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03.05.2010

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Ab nach Aschersleben

Bildungszentrum von LRO eröffnet


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Die IBA Stadtumbau 2010 hat keine Leuchtturm-Projekte – jedenfalls behauptet sie das gerne. So ganz stimmt das allerdings nicht, denn das als IBA-Projekt benannte „Bildungszentrum Bestehornpark“ ist mit einer Investitionssumme von 16,2 Millionen Euro das größte Hochbauprojekt in Aschersleben seit der Wende.

Investiert wird in Aschersleben also eher selten – da wiegt jedes Bauprojekt doppelt schwer, und das neue Bildungszentrum kann – ästhetisch und inhaltlich – durchaus als „Leuchtturm“ bezeichnet werden. Aschersleben versucht, den Schrumpfungsprozess zur Stärkung und Konsolidierung des Altstadtkerns zu nutzen. Abgerissen wird nur am Stadtrand, das Zentrum wird hingegen funktional und organisatorisch gestärkt. Hier sollen Funktionen angesiedelt werden, die bisher eher an den Stadträndern zu finden waren; das reicht von Einkaufsgelegenheiten über Ämter bis zu Bildungseinrichtungen. So soll aus Aschersleben, wo derzeit nur noch knapp über 25.000 Einwohner leben, gerade wegen der „kurzen Wege“ eine kleinere, aber auch attraktivere Stadt werden.

Für diese neuen Funktionen sollen kaum Neubauten errichtet werden, sondern der historische Gebäudebestand umgenutzt werden. Als gutes Beispiel hat die Stadt nun eben diesen Bestehornpark realisiert, er soll auch private Bauherren motivieren, ähnliche Projekte zu beginnen. Es kann insofern als Glücksgriff verstanden werden, dass der europaweite Realisierungswettbewerb 2006 von den Stuttgarter Architekten Lederer, Ragnarsdóttir und Oei gewonnen wurde, die für ihre sensiblen, beinahe zärtlichen Um- und Anbauten ja bereits bekannt sind (siehe zum Beispiel BauNetz-Meldung zur Erweiterung der Berufsakademie Lörrach und zum Staatstheater Darmstadt). Mit dem Umbau in Aschersleben ist ihnen ein weiteres Glanzstück gelungen.

Das denkmalgeschützte Hauptgebäude der ehemaligen Papierfabrik, von Hans Heckner 1911 errichtet, wurde aufwändig saniert. Innen wurde ein Atrium eingefügt, um den Eingangsbereich zu erweitern und heller gestalten zu können. Oben ziehen in die hohen, hellen Fabrikräumen nun die Klassenzimmer einer Sekundarschule und einer private Berufsschule für Alten- und Krankenpfleger ein. Geplant ist außerdem in den Erdgeschossräumen eine „Kreativwerkstatt“, die dann allen Ascherslebener Schüler offen stehen soll, sowie Atelierräume. Diese werden zum Großteil im neuen Seitenriegel untergebracht, der mit dem hellen Putz seiner langen, weitgehend geschlossenen Wand, den geschwungenen Balkonen und der zerklüfteten Dachlandschaft nun die eigentliche „Schokoladenseite“ des Gebäudes darstellt. Die alten Nebengebäude der Fabrik, die seit 1990 leer stand, waren hier nicht mehr zu erhalten, der Neubau greift aber insbesondere mit seiner Dachstruktur die alten Strukturen auf und stellt sie als aktualisierte, moderne Variante nach.

Die Attraktivität dieser Gebäudeseite liegt auch darin begründet, dass seit dem 24. April 2010 die Landesgartenschau in Aschersleben stattfindet. Denn so konnten die Freiflächen westlich der Bestehornfabrik nach Entwürfen der Berliner Landschaftsplaner sinai in einen Park mit „Audio-Campus“, „sensorischem Labyrinth“ und „Chill-Out-Garten“ umgewandelt werden. Die Freiflächen stehen auch einer benachbarten Montessori-Grundschule zur Verfügung. Für Leben scheint also – zumindest in diesem Teil Ascherslebens – vorerst gesorgt zu sein.

Tipp: Ein Besuch in Aschersleben ist derzeit besonders ratsam. Neben der Landesgartenschau und der ebenfalls im Rahmen der IBA entstandenen DRIVE-THRU-Gallery entlang des Innenstadtrings ist zur Zeit auch der LRO-Neubau zugänglich: Im Erdgeschoss des Seitenriegels wird derzeit die „Blumenhalle“ gezeigt, und ab dem 30. Mai 2010 stellen Meisterschüler von Neo Rauch in den Atelierräumen im 1. und 2. OG aus – Rauch ist nach dem Tod seiner Eltern bei seinen Großeltern in Aschersleben aufgewachsen. Also: Ab nach Aschersleben.

Landesgartenschau und Neo-Rauch-Schüler-Ausstellung noch bis zum 10. Oktober 2010
Adresse: Bildungszentrum Bestehornpark, Wilhelmstraße 22, 06449 Aschersleben


Zum Thema:

Download der BAUNETZWOCHE#171 zur IBA: „Schöner schrumpfen“


Kommentare

3

Michaela | 10.05.2010 23:46 Uhr

Scharoun

Mich hat die lange neue Frontseite eher an Sharoun erinnert, speziell an das Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven. Der helle Stein, die runden Fenster und die Abschrägungen durch die Sheds. Auf Lederer wäre ich nicht gekommen. Das finde ich aber wiederm positv: somit ist der Formenkatalog bei ihm doch etwas größer.

2

kLaus | 03.05.2010 20:34 Uhr

waldorf?

merkwürdiger anbau. hat so einen anthroposophischen touch. eigentlich mag ich lederer, aber er neigt doch sehr zu einem eingeschränktem formvokabular. die innenräume unterm dach sind aber wahrscheinlich hervorragend!

1

Dr. Ronald Kunze | 03.05.2010 17:38 Uhr

Bildungszentrum in Aschersleben

Ein wirklich tolles Gebäude mit einer interessanten Geschichte. In Aschersleben befand sich die schon 1861 gegründete H.-C.Bestehorn KG, bis 1945 das größte Verpackungsunternehmen Europas (heute Leunisman GmbH, Hannover). Der Erhalt dieses Bauwerks (mit modernem Anbau) ist ein wichtiges Zeichen für die Baukultur und auch die Stadterneuerung. Dennoch fehlt auf den Bildern irgendwie die Kunst am Bau? Die wird man doch hoffentlich nicht vergessen haben! Bei diesem Bauvolumen hätte man bei 1 % glatte 162 T€ zur Verfügung und könnte konzeptionell richtig etwas umsetzen. Der Bestehornpark sollte doch noch nicht alles sein. Mit so einer Geschichte im Hintergrund und der Zukunft dazu muss man hier noch eins drauf setzen.

 
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Das Hauptgebäude im Jahr 2005

Das Hauptgebäude im Jahr 2005

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