weder „Mahnmal sein, nicht der Interpretation dienen, will nicht die Aufmerksamkeit auf sich lenken“ und „nimmt bewusst keine Kanten früherer Bebauung oder Straßenfluchten auf“.

Zur turbulenten Vorgeschichte: BauNetz-Meldung zu den letzten Wettbewerbsergebnissen vom 25. Januar 2006, BauNetz-Meldung zum Scheitern Zumthors vom 26. November 2004, BauNetz-Meldung zum geplanten Abriss der Bauruine vom 27. Oktober 2004 und BauNetz-Meldung zur Entwurfsvorstellung von Peter Zumthor vom 18. März 1999.


Kommentare

14

Andrea Palladio | 26.07.2010 13:38 Uhr

Zum Thema Budget

Bei manchen Bauaufgaben sollte das Geld einfach eine untergeordnete Rolle spielen. In nur wenig älteren Zeiten hat man es verstanden, auch in Zeiten klammer Kassen wichtigen Kulturprojekten die nötige finanzielle Ausstattung mitzugeben.

Selbstverständlich trägt ein sehr guter Bau auch zum Ruhm des Architekten bei. Der Umkehrschluss, ein teurer Bau würde automatisch den Ruhm des Architekten mehren, ist jedoch völlig falsch. Und gerade das Wort Eitelkeit läuft bei Zumthor ins Leere.

Nun ist an einer historisch wichtigen Stelle ein denkbar banales Gebäude entstanden. "Unaufgeregt", wie hier zu lesen war, ist das nicht. "Einfach" ebenso wenig. Beides sind Attribute, die in der heutigen Zeit nur mit gewaltigem Aufwand zu erreichen sind.

Um ein bekanntes Wort zu verwenden: Zumthors Entwurf liess die Luft vor Klarheit erzittern. Das entstandene Bauwerk lässt nicht einmal ein laues Lüftchen aufkommen.

13

solong | 07.05.2010 07:54 Uhr

hurz - schade

"... schade, dass der Zumthor nicht bauen durfte..." nunja ... er durfte ja ... hat es aber technisch und somit von den kosten nicht hinbekommen und hat sich dann noch "mächtig arrogant" benommen ... ich finde den ganzen prozess auch heute noch sehr schade ... zumal das gebäude natürlich deutlich mehr "ausdruck" hatte.
" ... das jetzt Entstandene ist beliebig, nichtssagend,
kühl ..." ... vielleicht ist das auch ganz gut so ... im grunde genommen kann ein gebäude nicht das verkörpern was an diesem ort geschehen ist und veranlasst wurde ... daher ist der spröde pavillion vielleicht doch das richtige ... wir haben damals auch an dem wettbewerb teilgenommen, allerdings mit einem wesentlich polarisierendem entwurf ... und waren sehr enttäuscht über den ersten preis ... im laufe der jahre ist aber der eindruck gereift das dieses konzept vielleicht doch angemessener ist und der ausstellung gegen das vergessen einfach nur raum gibt ohne die inhalte zu kommentieren...

12

hurz | 06.05.2010 12:53 Uhr

schade

.... schade, dass der Zumthor nicht bauen durfte,
das jetzt Entstandene ist beliebig, nichtssagend,
kühl, mit anderen Worten: Für Architekten und
Nichtarchitekten ziemlich enttäuschend!

11

berlin | 05.05.2010 15:40 Uhr

bleibt berlin

liebe kollegen,

das ist alles richtig; allerdings handelt es sich hier nicht um ein architektonisches, sondern um ein politisches Problem. Mit dieser Stelle hatte Berlin schon Probleme, seit eine Bürgerinitiative in den 1980ern die Gedenkstätte forderte. Hier kann man halt nicht "einfach" einen Kranz für die Opfer niederlegen, hier muss man sich mit den (Schreibtisch)Tätern und dem Terrorsystem auseinandersetzen und mit der Gesellschaft, aus der diese stammten. Das ist natürlich viel mühsamer.

Heinle Wischer ist okay. Aber Zumthor wäre ein rätselhaftes Gebäude gewesen, dass zudem den großteil der BRache frei gelassen hätte und sogar einen Blick "von oben" zugelassen hätte. Jetzt ist es eine Sparkassenfiliale und das Thema "Auseinandersetzung mit den Tätern" kann endlich zu den Akten gelegt we5rden...

Die Architekten trifft daran keine Schuld.

10

rli | 04.05.2010 19:45 Uhr

sprechzimmer für patienten

, sprechzimmer für " heil "-bedürftige patienten ,
>ein banaler kasten bietet sich als lösung an<
eine äußerst raffinierte spiegelung .. hut ab..

