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22.11.2022

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Holzhybrid am Südkreuz

Büroensemble von Tchoban Voss Architekten in Berlin


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Generische englische Begriffe für große Immobilienprojekte sind en vogue. Ein jüngst vollendetes Beispiel trägt den Namen EDGE Südkreuz Berlin und befindet sich direkt am besagten Verkehrsknotenpunkt, dem Bahnhof Südkreuz zwischen Schöneberg und Tempelhof. Errichtet wurde es vom Immobilienentwickler Edge Technologies, ein Tochterunternehmen der global agierenden OVG Real Estate. Rund um die Eröffnung im August dieses Jahres wurde bekannt, dass die beiden Bauten des Büroensembles für 141 Millionen Euro in den Besitz des Düsseldorfer Private Equity Investors COLCAP übergingen.

Hauptmieter der neuen Immobilie westlich des Bahnhofs ist der Energiekonzern Vattenfall, der seinen deutschen Sitz und die Berliner Standorte damit zentralisiert. Entworfen wurde das Ensemble – das sich aus dem Haus „Carré“ und dem etwas kleineren „Solitär“ zusammensetzt – vom Büro Tchoban Voss Architekten (Berlin/Hamburg/Dresden). Flächen-, Möblierungs-, Farb- und Grünplanung im Inneren stammt von de Winder Architekten (Berlin). Für Statik, Nachhaltigkeitsberatung und Haustechnik zeichnet die Berliner Filiale von Buro Happold verantwortlich. Letzteres ist unbedingt erwähnenswert, denn Edge Südkreuz Berlin rühmt sich, das größte Holz-Hybrid-Bauwerk in Deutschland und eines der größten in Europa zu sein.

Das 10.100 Quadratmeter umfassende Grundstück direkt gegenüber dem Bahnhof markiert den Auftakt zum derzeit rasant wachsenden Stadtentwicklungsprojekt Schöneberger Linse. Auf dem Areal entstehen unter anderem Neubauten für Büros, Gewerbe sowie Wohnungen, darunter Projekte von Max Dudler, Praeger Richter oder die neue Hauptverwaltung der Berliner Stadtreinigungsbetriebe BSR, auf deren Grund sich bis dato ein Recyclinghof befand. Nun ergänzen Tchoban Voss zwei siebengeschossige Baukörper mit insgesamt 32.300 Quadratmetern Bruttogrundfläche.

Das größere Volumen „Carré“ wurde als trapezförmige Blockstruktur mit vier Flügeln konzipiert, die ein überdachtes Atrium mit 1.600 Quadratmetern Fläche umschließen. Der vorgelagerte Quader namens „Solitär“ schafft eine bauliche Verlängerung zum Hildegard-Knef-Platz hin, an dem sich ein Busbahnhof befindet. Beide Bauten zeichnen sich durch ein modulares, flexibel wandelbares Grundrissraster, weitgehend vorgefertigte Konstruktionselemente, eine in der Materialdatenbank Madaster erfasste, vorwiegend recyclingfähige Werkstoffnutzung und die dezidierte Verwendung von Holz als Konstruktionsmaterial aus.

Zum Einsatz kam ein modulares HolzHybridsystem, das vom Dornbirner Unternehmen CREE Buildings entwickelt wurde. Es besteht aus Holz-Beton-Verbunddecken und Brettschichtholzstützen in der Fassade, die wesentliche Teile der Struktur bilden. Während die Fassaden mit Glasfaserbetonplatten verkleidet wurde, ist das Material Holz im Inneren allgegenwärtig. Symbolisch überhöht wird dies durch vier unterschiedlich hohe baum- oder pilzähnliche Stützen in einer Lamellenstruktur aus Fichtenholz, die in das 26 Meter hohe Atrium ragen und durch schwebende Treppen und Wege verbundene Aufenthaltsplattformen tragen.

Reiner Stahlbeton wurde nur bei den innenliegenden Tragelementen, den Erschließungskernen sowie im Untergeschoss eingesetzt, wobei das durch die Holzverbundkonstruktion erheblich reduzierte Gewicht des oberirdischen Tragwerks eine dünnere Fundamentplatte und dadurch auch hier Materialeinsparung bedeutete. Die grauen Emissionen der unterschiedlichen Bauteile sollen um mehr als 50 bis teilweise 80 Prozent reduziert sein. Hinzu kommt ein Gesamtkonzept samt Energie- und Klimatechnik, das die Messlatte heutiger Nachhaltigkeitsstandards höher setzen will. Mit 95,4 Prozent erhielt das Haus die höchste je in Deutschland erzielte DGNB-Bewertung (Platin-Zertifikat). Ähnliche Bestrebungen verfolgt auch die Namesschwester Edge East Side Berlin des gleichen Entwicklers, der unter diesem Namen an der Warschauer Brücke ein von BIG entworfenes Bürohochhaus errichtet, das nächstes Jahr fertig werden soll. Hier erwartet uns dann laut Edge Technologies „eines der gesündesten Hochhäuser Deutschlands“ – Hauptmieter wird Amazon werden. (sab)

Fotos: HG Esch, Ilya Ivanov, Mark Seelen, Michael Fahrig, Buro Happold


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Kommentare

3

maestrow | 25.11.2022 10:59 Uhr

Hüllflächen und Treffecken

Innen weht der Geist der biederen Bürolandschaft in Naturholz mit neckischen Treffeckchen samt Zeitgeistgestühl und im äußeren die gewohnte Berliner Monotonie. Ein Jammer, dass hier die zahlreichen Taler aus dem Stromhandel ein Motel One finanzieren, komme es auch noch so hölzern daher.

2

arcseyler | 22.11.2022 17:20 Uhr

.....

Auch eine Idee in der Fassade Struktur gegen Hüllfläche zu setzen. Da liegt eine gewisse Wahrheit drin beides zu zeigen wenn auch zunächst ungewohnt.

Die Wahrheit ist nicht schön und die Schönheit ist nicht wahr.

1

reto | 22.11.2022 17:11 Uhr

innen jo! ...

... außen no! Innen gefällt mir das richtig gut. Die Holzpilze sind witzig und locker, die Treffpunkte auf den "Podesten" können nett sein. Gelungenes, großzügiges Atrium und auch die sonstigen Innenräume sind - für hiesige Verhältnissen - gut. Aber die Fassade. Vielleicht hat das im Entwurf gut ausgesehen mit den voll verglasten Geschossen im strengen Raster - in der Realität leider nicht. Wirkt wie ein Motel One an der Autobahn. Und wer denkt sich diese Teilung der Verglasung aus und wer sag "Jupp, so machen wir das"?

 
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