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14.03.2023

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Terrakottakleid in Toulouse

Ensemble von Dietrich Untertrifaller Architekten


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In Toulouse entsteht seit 2006 links der Garonne ein komplett neues Stadtviertel. Ähnlich wie weiter flussabwärts in Bordeaux wird auch hier ein einstiges Industrieareal transformiert, das zuvor allerdings nicht dem innerstädtischen Hafen, sondern vor allem der Munitionsherstellung diente. Stück für Stück baut das halbstaatliche Planungsunternehmen Oppidéa die Brache in das sogenannte Ökoquartier La Cartoucherie um. Auf 33 Hektar Fläche entstehen insgesamt 3.525 Wohnungen, 5.000 Quadtratmeter Geschäftsflächen und 15.000 Quadratmeter öffentliche Einrichtungen.

Während der letzten fünf Jahre wurde das Projekt zügig vorangetrieben. Noch 2018 lagen weite Bereiche neben den langen Hallen der ehemaligen Munitionsfabrik von 1917 brach. Heute ist das meiste dicht bebaut. Ende des vergangenen Jahres konnten auch Dietrich | Untertrifaller Architekten (Bregenz) gemeinsam mit Seuil architecture (Toulouse) ihren Beitrag dazu leisten und einen gemischt genutzten Komplex mit dem Projekttitel Wood’Art fertigstellen. Den vorangegangenen Wettbewerb gewannen sie 2017, die Bauarbeiten begannen 2019. Die Baukosten für die rund 13.600 Quadratmeter Bruttogeschossfläche werden mit circa 20 Millionen Euro angegeben, stammen allerdings von 2018.

Auf einem annähernd dreieckigen Grundstück zwischen einem öffentlichen Platz, der auf die bestehenden Hallen zuläuft, einer Straßenbahntrasse und der benachbarten Wohnbebauung entwarfen die Architekt*innen ein vielfältiges Ensemble, das einen gelungenen Auftakt in das Quartier bietet. Es besteht im Lageplan aus zwei mal zwei Teilen. An der südlichen Ecke zwischen Stadtplatz und Straßenbahn bietet sich ein elfgeschossiger Turm – mit 100 Hotelzimmern in den unteren Geschossen und Wohnungen in den oberen – als Landmarke an. Dahinter werden zehn kleinere turmartige Wohnbauten zu einem offenen Riegel im Norden gefügt. Eine kleine Passage trennt das Grundstück in eine westliche und östliche Hälfte. Die dennoch zusammenhängende Wirkung ergibt sich durch die zwischen den Wohnbauvolumen angelegten Laubengänge und die Fassade. Mit den vorgehängten Terrakotta-Tafeln in variierenden Rot-Tönen soll an die lokale Tradition der „Ville Rose“, wie Toulouse auch bezeichnet wird, angeknüpft werden. Vor den Loggien an den Ecken der Wohnungen und den umlaufenden Laubengängen des solitären Turms löst sich die Fassade in Form schmaler Stäbchen auf.

Die Wohnkomplexe teilen sich in 42 geförderte und 95 frei finanzierte Einheiten auf und stehen auf einem hohen Sockel mit Geschäften und Nahversorgung. Dieser bildet, indem er bis zum angrenzenden Stadtplatz geführt wird, einen angemessenen Übergang zwischen privatem und öffentlichem Raum, was auch durch die Gärten auf dem Dach des Sockels begünstigt wird. Zudem bieten sie den Bewohner*innen nicht nur gemeinsame Freiräume, sondern sollen auch der Entstehung von Wärmeinseln vorbeugen.

Bei der Konstruktion griffen Dietrich Untertrifaller auf eine Holzmodulbauweise zurück, um sowohl Bauzeit als auch Kosten gering zu halten. Etwa 76 Prozent der Bausubstanz sind in Holz errichtet. Modulare Trennwände aus Brettsperrholz sollen auch nachträglich eine Anpassung der Wohnungsgrundrisse ermöglichen. Eine französische Besonderheit findet sich unterdessen in den Grundrissen des Hotels. Laut Architekt*innen sei es in Frankreich üblich, Installationen derart offen zu verbauen, dass ihnen ganze Revisionsräume gewidmet werden. Diese sind nun um den Erschließungskern herum angelegt. (mh)

Fotos: Aldo Amoretti


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