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09.03.1998

„Baukunst mit Betroffenenarbeit“

Eine dreiteilige Berliner Veranstaltungsreihe zehn Jahre nach der IBA `87


Die Internationale Bauausstellung Berlin GmbH war 1979 gegründet worden, um in Berlin, der eingesperrten West-Stadt ohne Mitte, das Wohnen in die verfallenden Innenstadtgebiete zurückzuholen. Als ausführende Architekten wurden Stars aus ganz Europa eingeladen, und die IBA geriet zum international beachteten Architektur-Szenarium. Zehn Jahre nach der Ausstellung 1987 trat man nun in einer ersten Veranstaltung an, um eine verspätete Bilanz zu ziehen, die damals aus Kostengründen ausgefallen war, und um Vergleiche mit aktuellen Tendenzen der Stadtentwicklung zu wagen.
Der erste Teil der Kolloquienreihe, organisiert von der S.T.E.R.N. Gesellschaft für behutsame Stadterneuerung mbH, wollte im Rückblick ein kritisches Hinterfragen ermöglichen. Doch unter dem hochkarätig besetzten Podium mit Werner Oechslin, Oriol Bohigas und Josef Paul Kleihues, die für den bauhistorischen Teil sprechen sollten, geriet die Veranstaltung eher zu einer nostalgischen Runde. Zwar zweifelte auch Oechslin daran, ob die „großen Fragen, die man sich stellen wollte“ – nämlich die nach „Nützlichkeit” und „Sittlichkeit” – mit der IBA-Alt und -Neu auch tatsächlich beantwortet werden konnten. Josef Paul Kleihues, Leiter der Neubau-IBA bis 1987, stützte sich dagegen noch einmal auf die drei Säulen der IBA-Architektur, die deren Erfolg begründet hätten: ein Programm, das zu verstehen gewesen sei, das Miteinander und die gleichzeitige Fähigkeit zum Streiten sowie die realisierten Bauten selbst.
Während sich Architekten und Bauhistoriker in großer Eintracht einig darüber waren, mit der IBA „die Stadt damals aus der Wäscherei geholt“ zu haben (Bohigas), so nutzten die politisch Verantwortlichen von einst den Nachmittag vielmehr zum Waschen alter Schmutzwäsche. Gerd Wartenberg, Staatssekretär für Bundesangelegenheiten im Senat von Berlin, zeichnete einen kleinen Politkrimi aus der Sicht eines Weggefährten von Harry Ristock, dem Bausenator während der IBA-Startphase ab 1977. Abschließend formulierte er ein pointiertes Fazit, das Werner Oechslin in der Diskussion wie folgt zusammenfaßte: Die IBA wäre wohl nur aufgrund dreier Faktoren möglich gewesen: außergewöhlich hohe Finanzmittel, Berliner Filz und Prominenz der beteiligten Architekten. Darauf, daß die IBA „Baukunst mit Betroffenenarbeit“ (Wartenberg) gewesen sei, wollte es der Schweizer Historiker aber dann doch nicht beruhen lassen, denn das sogenannte Nicht-Konzept im stadtentwicklungspolitischen Sinn (Volker Hassemer) habe alle Welt lesen können. Als offene Frage blieb an diesem Nachmittag im Raum stehen, wie und ob das Planwerk Innenstadt die IBA beerben kann.

Die nächsten Kolloquien finden am 13. März 1998 unter dem Titel „Bauausstellung – ein Modell mit Zukunft?“ (mit Peter Strieder, Wilfried Maier, Thomas Sieverts, Günter Fuderholz, Julian Wekel, Uli Hellweg und Hans Stimmann) sowie am 20. März 1998 unter dem Titel „Soziale Stadtentwicklung“ (mit Wulf Eichstädt, Hartmut Häußermann, Monika Alisch, Bernd Maier, Uwe Gluntz, Manfred Schneider, Hardt-Waltherr Hämer, Peter Haupt und Ulrike Herpich-Behrends) um jeweils 15.00 Uhr im Haus am Köllnischen Park in Berlin-Mitte statt.


Zu den Baunetz Architekt*innen:

Kleihues + Kleihues


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