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22.01.2025

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Das Dach als öffentlicher Park

Bürohaus in Berlin von Grüntuch Ernst Architekten


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An das ehemalige Tanklager neben dem großen Heizkraftwerk Charlottenburg dürften sich viele Berliner Architekt*innen noch gut erinnern. Hier plante der Werkbund Berlin ab 2016 mit den damaligen Besitzern und dem Bezirksamt ein dichtes, gemischtes Stadtviertel, das sich am Vorbild der Europäischen Stadt orientierte. 32 Architekturbüros sollten auf den Parzellen bauen. Ende 2018 musste das Projekt nach einem Weiterverkauf des Geländes begraben werden.

Gebaut wird auf dem Areal natürlich trotzdem. Als erster Baustein ist nun ein großes, reines Bürogebäude fertiggestellt worden. Der Entwurf stammt von Grüntuch Ernst Architekten, die Landschaftsplanung übernahmen capattistaubach urbane landschaften (beide Berlin). Entwickelt wurde das Projekt namens AREA von Bauwens Development. Grundsteinlegung für den Neubau war im März 2022.

AREA bietet auf 15.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche Raum für etwa 1.000 Arbeitsplätze. Die Architekt*innen setzen auf eine flexible Raumaufteilung mit einem offenen Stützenraster von 5,40 Metern sowie großen Fenstern, die viel Licht in die Etagen holen. Dazu kommen offene Infrastrukturleitungen an der Decke und einfache Böden mit Tanks für die notwendigen Anschlüsse sowie ein Foyer mit sechs Metern Raumhöhe.

Der eigentliche Clou aber ist der 2.200 Quadratmeter große Dachgarten, der wie eine langgezogene Serpentine auf der Westseite des Gebäudes vom Erdgeschoss nach oben führt und sich ab dem 5. Obergeschoss in vier Stufen über die gesamte Dachfläche erstreckt. Jede Mieteinheit im Gebäude hat einen direkten Zugang zu diesen intensiv begrünten Außenbereichen. Dennoch soll der gesamte, etwa 500 Meter lange Dachgarten öffentlich zugänglich bleiben. Ein wenig erinnert das an die Skipiste auf der Müllverbrennungsanlage in Kopenhagen von BIG und SLA aus dem Jahr 2019 oder an den Park auf einem Hochbunker in Hamburg, der im letzten Jahr eröffnet wurde.

Die Formensprache ihres Gebäudes, schreiben Grüntuch Ernst, sei „radikal auf das Wesentliche reduziert“. Die Pflanzen seien dafür nicht erst nachträglich zugefügt, sondern „früh und konsequent in die Planung integriert“ worden. So soll das Haus zu einem öffentlichen Ort für die kommende Nachbarschaft werden und dem Mikroklima des ganzen Stadtraums zugutekommen. Fünf Baum- und 25 Pflanzenarten sollen ein dichtes Biotop bilden, das bis zu fünf Tonnen CO2 pro Jahr bindet. Auch an Vögel, Kleintiere und Insekten sei gedacht worden.

Für das neu zu bebauende Tanklagergelände bietet der lange Riegel zur Darwinstraße gleichzeitig einen guten Lärm- und Sichtschutz. Dessen weitere Entwicklung folgt seit 2020 einem städtebaulichen Entwurf von Stephan Höhne Architekten (Berlin). Unmittelbar hinter dem jetzt fertiggestellten Büroriegel wurden Grüntuch Ernst bereits mit einem zweiten Großprojekt beauftragt, dem Wohnturm Am Spreebord. (fh)

Fotos: Hanns Joosten, Max Kissler, Clemens Poloczek


Zum Thema:

Dem ambitionierten Projekt WerkBundStadt widmeten wir im September 2016 eine BauNetz WOCHE.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

Baumeister | 22.01.2025 20:44 Uhr

Sein und Schein

...hier lohnt wirklich einmal eine Besichtigung Vor-Ort und nicht nur ein Blick auf Profiphotos aus der Vogelperspektive.
Grausame, handbreite Gummiefugen zwischen den Fertigteilen der Fassade. Der Übergang zwischen Fassade und Gehweg ebenfalls mit Silikon gebaut.
Statt Fensterbänken im EG offene Rinnen in die der Müll eingeworfen wird.
Aus der Nähe löst das Gebäude nichts von dem ein, was es aus der Entfernung verspricht.
Das ganze Haus wirkt tatsächlich so, als sei während des Bauens einfach das Geld ausgegangen...

2

ralf | 22.01.2025 16:38 Uhr

schön aber...

... steht jetzt leider schon seit vielen monaten leer und unvermietet herum.

1

peter | 22.01.2025 15:58 Uhr

das haus...

...ist sehr gut gemacht, aber der clou ist natürlich das dach. extrem qualitätvoll, chapeau.

 
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