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31.05.2012

Form Follows Nature

Bücher im BauNetz


Der Mann mit dem beeindruckenden Namen Rudolf Finsterwalder ist Architekt. 1966 in Rosenheim geboren, hat er erst in Rosenheim und Berlin studiert, dann unter anderem bei Álvaro Siza und bei Ortner & Ortner gearbeitet. Mit seiner Frau, der Portugiesin Maria Finsterwalder da Silva Araújo, gründete er 2000 sein eigenes Büro, dass sie seitdem erst in Berlin, dann in der Nähe von Rosenheim auf einem alten Landgut betreiben.

„Seit jeher beschäftigt die Menschheit sich mit der Natur als Vorbild, als Ziel und Herausforderung in ihrer Vollkommenheit“, schreibt er über sein gewaltiges Buch, das knapp zwei Kilo schwere „Form Follows Nature“, und man gewinnt den Eindruck, er meint damit vor allem sich selbst. Denn wie sonst könnte ein Architekt ein so weitreichendes, so viele Themen anschneidendes Werk veröffentlichen, wenn er sich nicht auch „seit jeher“ damit beschäftigt hätte?

Selbstverständlich ist auch das Thema ein gewaltiges, das weit zurück reicht: Alvar Aalto, Antoni Gaudi, Hans Poelzig, Bruno Taut, Hans Scharoun – die Liste prominenter Namen ließe sich beliebig lange fortsetzen. Dieses Buch überrascht allerdings damit, dass es trotz seiner Dicke eben gerade keinen übertriebenen Wert auf eine umfassende „Abarbeitung“ dieser Namen legt, es ist eben gerade nicht eine Geschichte der organischen Bau- oder Ingenieurskunst.

In 25 äußerst unterschiedlichen, teilweise hochkomplexen und dichten Fachbeiträgen werden die unterschiedlichsten Facetten der Faszination für die Gebilde der Natur sichtbar: Da kommen natürlich Schwämme und Seifenblasen vor, Schnecken, Seeigel und Bienenwaben. Da treten historische Forscher auf, so der Astronom Johannes Kepler oder der Naturphilosoph Ernst Haeckel mit einem Aufsatz aus dem Jahre 1899, da werden noch einmal die Fibonacci-Reihe und der goldene Schnitt hervorgekramt, da werden aber auch neueste Erkenntnisse insbesondere über die „Leichtbauweisen der Natur“, etwa die „Sandwichkonstruktionen“ verschiedener Vogelarten oder – noch etwas näher an der Architektur – die traditionell naturnahe Bauweise japanischer Häuser untersucht. Zwei Architekten erfahren dann auch noch eine nähere Betrachtung: F. L. Wright und Herman Finsterlin, und mit Frei Otto hat Rudolf Finsterwalder ein ausführliches, höchst unterhaltsames Interview geführt.

Wie gesagt, es geht diesem Buch eher nicht um eine neutrale und vollständige Darstellung der Beschäftigung des forschenden Menschen mit der Natur. Dann wäre dieses Werk noch viel gewaltiger ausgefallen. Dass, was hier auf den ersten Blick etwas unstrukturiert und beinahe zufällig zusammengestellt wird, erweist sich in der näheren Lektüre dann als ein lohnender und inspirierender Blick auf ein großes Thema. Es ist in Buch, das vor allem von einer ehrlichen Neugierde und Faszination getrieben ist – und das daher auch fasziniert und neugierig macht. (Florian Heilmeyer)

„Form Follows Nature. Eine Geschichte der Natur als Vorbild für Formgebung in Ingenieurbau, Architektur und Kunst“
Hg.: Rudolf Finsterwalder
512 Seiten, deutsch und englisch, gebunden,
27,2 x 20,6 x 4 cm
Springer Verlag, 2011
68,04 Euro

www.springer.com


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