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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Bibliotheksumbau_von_Mecanoo_und_Beyer_Blinder_Belle_in_New_York_7639290.html

11.06.2021

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Meeting unterm Mansarddach

Bibliotheksumbau von Mecanoo und Beyer Blinder Belle in New York


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Wer glaubt, hier sei ein altehrwürdiges New Yorker Bibliotheksgebäude radikal aufgestockt worden, der irrt: Bei der Mid-Manhattan Library handelt es sich um ein historisches Kaufhaus, das erst in den 1970er Jahren zu einer Zweigniederlassung der New York Public Library wurde. Damals platzte das ungleich berühmtere Stephen A. Schwarzman-Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus allen Nähten, weshalb die Leihbestände verlagert wurden.

Vor zehn Jahren sollte die öffentliche Bibliothek geschlossen werden, doch dann entschlossen sich die Verantwortlichen zu einer umfangreichen Sanierung samt Aufstockung. Mecanoo (Delft) haben das Projekt – das auch die Erneuerung des nach dem Investmentbankers Schwarzman benannten Hauptgebäudes umfasst – zusammen mit Beyer Blinder Belle (New York) umgesetzt. Den Auftrag erhielten sie 2015, nachdem ein Entwurf von Foster + Partners mit dem Ziel der Rückführung der Leihbibliothek ins Hauptgebäude auf starken öffentlichen Widerstand gestoßen war. 2016 wurde der Entwurf vorgestellt, 2017 war schließlich Baubeginn.

Von der 5th Avenue aus gesehen macht sich die Sanierung primär durch einen steilen Dachaufbau aus patiniertem Kupfer bemerkbar. Er soll an die alten Mansarddächer erinnern, die in Manhattan einst viele Gebäude zierten. Aber auch der Gedanke an einen Zauberhut gefällt den Architekt*innen. Auf Niveau des Aufbaus befindet sich nicht nur die einzige öffentliche Dachterrasse in diesem Teil der Stadt, sondern – eben unter dem Dach – auch ein großer Konferenzbereich sowie die Haustechnik. Die alte Straßenfassade blieb ansonsten unverändert. Im Inneren werden die Besucher*innen ihre Bibliothek aber kaum wiedererkennen. Das Raumgefüge hinter der historischen Hülle wurde komplett neu errichtet und erstmalig auch das Untergeschoss als Kinderbibliothek erschlossen.

Zentrale Idee der beiden Architektinnen Francine Houben (Mecanoo) und Elizabeth Leber (Beyer Blinder Belle) war es, Elemente des Hauptgebäudes gegenüber auch in der Mid-Manhattan Library aufzugreifen. Nicht 1:1 natürlich, sondern in eine zeitgenössische Formensprache übersetzt. Darum kommen nicht nur ähnliche Materialien wie Naturstein und Eiche zum Einsatz, sondern auch Ausstattungsdetails wie lange Lesetische oder Deckenmalereien.

Die Besucher*innen gelangen über die Mittelachse zum zentralen Empfang und werden von dort in die Lesesäle geleitet. Letztere sind in den oberen Geschossen um ein langgezogenes Atrium herum organisiert. Das lässt nicht nur die Maße des Gebäudes, sondern auch die umfangreichen Bestände spürbar werden. Zu erkennen ist dort auch, dass zumindest die Stahlkonstruktion des alten Kaufhaues weitergenutzt werden konnte.

Wie in den USA oft üblich, ist auch die neue Mid-Manhattan Library nach ihren Hauptfinanziers benannt. In diesem Fall ist es die Stavros Niarchos Foundation, die 55 des insgesamt rund 200 Millionen Dollar umfassenden Budgets beisteuerte. Die New Yorker*innen bekommen dafür ein Gebäude, das auf rund 17.000 Quadratmetern nicht nur klassische Bibliotheksangebote bietet, sondern auch viel Platz für flankierende Programme beispielsweise der Erwachsenenbildung und Berufsvorbereitung. Selbst Podcasts kann man hier aufnehmen und – assistiert – seine Steuern erledigen. Nur Nostalgiker*innen werden da bemängelt, dass mit dem hell ausgeleuchteten Quasineubau der anarchische Geist der alten Bibliothek ausgetrieben wurde. (sb)

Fotos: John Bartelstone, Max Touhey



Zum Thema:

Noch länger als an der Mid-Manhattan Library arbeiten Mecanoo an der Martin-Luther-King-Bibliothek von Mies van der Rohe in Washington D.C., wie unsere Baunetzwoche#578 im Abgleich mit der Neuen Nationalgalerie dokumentiert: Wie viel Mies soll es sein?


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Kommentare

1

STPH | 11.06.2021 16:43 Uhr

...

Schön dieses Deckengemälde Bild 8 und 9. Die Vertikale über Kopf als extremste Raumorientierung oder Raumtiefe gerade hier in NY aber auch sonst. Hochhäuser deuten uns diese Richtung ins Freie. Sämtliche Gebäude sind nur Rahmung dieser Orientierung, je enger unten, desto befreiender.
Der große Himmel über einer Landschaft zentriert uns maximal. Die Rahmung öffnet sich bis zum Horizont.
– Die Vertikale setzt den Raum zusammen jenseits der Blickrichtungen –
Er ist das aufrichtende Moment und entsprechend zu gestalten. Architektur als modellierte Vertikale.

Hier über Kopf, in der Vertikale, ist Kunst oder Architektur am wirksamsten. Die Deckenfläche zwischen den Fensterstürzen ist die eigentliche Raumerzeugende. Es sei denn man ist Tier und schnüffelt am Boden entlang.
Die Führung über Kopf ist das Entscheidende.
Deshalb Schlitztüren bis zur Decke. Man scheint über Kopf auf der Decke entlangzulaufen.
Die Vertikale ist eine rein gedankliche Erschließung.

Sorry, war wohl wieder der Kaffee

 
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