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21.05.2021

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Der Kunst eine künstliche Höhle

Depot in Bahrain von Studio Anne Holtrop


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In den letzten Jahren hat das kleine Königreich Bahrain in Sachen wagemutiger, zeitgenössischer Architektur immer wieder aufhorchen lassen: Ob dies der Goldene Löwe für den besten Länderpavillon auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig war, dem wir gleich eine ganze Ausgabe der Baunetzwoche widmeten, ein Kulturzentrum in Muharraq von Office Kersten Geers David Van Severen 2017, ein Besucherzentrum von Valerio Olgiati 2019 oder das „House for Architectural Heritage“ von Noura Al Sayeh Holtrop und Leopold Bianchini, ebenfalls von 2019. Nun ist dieser Sammlung an Architekturpreziosen eine weitere, vielleicht sogar noch seltsamere hinzugefügt worden: Ein Depot für die Sammlung historischer Kunstgegenstände des nahen Sheik Ebrahim Kulturzentrums. Das Gebäude wurde vom Studio Anne Holtrop entworfen, einem Amsterdamer Architekten, der mittlerweile in Bahrain lebt.

Für das Gebäude stand ein außergewöhnlich schmales Grundstück zur Verfügung, da auf der einen Seite ein „vertikaler Garten“ von Patrick Blanc bewahrt bleiben musste. Dieser war ursprünglich an einem mittlerweile abgerissenenen Haus befestigt – der Fassadengarten hat das Gebäude überlebt. Holtrop reagiert darauf mit einem gut 35 Meter langen, aber nur 6,70 Meter schmalen Baukörper, den er direkt an die Grundstücksgrenze setzt. Dahinter entsteht übrigens derzeit ein geschwungenes Parkhaus nach Entwürfen von Christian Kerez.

Das Kunstarchiv hat vier Etagen, der mittige Erschließungskern lässt jeweils zwei gleich große Räume entstehen, die entweder als Arbeitsplatz oder Depot genutzt werden können. Die Sammlung besteht aus Skulpturen und Gemälden, aber auch aus historischen Dokumenten und Zeichnungen. „Aufgrund der geringen Tiefe des Gebäudes wollten wir aus der Fassade ein räumliches Element machen“, so Holtrop. Die Fassade besteht nun aus Betonpaneelen mit jeweils individuellem Relief. Dafür wurde der Beton vor Ort auf den Sand der Baustelle gegossen und als Wandscheibe zwischen die Geschossplatten gehoben. So bekommt das Haus etwas höhlenartiges – zudem auch die Decken ein dieser Technik entsprechendes Relief tragen.

Da das Archiv je nach eingelagerten Kunstgegenständen ganz geschlossen werden muss, kann vor jede der großen Fensterscheiben ein innenliegendes Aluminiumblech geschoben werden. Auch diese Bleche wurden in Sand gegossen, sodass ihre Struktur der des Betons ähnelt. Derart verschlossen wirkt das Kunstdepot selbst wie ein großes, merkwürdiges Kunstwerk. Allerdings erscheinen die Aluminiumbleche nur optisch so massiv, wie es die Betonpaneele tatsächlich sind. Deutlich wird das bereits an der Eingangstür – einem hohlen Aluminium-Formteil, das auffallend leichtgängig gedreht werden kann. (fh)

Fotos: Studio Anne Holtrop



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Kommentare

11

STPH | 25.05.2021 08:10 Uhr

Ein NichtIch

Eine Verfremdung die auch in jeder glatten Wand steckt in jeder scharfen ecke oder kante nur hier ins zyklopische gezoomt

10

archi | 24.05.2021 14:11 Uhr

portloH

Ha ja. Warum denn eigentlich nicht? Gucken, zeigen, konstruieren, reiben, verbrennen, verbrauchen, gewinnen und verlieren, unentschieden, oder leicht umplatziert zu irgendwas, bewegen, meinen und denken, wirken, auswirken, schreiben und lesen, vermitteln, ausmittigen und zentral, auswärts zu Hause gespielt... Ha ja, warum denn eigentlich nicht?

9

Bo ist ein kurze Name | 23.05.2021 17:02 Uhr

Hmm...

