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01.11.2005

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Mies van der Rohe bei der Arbeit

Bücher im Baunetz


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„Mies van der Rohe at Work“ wurde bereits 1974 veröffentlicht, 1999 neu aufgelegt und erscheint nun erstmals in deutscher Sprache. Mies-Experten dürfte der Band daher bereits bekannt sein. Der Autor Peter Carter hat über zehn Jahre (1958-1969) mit Mies zusammengearbeitet und war in zahlreiche Projekte wie dem Chicago Federal Center oder dem Toronto Dominion Center eingebunden. Er ist also mit Projekten, die nach Mies Emigration in die Vereinigten Staaten 1938 entstanden sind, bestens vertraut.


Der Titel mag zwar versprechen, dass der Leser einen tieferen Einblick in Mies’ Entwurfsprozess und -methodik erhält, doch das leistet das Buch nicht. Der Leser schaut dem Meister nicht über die Schulter und sieht wie eine Gestaltungsidee entwickelt wird, wie anfängliche Skizzen überarbeitet und variiert werden, wie sie verschiedene Phasen der Konkretisierung durchläuft bis zum fertigen Bau. Vielmehr ist es eine sachliche und nüchterne Beschreibung der Projekte, die mit vielen Plangraphiken, Details und Fotografien dokumentiert werden. Carter versteigt sich gar nicht in architekturtheoretische Exkurse und ausschweifende Interpretationen, sondern fungiert eher als Chronist und Archivar. Penibel führt er Daten wie Modulmaße, Grundrissabmessungen, Stützenabstände usw. auf, erklärt einzelne baukonstruktive Probleme und ihre Lösungen, er führt sogar Baukosten an...


Und das macht das Buch so unersetzlich wichtig! Mit diesem Band hält man ein sehr brauchbares Werkverzeichnis in der Hand, das als Ausgangspunkt für eingehende Studien dienen kann. Dieser Band ist eine optimale Grundlage für eine intensive Auseinandersetzung mit Mies’ Bauten in den USA. Es erspart dem Forscher sicher einige Gänge in die Bauarchive und das Durchforsten amerikanischer Architekturzeitschriften. Dieser einfache und konsequente Blick auf das Spätwerk kann die Bewunderung für manche Schaffensaspekte kränken, wird auf jeden Fall aber die Begeisterung für neue entfachen und weitere Aspekte offen legen.


Das wird vor allem durch die großzügige Bebilderung erreicht. Das Planmaterial wurde sehr schön aufbereitet und in komfortabler Größe abgebildet. Man kann in den Plänen förmlich spazieren gehen und sich genüsslich in sie hineinversenken. Die vielen Schwarzweiß-Fotografien von den Gebäuden oder den Modellen erfreuen durch höchste Qualität. Auch in ihnen kann man den Blick gemütlich schweifen lassen, vom Raster der Bodenfugen über die Maserung der Steinplatten bis zur 60er-Jahre-Mode der mit abgelichteten Nutzer. Der Betrachter kann die Atmosphäre der Bauten fast spüren, manchmal ist’s als ob man den Starter einer Neonlampe tickern hören kann.


Als Standardwerk sollte es in keinem Regal der Bewunderer von Mies fehlen. Man wird es oft in der Hand haben, womit man den einzigen Nachteil des Buches benennen muss: Man hätte ob seines Umfangs und wegen des liegenden Formats mit einer Fadenbindung und mit Hardcover ausstatten sollen, und nicht als Broschur, die wiederholter Nutzung nicht standhalten wird. Das sollte jedoch nicht von einer Anschaffung abhalten und einer Vervollständigung der Sammlung.
(Arne Winkelmann)

Peter Carter
192 Seiten, 240 Fotos u. 160 Zeichnungen, kartoniert
Format: 29 x 25 cm, 39,95 EUR
Phaidon Verlag GmbH, Berlin 2005
ISBN: 0714894699


 
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