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13.12.2018

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Luxuriöses Gelenk für die Museumsinsel

Chipperfield Architects übergeben James-Simon-Galerie


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Mit der James-Simon-Galerie ist zwischen dem Kupfergraben und der Westfassade des Neuen Museums ein neues Eingangsgebäude für die Berliner Museumsinsel entstanden. Heute empfingen die Nutzer den fertigen Bau.

Von Friederike Meyer


Der Stolz war den am Bau der James-Simon-Galerie Beteiligten beim heutigen Presserundgang anzusehen. Ein gutes Vierteljahrhundert ist vergangen, seit 1990 die ersten Entwürfe für ein neues Eingangsgebäude auf der Berliner Museumsinsel entstanden. Heute übergaben sie in Anwesenheit von Monika Grütters und Horst Seehofers Staatsekretär Marco Wanderwitz die Schlüssel des von David Chipperfield Architects entworfenen Hauses an die Berliner Museen.

Stellvertretend für die unzähligen Projektbeteiligten seien hier die Bauherrin, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), das Büro Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Wenzel + Wenzel Freie Architekten für die Bauleitung und IGB Ingenieurgruppe Bauen für die Tragwerksplanung genannt. Das Haus trägt den Namen jenes Mäzens, der den Berliner Museen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter anderem seine Kunstsammlungen und Grabungsfunde vermachte und den der Bauherrenvertreter Hermann Parzinger heute als „einen der ganz Großen“ bezeichnete.

„Wir sind als Funktionsgebäude gestartet und haben einen Mittelpunkt bekommen“, sagte Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. Für Architekt Alexander Schwarz, Partner bei David Chipperfield Architects, ist das Haus hingegen ein „dezentrales System“, das die Trennung der Museumsinsel in Nord und Süd überwindet und „den romantischen Klassizismus in der modernen bürgerlichen Stadt, wie sie Schinkel sah, wiedergewinnt“. Diese Suche nach Einordnung spiegelt die vielen Aufgaben des Bauwerks wider. Es ist erstens eine Anlaufstelle für die Besucher des UNESCO-Welterbes Museumsinsel, die hier ihre Tickets kaufen, ihre Mäntel abgeben, auf die Toilette gehen, Souvenirs kaufen und einen Kaffee trinken können. Diese Nebentätigkeiten des Museumsbesuchs sind in den vergangenen Jahren nicht nur aufgrund steigender Besucherzahlen immer wichtiger geworden.

Zweitens ist es ein Ort, „der Dynamik ermöglicht“, wie es David Chipperfield formuliert. Ein Ort, an dem man Symposien abhalten und sich mit der wechselvollen Geschichte des Ortes auseinandersetzen kann. Dafür stehen knapp 700 Quadratmeter für Wechselausstellungen, ein Auditorium für 300 Leute und Raum für eine Ausstellung zur Geschichte der Museumsinsel bereit. Drittens ist die James-Simon-Galerie ein Gelenk. Sie ermöglicht oberirdisch Zugang zum Südflügel des Pergamonmuseums und knüpft unterirdisch über die Archäologische Promenade an das Neue Museum und die anderen Museen an. In dieser Funktion ist sie mit der Louvre-Pyramide von I.M. Pei vergleichbar. Doch im Unterschied zu Paris behalten die Museen ihre eigenen Eingänge und Kassentresen – für die Besucher der Museumsinsel ist die James-Simon-Galerie also ein optionaler Ort. Einer, der auch außerhalb der Öffnungszeiten Terassenflächen anbieten wird. 
 
Im Jahr 1994 hatten David Chipperfield Architects nach Giorgio Grassi den 2. Preis in einem Wettbewerb gewonnen, der die Ergänzung des teilzerstörten Neuen Museums und die Wiederherstellung von Verbindungen zwischen den Museen auf der Museumsinsel zur Aufgabe hatte. Beauftragt wurden die Architekten zunächst für die Sanierung des Neuen Museums, mit der sie in der Folge bekanntlich so ziemlich alle bekannten Architekturpreise abräumten. Nach mehreren Verfahren und Überarbeitungen ihres Entwurfs konnten sie 2013 mit dem Bau der James-Simon-Galerie beginnen. Der Prozess war nicht immer einfach. Komplizierte Gründungsarbeiten im schwierigen Boden der Spree verzögerten den Bau. Die Kosten stiegen auf 134 Millionen Euro.

