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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Einfamilienhaus_am_Schweizer_Bodenseeufer_von_Becker_Umbricht_5048628.html

17.05.2017

Selbstgewählte Isolation

Einfamilienhaus am Schweizer Bodenseeufer von Becker + Umbricht


Unter einem kleinen Wohnhaus mit Satteldach am Schweizer Bodenseeufer stellt man sich nicht unbedingt eine radikal introvertierte Betonkomposition vor. Das Gebäude schottet sich allerdings ganz bewusst von der unmittelbaren Nachbarschaft ab, die umgekehrt auch im Inneren ausgeblendet wird.

Entworfen vom Zürcher Architekturbüro Becker + Umbricht steht das Gebäude in der Gemeinde Münsterlingen. Die Lage ist fast schon perfekt, denn nördlich des Grundstücks liegt der Bodensee, während im Süden Platz für einen Garten ist. Das Haus ist freistehend auf dem Grundstück platziert, jedoch grenzen an zwei Seiten mit etwas Abstand Nachbarhäuser an. Diese durchaus eher gewöhnliche räumliche Situation nutzten die jungen Architekten als Ausgangspunkt für eine komplexe Raumorganisation mit sehr untypischen Grundrissen und Schnitten.

Henrik Becker
und Michael Umbricht verstehen ihren Entwurf als „eine thematisch vielschichtige, aber stringente Architektur, die eine geheimnisvolle Ambivalenz zwischen Erklärbarkeit und Irrationalität bewahrt“. Baulich zeigt sich diese Idee auf den ersten Blick in den großen Öffnungen im Erdgeschoss, deren Zweck sich erst im Plan erschließt. Einerseits fokussieren sie nämlich mittels der Betonwände hinter Glas den ebenerdigen Wohnbereich ausschließlich auf See und Garten, andererseits sorgen sie aber auch für eine indirekte Belichtung der Schlafräume im Untergeschoss. Die großen Fenster ohne Ausblick bezeichnen Becker und Umbricht als Paradox des Gebäudes.

Das Leben im Haus erstreckt sich damit über drei sehr unterschiedliche Zonen: Vom introvertierten Untergeschoss für die Nacht über das umschlossene und gerichtete Erdgeschoss mit Esszimmer und Küche in die oberen Räume mit Bibliothek, Bar und Wohnzimmer, wobei letzteres über einen weiten Seeblick verfügt. Die wahre Komplexität des Hauses bleibt dabei hinter den großen Fenstern verborgen. Offenheit suggerieren und sich doch deutlich abgrenzen: Keine schlechte Strategie für das Zusammenleben mit allzu neugierigen Nachbarn, wie es sie in jeder Einfamilienhaussiedlung gibt (mg)

Fotos: Hans Schürmann


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