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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Buerger_stimmen_gegen_20er-Jahre-Krankenhaus_1495379.html

21.01.2011

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Schweinfurt reißt ab

Bürger stimmen gegen 20er-Jahre-Krankenhaus


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Eine historische Stadtmauer, ein Renaissance-Rathaus und ein Museum von Volker Staab (siehe BauNetz-Meldung vom 1. September 2011) – das sind drei Bauwerke, auf die die Stadt Schweinfurt besonders stolz ist. Dabei hat die rund 50.000-Einwohner-Stadt im bayerischen Unterfranken noch ein ganz anderes architektonisches Kleinod zu bieten: Das alte Krankenhaus, ein Paradebeispiel der Neuen Sachlichkeit. Leider wissen weder die Mehrheit der Stadtbewohner noch die Schweinfurter Verwaltung dies zu schätzen. Am vergangenen Sonntag stimmte ein Bürgerentscheid gegen eine Erhaltung – und für die Abrissbagger. In die Denkmalliste hatte es der gut erhaltene Bau von 1929/30 nie geschafft.

Experten halten das Bauwerk mit seinen charakteristischen Sprossenfenstern, dem geräumigen Haupttreppenhaus und den klaren Strukturen für ein herausragendes Denkmal der frühen Moderne. Und sind erstaunt, dass der kulturhistorische Wert bislang unerkannt blieb. Besonders typisch für den Baustil der Neuen Sachlichkeit sei auch die Kombination von Turm und Brücke, sagt Suse Schmuck. Die Bauhistorikerin lehrte 25 Jahre an der FH Würzburg mit dem Forschungsschwerpunkt Architektur des 20. Jahrhunderts. Schmuck vergleicht dieses Gebäudedetail mit Elementen des Dessauer Bauhauses von Walter Gropius oder der Farbenfabrik Hoechst von Peter Behrens.


Das alte Krankenhaus soll jetzt einem neuen Gesundheitspark weichen. Eine Integration der alten Bausubstanz sei „ungeeignet und teuer“, so die Abrissbefürworter. Expertin Schmuck aber hält den alten Grundriss für flexibel, das Gebäude für gut erhalten und daher für eine Umnutzung geeignet. Schmuck hofft auf einen Rettungsschimmer für das alte Krankenhaus – doch wo der herkommen soll, ist unklar.


Zum Thema:

www.altes-staedtisches-krankenhaus.de
www.denkmalschutz-wuerzburg.de


Plädoyer für Baudenkmal der frühen Moderne in der Mainpost


Kommentare

9

Andrea Palladio | 24.01.2011 13:40 Uhr

Weniger Demokratie wagen … 

Es war noch nie eine gute Idee, die Allgemeinheit über Qualität in der Kunst zu befragen. Weder in den 70ern noch heute.

Dieser Entscheid ist nur eines: barbarisch.

8

H. Merz | 23.01.2011 13:38 Uhr

infos please

Warum gibt's so wenig Infos über das Bauwerk? Auf der Website fehlt eine übersichtliche Seite mit grundlegenden Angaben zum Gebäude, dessen Planern und architektonischen (+historischen) Stellenwert.
Da muss man sich doch nicht wundern, dass die Bürger sich nicht für einen Erhalt aussprechen!
Als erstes sollte sich mal jemand von den Bürgerinitiativlern hinsetzen und eine Wikipediaeintrag über das Gebäude erstellen...

7

W.A.J. Koenitz | 23.01.2011 10:51 Uhr

Um Gottes Willen!

Ich muss dem Kollegen Dipl. - Ing, H. - U. Klingsporn zustimmen.
Darüberhinaus auch einmal ein kleine Bemerkung zur Ästhetik: wo ist diese zu finden beim Neubau?
Erinert mich irgendwie zu stark an den 80-90er Jahre Brutalismus im Krankenhausbau.

