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24.09.2020

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Schön spröde

Bürogebäude in Tourcoing von Coldefy


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Es soll hier in der Redaktion Kolleg*innen geben, die nach jeder Übernachtung in möglichst abseitigen Herbergen und Hotels liebevolle Rezensionen auf Booking.com verfassen – unter Pseudonym, versteht sich. Was läge also näher, als sich die neue Niederlassung des Unternehmens im nordfranzösischen Tourcoing einmal genauer anzusehen? Dort unterhält Booking, dessen Hauptsitz sich in Amsterdam befindet, seine europäische Kundendienstzentrale. Coldefy mit Büros unter anderem in Lille und Paris haben das Gebäude geplant, die Interiors stammen von Since aus dem Großraum Lyon.

Tourcoing befindet sich wenige Kilometer nördlich von Lille und Roubaix und verfügt bei immerhin knapp 100.000 Einwohner*innen über einen eigenen TGV-Bahnhof. Die infrastrukturelle Anbindung machte denn auch einen der Hauptgründe für die Ansiedlung des Unternehmens vor rund 10 Jahren aus. Nachdem zunächst ein Gebäude in der Innenstadt genutzt worden war, entschied man sich 2016 für einen Neubau in Bahnhofsnähe. Das dreieckige Grundstück wurde zum definierenden Parameter des Baukörpers, dessen scharfe Betonkanten das charakteristischste Merkmal darstellen. Die stützenlosen Innenräume sind um einen kompakten Hof herum angeordnet, eine der Spitzen des Gebäudes ist zum Place Sébastopol hin abgeflacht. Das Projekt befindet sich in einem denkmalgeschützten Teil der Stadt, weshalb die Entwürfe von einem Gestaltungsbeirat genehmigt werden mussten.

Ansonsten gilt: Die Architektur spröde zu nennen, wäre eine Untertreibung. Graue Betonfertigteile wurden dreiseitig aufgereiht, schmale Fenster sorgen für nur wenig Licht im Inneren. Die tiefe Grundrisse sind aber zumindest ohnehin primär der Computerarbeit gewidmet. Im stützenfreien Raum sorgen Since jedoch für eine gewisse Startup-Atmosphäre mit viel Platz für informelle Situationen. Gearbeitet wird hier an sechs Tagen der Woche von früh morgens bis Mitternacht, was vielleicht auch die leicht clubartige Atmosphäre zwischen Teppich und Beton erklärt. Die straßenseitige Fassade wird nur durch ein gläsernes Band aufgelockert, das einen umlaufend ansteigenden Erschließungsweg im Außenraum erkennbar macht. Im Erdgeschoss befinden sich Ladenräume und eine Kita.

Die strenge Fertigteilarchitektur war jedoch nicht nur ökonomischen und ästhetischen Überlegungen geschuldet, es sollte vor allem auch schnell gehen – Booking wächst und möchte den Standort mit derzeit 700 Mitarbeiter*innen zeitnah ausbauen. Die kommen sowohl aus Tourcoing, aus den Nachbarstädten Lille und Roubaix sowie aus vielen anderen europäischen Ländern – über 25 Sprachen werden hier gesprochen –, weshalb die Nähe zum Bahnhof so entscheidend war. Insgesamt umfasst das Gebäude eine Geschossfläche von knapp 8.000 Quadratmetern. (sb)

Fotos: Michel Denancé


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Kommentare

7

auch ein | 25.09.2020 11:26 Uhr

Horst

Traurige Schwarzplan "Architektur"

Wenn man dann noch liest dass dieser plumpe Klotz in einem Denkmalgeschützen Stadteil liegt, und ein Gestaltungsbeirat die Entwürfe genehmigen musste...bleibt nur zu sagen: Bonjour tristesse

6

tiffys | 25.09.2020 08:56 Uhr

kontextanalyse

...der muss sich irgendwie verfahren haben (bild9)...
so ergäbe die fotolovestory dann aber einen sinn:
wenn der kontext, das bauumfeld auch nur so lala ist, mehr boring als fancy, dann wurde hier streng nach dem gesetzt des genius loci geplant und gebaut.

...eigentlich hatte er vor, mit seinem schönen auto ein schönen ort zu bereisen...doch dann drohte unmittelbar vor im ungemach, ein graues ungetüm stelle sich ihm in den weg, einbahnstraßen und abgesenkte, rot markierte gehwege...

die kehrtwende musste sofort eingeleitet werden, egal wie!

5

tiffys | 25.09.2020 08:45 Uhr

blick fürs wesentliche

...dem besitzer des schönen ´67 ford mustang...

4

tiffys | 25.09.2020 08:41 Uhr

blick fürs schöne

...also ich verstehe das hier alles nicht....
eigentlich alles richtig gemacht, gratulieren muss man da:

3

noch einer | 25.09.2020 07:53 Uhr

Keine runde Sache

... dieser dreieckige Betonklotz.

Das einzige interessante Motiv ist die Treppe die sich entlang der Fassade spiralförmig hocharbeitet. Richtig weiterfolgt wurde diese Idee allerdings nicht - weder im Inneren noch in der Fassade. Lieblos verteilen sich die Fensterposten über die Diagonale. Drinnen stossen Stufen, Geländer, Gipsdecken und Fensterbänke zufällig aufeinander (Bild 14) - Da zieht man besser den Vorhang zu.

Zur "Startup-Atmosphäre" gehört mehr als Rohbau-Oberflächen und sichtbare technische Installationen. Die Art und Weise wie hier Trassen, Gipsschürze und Materialien aufeinandertreffen sind kein Zeichen einer Haltung sondern Unvormögens.

Wenn der Arbeitsplatz so aussieht, muss man einfach verreisen. Ob mit booking oder nicht, Hauptsache weg.






2

auch ein | 24.09.2020 15:42 Uhr

architekt

das ist grauenhaft!

auch wenn man die ganzen google,facebook- und sonstwas openspaces mit Billardtisch und Jukebox auf Holzpaletten nicht mehr sehen kann ist dies hier das NOCH schlimmere gegenteil mit garantierter NICHT-wohlfühlatmosphäre...
.
da freut man sich als mitarbeiter doch jeden morgen auf seinen kaffee im gefängnishof unter aufsicht des chefs.fehlt nur noch ein stahlseilnetz darüber

billig war das ganze sicher nicht, umso schlimmer!

1

peter | 24.09.2020 15:40 Uhr

schön? spröde.

die innenräume scheinen ja ganz schön zu sein, leider sieht man davon auf den fotos kaum etwas.

die fassaden sind vielleicht spröde, aber schönheit kann ich da keine besondere erkennen. wirkt eher völlig unmaßstäblich, billig, ein schlag ins gesicht der kleinstädtischen nachbarschaft. wieder so ein autistischer großklotz, der seine umgebung offenbar gar nicht wahrnimmt. wenn es schon groß sein muss, dann wenigstens mit einer netteren oder konsequenter gestalteten fassade.

da lob ich mir die dachaufsicht - da scheint sich das haus ausnahmsweise in den kontext einzufügen - immerhin profitieren alle vögel, drohnen und die menschen, die mit fluggeräten drüberfliegen.

 
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