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06.11.2015

Goldene Hülle

Bibliothek in Belgien


Gold ist ein Symbol für Reichtum, Reinheit und Heiligtum, weniger für Fortschritt oder Avantgarde. Gold ist ein Krisenmetall, wissen alle Aktionäre. Und in der Architektur? Rem Koolhaas hat mit der Blattgoldfassade für die Fondazione Prada in Mailand einen extravaganten – und in Krisenzeiten auch extrem gegenläufigen – Trend etabliert, der bereits in den letzten Jahren Architekten immer wieder zum Bau goldener Gebäude verführte. In Belgien hat das Studio plusofficearchitects (Brüssel) 2015 eine Bibliothek fertiggestellt, die sich ebenfalls mit einer goldenen Fassade verhüllt hat.

Trotz niedrigem Goldpreis (der erst seit wenigen Wochen wieder steigt): Bei dem Bibliotheksneubau in der Gemeinde Sint-Pieters-Woluwe, einem Vorort im Osten von Brüssel, wurde kein Echtgold verwendet, sondern golden legierte, diagonal verlegte Metallelemente. „Nicht anders als die vergoldeten Lettern mittelalterlicher Skripte ist auch die Bibliothek mit Metallpaneelen überzogen, einer Legierung, die weniger als zwei Prozent von jener bei Standard Euro-Cent-Münzen abweicht“, erläutern die Architekten. Auf diese Weise soll der zwei- bis dreigeschossige Neubau seine Umgebung spiegeln und kostbar zwischen den üppigen Bäumen glühen. Der Garten im Innenhof steht im Sommer als Lese-Wiese bereit.

Das Innere hingegen hat das Team von plusofficearchitects eher neutral gestaltet: Hier sollen nicht die Oberflächen, sondern die Inhalte glänzen. Zumal die Bauaufgabe Bibliothek die Architekten vor die Herausforderung stellte, das Gebäude als „Raum für den Austausch von Ideen und den Dialog, und nicht als einen Raum nur für Bücher“ zu entwickeln. Mediathek heißt das heute, ein Begriff, den das plusoffice vermeidet.

Was die Bibliothek neben ihrer Fassade außerdem besonders macht: Es ist der erste belgische Bibliotheksbau in Passivbauweise. Damit legen plusofficearchitects, 2005 von den Architekten Nathan Ooms und Ward Verbakel gegründet, einen neuen Maßstab in Belgien – wo, anders als in Deutschland, die Energiestandards erst seit kurzem angepasst werden. Mit 2,16 Millionen Euro werden die Baukosten der „E-BIB“ angegeben, Anfang des Jahres wurde der Neubau eröffnet. (jk)

Fotos: Filip Dujardin


Zum Thema:

Artgerechte Buchhaltung: Mehr Bibliotheken in der Baunetzwoche#401


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