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01.01.1997

Schürmann. Entwürfe und Bauten

Bücher im BauNetz


Ein Vermächtnis?
Wenn über ein Architektenpaar wie Margot und Joachim Schürmann, seit vierzig Jahren mit konstant hoher Qualität in der Bundesrepublik tätig, nun ein Buch dieses Formats erscheint, erübrigt sich die Empfehlung. Jeder, der sich mit dem Werk der Kölner Architekten auseinandersetzen möchte, kommt an dieser Monographie ohnehin nicht vorbei. Eher darf man sich fragen, wie es dazu kommt, daß erst jetzt ein groß angelegter Bild- (und Text- !) Band erscheint, wo es doch angeblich für die Reputation beim Bauherren so dringend nötig ist, in möglichst kurzen Abständen möglichst bunte, dicke Werkschauen zu publizieren. Aber das gehört anscheinend nicht zu dem Geschäftskonzept der „unbekannten Bekannten“, wie Manfred Sack das Architektenpaar in seinem Beitrag nennt.
Jetzt liegt ein opulentes Buch vor, das einen so erschöpfenden Überblick über vierzig Jahre architektonisches Wirken in Köln und weit darüber hinaus gibt, daß man fürchten muß, es könnte sich hierbei um das Vermächtnis des Architektenpaars handeln.


Kontinuitäten
Vierzig Jahre Schürmann bedeutet auch: vierzig Jahre bundesdeutsche Architekturgeschichte. Mit der Zeit gehen die Architekten durchaus, modisch waren sie hingegen nie. Eher halten sie sich an eine große Handwerklichkeit, die sich weniger an der Vielfalt oder Exklusivität der verwendeten Materialien orientiert, sondern von der wohlüberlegten Detaillierung oft schlichter Baukörper lebt. Gerade frühe Bauten, insbesondere die Kircheninstandsetzungen der fünfziger Jahre, zeichnen sich durch eine Bescheidenheit aus, die auch in aktuellen Projekten als Haltung ablesbar ist.


Demokratie als Bauherr
Ins kollektive Gedächtnis dürften die Schürmanns trotz zahlreicher hochrangiger Auszeichnungen und Preise allerdings nur mit dem berüchtigten „Schürmann-Bau" in Bonn eingegangen sein. Die unsanfte und ungewohnt heftige Berührung mit der Öffentlichkeit forderte ihren Tribut: Die Debatte um die Konsequenzen aus dem Wasserschaden verselbständigte sich, die Architekten sahen sich plötzlich der (aus ihrer Sicht irrationalen) Forderung nach Abbruch gegenüber. Joachim Schürmann reagierte darauf mit der Vorlage eines „Schwarzbuchs", in dem er, an den vom Abgeordneten Adolf Arndt 1960 geprägten Begriff der „Demokratie als Bauherr" erinnernd, die Vorbildfunktion des Bundes als verantwortungsbewußter und kulturfördernder Bauherr anmahnte - ein Appell mit Bedeutung über den Einzelfall hinaus, was die hier abgedruckten Auszüge aus dem Schwarzbuch auch lange danach lesenswert macht. Die Mahnungen hatten Erfolg: Im Jahr 2001 soll das Gebäude der „Deutschen Welle" übergeben werden.


Liebe zum Detail
Zur Architektur der Schürmanns gibt es kein Manifest. Das „Unstoffliche", den Lebensbereich des Einzelnen im Getriebe des modernen Büroalltags, beschwor Joachim Schürmann anläßlich der Schlüsselübergabe der Sparkasse Lüdenscheid; und zur Verabschiedung des langjährigen Poliers von Groß St. Martin in Köln ließ er es sich nicht nehmen, detailverliebt bald jede Bank und jeden Baum dieses Viertels zu erwähnen. Oft sind es die Details, die am meisten über das Wesen einer Sache aussagen. So ist es in der Architektur der Schürmanns, und so ist es auch in diesem Buch. (Thomas Görlich)


Ingeborg Flagge (Herausgeberin)
Mit Textbeiträgen von Ingeborg Flagge, Wolfgang Pehnt, Manfred Sack, Joachim Schürmann.
Gebunden, Format: 29,7 X 29,7 cm, 372 Seiten mit 698 Abbildungen, davon 166 in Farbe,
Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen / Berlin 1997
ISBN: 3-8030-0173-0



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