Vielleicht ist das Grundlegende Problem auch die zunehmende "Rationalisierng" im Krankenhausbau?
Der Mensch = der Ziffer hinter seiner Krankenkasse im Patientenbuch.
In diesen Räumen ist Luft zu Atmen, Raum um zu genesen. Das wird aber nicht extra gezahlt.

Gruß

W. A. J. Koenitz

6

simian | 23.01.2011 00:22 Uhr

das problem mit der beteiligung

dass bürgerentscheide zu architektonischen entscheidungen in diesem land zunehmen ist ja das eine. ihre (fachliche) legitimierung ist mal stärker mal schwächer, inhaltliche (fach-)fragen mischen sich mit befindlichkeiten. dass die kommunikation von neuen projekten natürlich schwierig ist, weiß man auch nicht erst seit stuttgart 21. langsam wird es aber wirklich paranoid, wenn jetzt schon laien dazu befragt werden, ob bestand abgerissen werden soll oder nicht. es ist wirklich absurd, welches blinde vertrauen in diesem land manchen berufsgruppen (man kann auch lobbyisten sagen)/ "externen fachleuten" zugebilligt wird, die an gesetzesvorlagen arbeiten oder als politische berater aufgaben übernehmen, deren erfüllung eigentlich kommunen oder behörden obliegt. den am bauen beteiligten berufsständen ist das erreichen eines solchen standings offensichtlich nicht gelungen (selbstkritik!(?)) aber wenn neoliberale private berater einzug in die rathäuser und ministerien erlangen und selbst den dort ansässigen beamten die von diesen forumlierten papiere zu komplex werden, lässt man bürger eben zu sachen stellung beziehen, die augenscheinlich eher verständlich sind. da passt es in's bild, dass z.b. der aachener stadtrat soeben für das neue haushaltsjahr eine online-abstimmung darüber gestartet hat, in welchem etat denn nach meinung der bürger am ehesten gekürzt werden sollte. natürlich nicht bindend, aber es ist zu befürchten, dass das urteil des bourgeois (nicht des citoyen) auch hier die kultur treffen wird.

5

Daniel Knobloch | 22.01.2011 19:59 Uhr

Schweinfurt reißt ab

schade und verhinderbar!
wie steht das zuständige denkmalamt dazu?
ich arbeite derzeit an mehreren 60-er-jahre-bauten die in schlechterem zustand sind und trotzdem ihren eigenen "rasteritis-charme" verströmen.

4

Dipl. - Ing. H. - U. Klingsporn Beratender Ingenieur BDB | 21.01.2011 16:41 Uhr

Schweinfurt reißt ab

In einer Zeit, in der ein Haus bzw. eine Wohnung
ohne Fußbodenheizung als Mangel angesehen
wird und Gebäude die als Denkmal geführt werden, dann doch abgerissen werden, ist v. g.
nicht verwunderlich.
Solche Gebäude gehören zur Geschichte der
Bundesrepublik und sind Unikate.
Leider sind Bürgerbefragungen ohne richtige
Informationen nicht unbedingt gut.

PRO ALTES HAUS

Dipl. - Ing, H. - U. Klingsporn

3

lollo | 21.01.2011 16:12 Uhr

gesegnete Zeiten...:

... Bahnhof, Krankenhaus,
hau weg den Scheiß,
am besten gleich
ohne Umwege
unter die Erde,
wie alles Zeitliche ....

2

puler6 | 21.01.2011 16:09 Uhr

Pech gehabt

Tja es muss wahrscheinlich sterben, weil es nicht von Peter Behrens und Kollegen ist. Wer war der Architekt ? Trotzdem verwunderlich, daß es fällt. Das alte Stadtbad aus den dreißigern wurde erhalten und umgenutzt zum Museum. Ganz so geschichtsvergessen sind die Stadtväter offenbar doch nicht. Hier haben eben mal wieder Investoren gesiegt.

1

architekt | 21.01.2011 15:45 Uhr

wie schade..

die städte verschenken ihr größtes potential: ihre eigene geschichte! welche vertane chance für das sonst so bemühte schweinfurt...

 
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