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22.01.2019

Tiefenwirkung in Südtirol

Bibliothek von Schiefer Tschoell und Walter Angonese


Die Architekten machen es deutlich: Dieses Gebäude im Südtiroler Weindorf Kaltern ist ein Solitär, ein Blickfang, ein Bildschaffer. Und eben kein unscheinbarer „Blinddarm”, wie es Schiefer Tschoell Architekten (Neumarkt) und Walter Angonese (Kaltern) in ihrer Projektbeschreibung formulieren. Mit diesem Begriff bezeichnen sie das heute oft übliche architektonische Gegenstück: Eine maximal zurückhaltende Erweiterung, die sich aber nur vordergründig besser in die historische Struktur des Örtchens einfügen würde.

Der auffällige Bau mit seinem fast weißen, mehrfach gefalteten Betondach ist eine Bibliothek. Und in dieser Bauaufgabe sehen Schiefer Tschoell und Walter Angonese einen ästhetischen Auftrag: Eine Bibliothek sei eine wichtige kulturelle Einrichtung, so die Architekten, die in einem kleinen Ort gemeinsschaftsbildend wirke und bestimmte Werte vermittle. Schon äußerlich müsse ihre Architektur diese Bedeutung eben auch wiedergeben. Die Architekten – von denen Angonese selbst aus Kaltern stammt –, sehen ihre Bibliothek in einer Linie mit ortsbildprägenden Bauten wie der Maria-Himmelfahrt-Kirche oder den Ansitzen Windegg und Aehrental.

Mit ihrem mutigen Ansatz gewannen Angonese und Schiefer Tschoell 2013 den Wettbewerb der kleinen Marktgemeinde, die 8.000 Einwohner zählt. Nun ist das Projekt abgeschlossen, und das Betondach der Bibliothek darf am Rand von Kaltern seine Fernwirkung entfalten. Es greift zunächst die Neigung und Form der historischen Satteldächer auf, spannt sich dann aber mit weiten, teils zum Boden reichenden Auskragungen um eine quaderförmige Grundfigur. Zwischen dem eigentlichen Bau und der Dachhülle entstehen rundherum kleine überdachte Nischen und Wege, die eine öffentliche Nutzung des nur 870 Quadratmeter großen Grundstücks ermöglichen.

Der Kernbau findet auf 390 Quadratmetern Platz. Mit zahlreichen Erkern für kleinteilige Nutzungen erweiterten die Architekten in den oberen Etagen die Grundfigur. Unterirdisch geht der Bau ebenfalls weit über sie hinaus. Der Innenraum mit sichtbaren Stahlträgern, offenen Betondecken und markant rot-brauner Einrichtung erreicht eine Nutzfläche von insgesamt 810 Quadratmetern. Außen setzen die Architekten auf einen Effekt: Dunkle Verkleidungen und Fensterrahmen verstärken die Tiefenwirkung, die durch die Verschiebung von Gebäudekern und allumfassendem Dach entsteht. Die Baukosten lagen bei insgesamt 1.75 Millionen Euro. (sj)

Fotos: Paolo Riolzi


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