Anlass zum Feiern gibt es dennoch. Denn das Geld floss ganz offensichtlich in die Raum-, Ausführungs- und Materialqualtität, die wir von David Chipperfield Architects gewohnt sind. Diese sieht man nicht nur an den Sichtbetonwänden und Fugenbildern des Muschelkalkbodens. Sondern auch an den Glasschwertern, die die Glasfassaden halten, den Regalen im Buchladen oder der schwungvollen Nussbaumdecke im Auditorium und den superschlanken, von Hand sandgestrahlten, bis zu neun Meter hohen Betonfertigteilstützen der Kolonnade.

Das Kolonnadenmotiv ist es schließlich auch, das den Neubau mit den anderen Museen städtebaulich zusammenhält und in seiner modernen Gestalt und Proportion ein deutliches Zeichen im Hier und Jetzt markiert. „In Museen wünscht man sich einerseits Orientierung, andererseits will man sich auch verlieren können“, sagte David Chipperfield heute beim Rundgang. Ob das Haus beiden Ansprüchen gerecht wird, werden die jährlich knapp 3 Millionen erwarteten Besucher entscheiden. Noch vor der Sommerpause 2019 soll das Haus eröffnen.




In einer früheren Version hieß es: Heute übergaben sie in Anwesenheit von Monika Grütters und Horst Seehofer die Schlüssel des von David Chipperfield Architects entworfenen Hauses an die Berliner Museen. Die Aussage wurde korrigiert. Horst Seehofer hatte sehr kurzfristig abgesagt.


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Kommentare

15

stadt | 27.01.2019 17:10 Uhr

Dachdecker-Richtlinie

... grosse Meister hadern nicht mit der Dachdecker-Richtlinie ...

14

H.Seeger | 19.12.2018 11:01 Uhr

Knick

Mir erschließt sich der Knick im UG einfach nicht. Eine klare Linie geht der verloren, wahrscheinlich nur wegen irgendeiner BGF Optimierung... Schade

13

Richard | 19.12.2018 09:38 Uhr

Merkwürdiges Gebäude

Monströser sockel, eigenwillige Kubatur. An dieses Gebäude muss man sich wohl erst gewöhnen...

12

melior | 18.12.2018 17:56 Uhr

Darstellende Geometrie

Die Isometrie ist keine solche, vielmehr eine Perspektive, und sie zeigt vorzüglich die Noblesse des klassischen Konzepts.
Soviel sollte die Redaktion erkennen können.

11

Michi | 17.12.2018 18:02 Uhr

Luxus ?

Wo ist da der Luxus? Geldverschwendung allein macht noch keinen. Gegenüber der griechischen Baukunst fällt die Käfigarchitektur Chipperfields total ab. Sollte das ein weiteres Mal bewiesen werden?

10

.,- | 17.12.2018 09:30 Uhr

Kommentare

Ich kann mich nur ganz dem Kommentar 9 anschliessen!!!
Die Kritik-Kultur ist unterirdisch im Baunetz. Von Sachlichkeit keine Spur.
Ich hatte mal im Studium gelernt ´schlechte Kritik kann jeder, aber das Gute in den Projekten zu sehen, können nur die die Ahnung haben´!

9

Genius_loci | 16.12.2018 12:16 Uhr

Mal wieder großes Kino...

...die überwiegend hämischen Kommentare zu diesem (aus meiner Sicht) großartigen Bau, den ich als Glücksfall für die Museumsinsel empfinde.

Es scheint, als ob proportional mit der Größe und Berühmtheit des Bauwerks/Baumeisters auch Neid und Missgunst der "nicht ganz so prominenten" Kollegen wachsen.

Sachliche Kritik ist legitim und wichtig, aber dieses offensichtliche Stararchitekten-Bashing hier im Forum, verbunden mit der Suche nach dem Haar in der Suppe, nervt mich gewaltig. Umso mehr würde mich interessieren, welch perfekten, über alle Kritik erhabenen Kunstwerke denn all die Chefkritiker hier SELBST so zustande bringen...?

8

STPH | 15.12.2018 16:02 Uhr

Zu 6 und 7

Die Hülle verlassend zum Sprung von ganz oben möglichst tief ins innerste, unbewusste. Seit Beethoven

7

g.k. | 15.12.2018 14:21 Uhr

Bell Vedere

So weit, so gut.
Die Position des Aufzugs jedoch, als zentrales highlight des Bell Vedere und seine anschliessende Anbindung an den düsteren Kellergang sind mir nicht nachvollziehbar.

