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28.04.2014

Hommage an die dänische Moderne

Bücher im BauNetz


Eine breite Glasfront, gefasst von einem hölzernen Rahmen, gibt den Blick auf ein türkises Meer frei: Klingt nach Südsee, ist aber Dänemark. Genauer: ein Blick aus dem Wohnzimmer des in den späten 50er Jahren errichteten Eigenheims des dänischen Architekten Halldor Gonnlogsson. Diese Szene ziert das Buchcover der gerade bei Hatje Cantz erschienenen Publikation Landmarks – The Modern House in Denmark. Genau wie das Titelbild täuscht auch die Aufmachung des Buches, denn hinter dem coffeetablemäßigen Hardcover steckt mehr als ein Bildband.

Der Autor Michael Sheridan hat eine fundierte Studie zu dänischen Einfamilienhäusern der 50er und 60er Jahre zusammengestellt. Der Arne-Jacobsen-Experte und New Yorker Architekt, der seine Jugend in Kopenhagen verbrachte, ist begeistert von den Qualitäten der Häuser, die er als konstruktionsehrlich und anti-stilistisch beschreibt. Die Ära des dänischen Funktionalismus, der unter Einfluss japanischer Architektur und der amerikanischen Moderne im Nachkriegsdänemark entstand, hält er für die heutige Planungskultur von Bedeutung. Als „Meilensteine der Wohnkultur“ bezeichnet er die Wohnbauten, die in den Nachkriegsjahren größtenteils in den Außenbezirken der Städte Kopenhagen, Aalborg und Aarhus entstanden. 14 einflussreiche Beispiele porträtiert Sheridan im Hauptteil des Buches. 

Die Häuser-Portfolios setzen sich aus Text, Plänen und eigens für die Publikation aufgenommenen, stimmungsvollen Architekturfotografien der bungalowartigen Häuser – meist in sonniger grüner Landschaft – zusammen. Die oft eingeschossig mit Flachdach errichteten Häuser sind größtenteils nach ihren Erbauern benannt und auch von ihnen bewohnt. Neben technisch-baukonstruktiven Aspekten geben die Begleittexte Einblick in Geschichten rund um den Ort und die Entstehung und ziehen Vergleiche zu anderen Objekten.

Trotz ihrer Individualität teilen sie viele grundlegende Gemeinsamkeiten. Dazu gehört etwa eine Palette an typischen Materialien wie Ziegel und Holz, kombiniert mit großflächiger Verglasung. Dabei blieben viele Bauteile unverputzt. Die Decken, Innenwände und Böden wurden mit unbehandeltem Holz, Steinfliesen oder Naturfasern verkleidet.

In vielen Fällen sind die Häuser mit staatlicher Unterstützung entstanden und daher auf eine Wohnfläche von 130 Quadratmetern beschränkt gewesen. Das moderne dänische Haus zeichnet sich durch eine ökonomische Bauweise aus, bei der Kosten stets niedrig gehalten wurden: eine Voraussetzung, aus der sich die extrem kleinen Schlafzimmer sowie die Minimierung von Flur- und Verkehrsflächen erklären. Gemeinschaftsräume wurden in einen großen Bereich zusammengefasst, der sich meist zum Garten hin ausrichtete und den Innenraum aufs engste mit der Natur verband.

Die Häuserporträts ergänzt der Autor um einen reich bebildertem Aufsatz, der die Entwicklung des dänischen Funktionalismus erklärt und die Blütezeit dänischer Einfamilienhäuser in ihrem historischen Kontext beleuchtet.

Ein Anhang stellt die Architekten der jeweiligen Projekte vor: Dort tauchen neben den weltweit bekannten Größen wie Jørn Utzon und Arne Jacobsen viele Namen einflussreicher dänischer Architekten auf, die dem Dänemark-Neuling unbekannt sein dürften.

Insgesamt ist „Landmarks“ eine Hommage an den dänischen Bungalow. Ein anspruchsvolles Wohlfühlbuch für Liebhaber der skandinavischen Nachkriegsmoderne und Solche, die einen Einblick in die dänische Wohnarchitektur jenseits der Arne-Jacobsen-Klassiker kennenlernen möchten. (Luise Rellensmann)


Landmarks. The Modern House in Denmark
Michael Sheridan
Englisch
Hatje Cantz 2014
336 Seiten, 505 Abbildungen
39,80 Euro


Zum Thema:

www.hatjecantz.de


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