@Lars K

Wozu? Wofür? Man fragt immer ... Machmal wenn man eine gute Idee habe, sagt die andere Leute, wofür? Es ist zu teuer, nein, das geht nicht...Ich bin nicht dagegen, unkompliziert und klare Struktur zu machen. Aber wenn man nur was einfach machen, und möchte immer was einfach machen, weil es erleichtert sich die Arbeit für alle Beteiligten, dann kriegen wir nur langweilige Architektur.

Der Bauherr wollen das Konzept zahlen, und das Gebäude sieht gut aus und gut nutzbar, Architekt/in zeigt gerne das Projekt in eigenen Portfolio, es reicht.

8

Lars K | 23.05.2021 06:47 Uhr

Reiner Formalismus

Da schließe ich mich nicht an. Technisch ist das ein prima Experiment mit dem Abguss der Sandreliefs. Aber: Wozu? Nur einer besonders schroffen Form wegen. Von außen sieht das alles prima aus, aber innen... also bitte. Da nimmt das Profil der Schiebe-Elemente vom sowieso schon geringen Raum noch extra was weg und die Deckenuntersicht ist wirklich dämlich mit den Aussparungen immer genau da, wo die Schiebe-Elemente lang kommen KÖNNTEN. Und wofür? Damit man sich innnen wie in einer Höhel fühlt, ja super.

Nee. Von außen prima, danach hört es leider schnell auf. Man könnte diese Idee aber sicher mitnehmen und bei einem andren Projekt mal wirklich gründlich zu Ende denken. Grüße und schöne Pfingsten!

7

formalo | 22.05.2021 17:50 Uhr

!!!

Wie einfach und wie genial!
Architektur = Baukunst, die den Namen mal verdient.

6

Jan | 22.05.2021 10:13 Uhr

@Flash

Ich finde das ja geradezu niedlich, wie Sie sich um die aus Ihrer Sicht fehlende Arbeitssicherheit der Bauleute sorgen. Sie machen das ja schon immer so und sind es höchstwahrscheinlich gewohnt unter diesen Bedingungen zu arbeiten.
Aber irgendwie sorgt sich niemand um die Arbeitssicherheit von Architekten; vor allem von Berufsanfängern.
Cholerische Chefs, Mobbing, Zeitdruck, Nachtschichten, 60-Stunden Wochen etc.
Ich denke, das dürfte jedem hier aus eigener Erfahrung bekannt vorkommen.

5

Jan | 22.05.2021 10:07 Uhr

Sonne

Wundervolles, poetisches Projekt.
Da sieht man mal, was alles in einem Land mit Sonne möglich ist. Will sagen: in einem Land, wo einem das Klima nicht dazu zwingt bauphysikalische DINgeschwängerte Verrenkungen beim Entwerfen zu vollziehen.
Das ist auch ein Grund, warum Architekten gerne im nahen Osten bauen und ich schließe mich da selbst mit ein.

4

STPH | 22.05.2021 07:16 Uhr

Entgrenzung

Die Wand deines Raums ist die des Nachbarn. Häng dort deine Bilder auf, streich dort deine Wände. So übergreifen sich die Räume. Alles davor ist nur dein Wohngerüst um dich körperlich zu bewegen. Lös es auf in Amorphes wie hier.

3

Andreas K aus MS | 21.05.2021 18:16 Uhr

@ peter

Ich stimme Dir voll und ganz zu.
Da macht Architektur richtig Spaß; sensationell!

2

peter | 21.05.2021 16:14 Uhr

sagenhaft

sagenhaft und erfrischend kreativ auf der fassaden-/detailebene! hat man so noch nicht gesehen, und das will ja heutzutage schon etwas heißen!

1

Flash | 21.05.2021 15:54 Uhr

Arbeitssicherheit

Auch wenn es als Kritik deplaziert wirkt bei solch einem gestalterisch und konzeptionell anspruchsvollen Architekturprojekt, so ist auf Bild 23 die menschenunwürde Behandlung der Bauarbeiter (Stichwort fehlender Arbeitsschutz, welcher Lebensgefahr bedeutet) sehr gut dokumentiert. Wie das ArchitektInnen bei solch einem Bauherr und solchen Produktionsbedingungen mit sich und Ihrem Gewissen ausmachen können bleibt mir ein Rätzel. Aber der Ruhm und das Geld sind halt nur zu verlockend.

 
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