9

peter | 04.05.2010 16:20 Uhr

topographie

an Thomas Walther:
es geht doch nicht darum, dass sich architekten selber als geniale arrogante schöpfer auf titelblättern von designmagazinen räkelnd inszenieren wollen, sondern um die ausführung ihres jobs, der darin besteht, qualitätvolle und dem bauvorhaben angemessene räume zu schaffen.
beim hier gezeigten beispiel könnte man einfach sagen "thema verfehlt". eine ganz nette arbeit, für eine mensa oder ein autohaus wäre das gut und angemessen, aber für eine derartige bauaufgabe ist das einfach der witz. man könnte auch sagen, die architekten haben ihren job gut gemacht, denn der wettbewerbsauslober hat sich diesen siegerentwurf herausgesucht. er wollte es so. mir hat sich bereits bei der veröffentlichung der wettbewerbsergebnisse der magen fast herumgedreht, als ich gesehen habe, wofür sich die jury entschieden hat. das spricht aber weniger gegen die architekten als gegen die jury.
architekten sind - anders als sie sich selber oft wahrnehmen - in vielen fällen erfüllungsgehilfen von poltik und wirtschaft, so auch hier. wenn die gesellschaft im ganzen einen besseren bau verdient hätte, hätte sie nicht hwp den wettbewerb gewinnen lassen, ganz einfach.

ganz abgesehen davon besteht ein museum aus allen drei dingen im zusammenklang - gute örtlichkeit/gutes haus, gute ausstellung und meinetwegen guter service. zu welchen prozentsätzen was zu werten ist, muss jeder selbst entscheiden. hier ist das haus auf jeden fall "nichts dolles". selbst wenn ausstellung und service erstklassig sind.

8

Thomas Walther | 04.05.2010 15:06 Uhr

Was Ihr wollt- was wollt Ihr?

Nach einer Befragung der Besucher von drei verschiedenen Museen/ Gedenkstaetten stellt sich heraus, dasz unterschiedliche Assoziationen die Erinnerung an den Besuch dominieren:
A Die Museumscafeteria macht einen excellenten Cappucino.
B Die bahnbrechende, sensationelle, atemberaubende Architektur gehoert auf die Frontseite aller trendigen Designmagazine der kommenden Wochen; der Architekt ist einfach genial.
C Der Inhalt hat mich beeindruckt.
Was definiert ein gelungenes Museum? Denk mal!

7

Fritz | 04.05.2010 13:57 Uhr

Autohaus

Könnt auch ein Autohaus sein

6

peter | 04.05.2010 00:06 Uhr

topographie des terrors

sicherlich - keineswegs schlecht, sondern ruhig, distanziert, durchdetailliert. aber irgendwie würde man sich mehr wünschen. vielleicht aber auch weniger, im mies'schen sinne! das gebäude von hwp ist zu einfach, um verspielt zu sein und zu elaboriert, um einfach zu sein. eine nackte leere beispielsweise könnte der bedeutung dieses ortes in viel beeindruckenderer weise rechnung tragen.

es geht doch gar nicht so sehr um das geld, das ausgegeben wurde, gar nicht so sehr um bgf und bri, sondern darum, was diese technischen kennwerte beim besucher für ein gefühl auslösen! und solch ein gebäude sollte doch eine sprache sprechen, eine aussage treffen.

das, was jetzt fertiggestellt wurde, scheint mir zu indifferent. sachlichkeit in allen ehren, aber pure sachlichkeit ist bei einer solchen bauaufgabe womöglich gar nicht angebracht. zumindest wäre es mir neu, dass das bewusstsein der deutschen auf den nationalsozialismus mit gelassenheit und kühler sachlichkeit reagiere. genau dieser eindruck entsteht allerdings beim betrachten der hier beigefügten fotos.

5

schmidt | 03.05.2010 22:39 Uhr

topographie

nichts authentisches mehr da. plattgebügelt, "schick" gemacht...einen ort überschrieben. zeichenlos. der bau des jüdischen museums überzeichnet...sind wir überhaupt in der lage, orte, geschehenisse zu verstehen?

4

rasterfreund | 03.05.2010 20:57 Uhr

was für eine antwort

das gebäude wirft keine fragen auf. es ist bedeutungslos. es könnte alles sein. eine sparkasse, eine mensa einer provinz fh. schade das man bei solch einer aufgabe solch ein versagen feststellen muss.

3

fjw | 03.05.2010 18:11 Uhr

traurig

Traurige Architektur an einem traurigen Ort. Erschreckend kühl, glatt, nichtssagend und unsensibel, man kann nur hoffen dass da kein Krupp-Stahl verbaut wurde.

2

micha | 03.05.2010 16:43 Uhr

chapeau

tja, so verschieden sind die Empfindungen!

Ich finde den Entwurf als sehr angemessen.
Unaufgeregt, klar und schön - und nicht wieder eine narzistische "Architektur-ikone", die primär nur den Planer schmeicheln soll.

In bester HeinleWischer Tradition hat U. Wilms eine tolle Sache realisiert - die bestimmt günstiger als Zumthor - aber nicht unbedingt schlechter ist!

R. Wischer würde sich freuen.

1

pro helvetia | 03.05.2010 15:54 Uhr

schade

so ist aus zumthors idee mit den schlanken betonstreben in endloser reihung nun also eine alu-lamellen-fassade geworden. dem budget ist das angemessen, dem ort nicht.

sehr schade. man hätte wirklich wenigstens die treppentürme erhalten können als hinweis auf das, was hier nicht gebaut wurde, weil berlin dann doch der mut verlassen hat, dem grossen wurf zu folgen.

bitte nicht falsch verstehen: heinlewischer haben hier einen ordentlichen zweckbau abgeliefert, nicht schlecht, aber mehr auch nicht. vergleicht man es mit den budgets vom eisenman-mahnmal und dem jüdischen museum ist es noch immer ein gewaltiger skandal, wie wenig man für den "ort der täter" bereit war zu investieren...

 
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