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27.04.2021

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Wohn-Dreierlei

Ensemble in Cham bei Luzern von Loeliger Strub Architektur


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Cham ist eine kleine Schweizer Gemeinde am Zugersee, ungefähr auf der halben Strecke zwischen Zürich und Luzern. Am Rande der Siedlung hat das Büro Loeliger Strub Architektur aus Zürich drei sehr unterschiedliche Wohnbauten entwickelt, die aber doch als ein Gesamtensemble entworfen wurden. Die Grundstücke gehören einer Familie, die als Bauherrin des ungewöhnlichen Projekts ein historisches Bauernhaus umbauen und zugleich die Gruppe aus Geschosswohnungsbauten neu errichten ließ. Zuvor hatte die Eigentümerfamilie fünf Planungsbüros eingeladen, eine Studie für die Grundstücke durchzuführen.

Das Ensemble „Moos“ umfasst insgesamt 69 Wohnungen und wurde in drei Etappen von 2015 bis 2020 realisiert. Zwei der Bauten wurden bereits 2017 fertiggestellt: ein Massivbau mit 18 Terrassenwohnungen und das großzügige Bauernhaus, in dem drei Wohnungen untergebracht wurden. Zuletzt, im Jahr 2020, konnte schließlich das sicherlich interessanteste der drei Projekte fertiggestellt werden: zwei dreigeschossige Bauten mit 48 Wohnungen, die als ein S- und ein L-förmiger Baukörper ausgebildet wurden.

Die Architekt*innen sprechen von „hölzernen Veranda- und Laubengangwohnungen“. Für beide Baukörper, die mit ihren vorgelagerten Außenflächen unter anderem an den ebenfalls 2020 fertiggestellten Wohnungsbau von mortorlab in Mannheim erinnern, kam genau genommen eine hybride Bauweise zum Einsatz – ein Holzständerbau mit Holz-Beton-Verbunddecken und einem Treppenhaus aus Stahlbeton. Die Fassadengestaltung passt sich der von Wiesen und Bäumen geprägten Landschaft einerseits und dem Straßenraum andererseits an. Entsprechend bildet die rückseitige Fassade durch ihren eher geschlossenen Charakter eine klare Grenze zwischen besiedeltem und nicht-besiedeltem Raum. Der dreigeschossige Laubengang mit zum Teil großzügigen privaten Außenräumen hingegen bietet „einen belebten, aber auch schützenden Filter zwischen dem gemeinsamen Hofraum und der privaten Welt des Wohnens“, so die Architekt*innen.

Vorbilder für ihren Entwurf, der viel Offenheit und Leichtigkeit ausstrahlt, nennen die Architekt*innen zahlreiche: unter anderem die Katsura-Villa in Kyoto, die Gockhausener Bauten von Eduard Neuenschwander, die Casa del Sole von Carlo Mollinos in Cervinia und die Crescents im englischen Bath. Auffällig sind außerdem das mutige Farbkonzept und zahlreiche interessante Details, die Loeliger Strub teilweise erst während des Planungsprozesses ausarbeiteten. Die beiden Neubauten sollen laut Angaben Wohnraum für ein mittleres Preissegment und eine breite Bewohnerschaft bieten.

Verglichen mit der offen gestalteten Holzarchitektur wirkt die 2017 fertiggestellte Bebauung mit 18 Patio- und Terrassenwohnungen eher massiv und verschlossen. Tiefe Fenstersimse aus Beton, grober Putz sowie dunkel gebrannter Klinker als Bodenfliesen betonen den rauen Charakter und lassen an Wohnterrassen der 1970er Jahre denken. Die zweigeschossige Wohnsiedlung wurde als leicht abgestufter Körper ausgebildet, sowohl im Grundriss als auch im Schnitt. Die tiefen Baukörper werden durch Atrien und Außentreppen aufgelockert, im Herzen der Erdgeschosswohnungen befindet sich ein Patio, der den Bewohner*innen einen eigenen Außenbereich bietet.

Die dritte Bebauung, das 2017 fertiggestellte Bauernhaus, befindet sich etwas abseits und fasst lediglich drei großzügigere Wohnungen. Mit dem Gebäude wurde das alte Bauernhaus, in dem die Mutter der Bauherrenfamilie aufgewachsen ist, ersetzt. Dabei wurde das bestehende Kellergeschoss zu Teilen erhalten und der jetzige Baukörper in Holz darauf aufgesetzt. Der Neubau orientiert sich an traditionellen Gestaltungsmerkmalen und wird als zeitgenössisches Wohnhaus  interpretiert. So werden etwa alle Wohnungen in traditioneller Weise über die traufseitigen Holzveranden erschlossen, und im Grundriss wird die charakteristische Kammerung der Zuger Bauernhäuser aufgegriffen.

So unterschiedlich die drei Bebauungen, die lediglich über den Außenraum verbunden werden, auch sein mögen, eines haben sie sicherlich gemeinsam: Sie wirken, als wären sie entweder aus einer anderen Zeit, oder als stünden sie nicht in der Schweiz. Loeliger Strub sowie auch die private Bauherrenschaft beweisen hier jedenfalls viel Mut – mit einer Architektur, die sich nicht so richtig in übliche Kategorien einordnen lässt. (dsm)

Fotos: Roland Bernath, Andrea Helbling, Lukas Schnurrenberger



Kommentare

5

sieben | 29.04.2021 12:58 Uhr

Bewohner

Neben Materialwahl, Farbgebung und gelungenen Details muss Architektur auch für die Nutzer funktionieren. In allen Grundrissen/Räumen bestehen nur wenig Möglichkeiten, ausreichend Schränke zu stellen.

4

schlawuki | 28.04.2021 20:08 Uhr

@1 STPH

na, das projekt steht in der schweiz.
nicht in ostbayern,STPH.
trotzdem gut.

3

auch ein | 28.04.2021 10:48 Uhr

architekt

Das war mal wieder nicht ich... nervt langsam
Ich finde dieses Projekt wundervoll. Gerade dass die gleiche Urheberschaft aller drei Bauabschnitte erst auf den zweiten Blick sichtbar wird - und zwar anhand einer Fülle von Referenzen und Anspielungen, spielerischer aber logischer Details und mutiger Farbgebung - ist definitiv eine Qualität. Chapeau ins kleine, grosse Nachbarland

ja, ich liebe es

ECHT gut!

2

auch ein | 28.04.2021 07:48 Uhr

architekt

ich dachte erst es wäre ein bericht über ein jetzt vollständiges städtebauprojekt...
dass dies alles aus einer hand ist sieht man nicht, muss aber nicht schlecht sein.

mit den farben hat man es an einem bau übertrieben, die anderen dann vernachlässigt. und an den beton-vordächern und eingängen etwas stark verausgabt wenn man hinsieht was da alles zusammenkommt.

nein, ich mag es nicht.
ECHT

1

STPH | 27.04.2021 18:13 Uhr

Schöne Arbeit!

Gefällt mir! Schöner Beitrag aus Ostbayern!

 
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