6

STPH | 15.12.2018 11:16 Uhr

3. Bild; Das soll jetzt keine Kritik sein

Im 3. Bild folgende Abfolge:
Unten bodenloses Venedig. Hinten noch Säulenkörper, darüber schon Geometrie als Giebeldreieck. Vorne dann hübsch klassizistisch-modern weißgebleichtes skelettiertes Säulengerippe, damit viel Raum darum und darüber ist für das erfrischend, blaukalte GeistIch.
Tod des Körpers. Der Geist entschwebt.

5

Marc Laugier | 14.12.2018 14:22 Uhr

getroffener Hund bellt

@ fabrik 3

Sie scheinen mir, was Kegelbahn-Ästhetik betrifft, grundsätzlich zuzustimmen. Und was die alten Hippies aus der Kreuzberger Kegel-Kneipe mit den Burschenschaftern verbindet, können Sie bei Interesse gerne bei Götz Aly nachlesen. Mein Buchtip zu Weihnachten für Sie: "Unser Kampf: 1968 - ein irritierter Blick zurück"

Die Garderobe bleibt auch ohne den Begriff Burschenschaftsromantik belangloser Ausdruck einer alternativlosen Konsensgesellschaft. Wie wenig die Architekten von der von ihnen ach so zeitgemäss interpretierten Klassik verstehen, zeigt sich an den von mir unten angedeuteten Details.
Da zeigt man besser weniger Bilder von den Verantwortlichen (persönlich nehmen).

4

fabrik3 | 14.12.2018 12:35 Uhr

baunetzredaktion

Wenn es schon ein Foto der Großkopferten gibt dann ein Pendant dazu.
Wäre es nicht netter gewesen statt der BauNetz-redaktion (nicht persönlich nehmen) alle Planungsbeteiligten und/ oder Ausführenden zu fotografieren.

Zu Kommentar 2.
In Kreuzberg gibt es eine hippe Kneipe mit Uralt-Kegelbahn im Keller. Wirklich nicht schlecht, tolle Atmosphäre für gepflegte Abende mit Erinnerungsgesprächen an 80er Jahre Demos und als Kreuzberg noch durch die Bullen zugemacht wurde.
Soviel zur Burschenschaftspolemik.

3

Frank Hesse | 14.12.2018 10:09 Uhr

James Simon Galerie - Blick auf das Schloss

Die Bilder 2, 4 und 5 entlarven einen unverzeihlichen Missgriff beim Humboldt Forum/Schlossbau gegenüber: an die Kuppel schließt sich der unsägliche Dachaufbau für das Café an. Geht man von der JSG Richtung Humboldt-Forum, ist dieser noch bis kurz vor der Straße Schlossplatz über der Dachbalustrade sichtbar. Da ist man gespannt auf die bunten Schirme dort oben. Das hätte Herr Parzinger u.a. unbedingt verhindern müssen.

2

Marc Laugier | 14.12.2018 08:37 Uhr

Anschluss Kolonnade

Allein für den miserablen Anschluss der Eingangskolonnade an das Neue Museum und die schwarzen Fenster im Sockel sollte die teuerste Garderobe der Welt wieder zurückgebaut werden. Die Nussholzverkleidung im Inneren hat die Atmosphäre einer Kegelbahn aus den Fünfzigern. Fehlt nur noch der abgestandene Bierdunst und Tabakgeruch. Ein Gebäude für zeitgenössische Burschenschaftsromantik.

1

denkste | 13.12.2018 19:14 Uhr

Museumsinsel

Das war schon beim Wettbewerb ein schöner und überzeugender Entwurf. Diesmal leider zu wenig Fotos

 
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Die Architektursprache der James-Simon-Galerie bedient sich vorgefundener Elemente der Museumsinsel, vor allem aus der Freiraumarchitektur...

Die Architektursprache der James-Simon-Galerie bedient sich vorgefundener Elemente der Museumsinsel, vor allem aus der Freiraumarchitektur...

...wie gebaute Topografie, Kolonnade und Freitreppe und bezieht sich damit auf Schinkel, Stüler und die anderen Architekten, die hier gewirkt haben.

...wie gebaute Topografie, Kolonnade und Freitreppe und bezieht sich damit auf Schinkel, Stüler und die anderen Architekten, die hier gewirkt haben.

Die Uferkante zum Kupfergraben wird durch einen steinernen Sockel ausgebildet, über dem sich die Hochkolonnade als klassisches Piano nobile erhebt.

Die Uferkante zum Kupfergraben wird durch einen steinernen Sockel ausgebildet, über dem sich die Hochkolonnade als klassisches Piano nobile erhebt.

Die Terrasse wird auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich sein.

Die Terrasse wird auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich sein.

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