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03.09.2018

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Weniger Fläche, mehr Qualität

Betonwohnhaus von Whispering Smith in Perth


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Warum Fenster, wenn es auch Betonwände gibt? Diese zugegeben nicht ganz ernst gemeinte Frage stellt sich beim Anblick der Bilder quasi von selbst. Oder? Mögen im heißen West-Australien große Glasflächen schnell für überhitzte Räume oder die Notwendigkeit einer Klimaanlage sorgen – so ganz will wohl niemand komplett im Dunkeln leben. Nicht mal im sonnenverwöhnten Land der Kängurus. Umso erstaunlicher, dass „House A“ vom australischen Büro Whispering Smith (Perth) trotz massiver Betonwände innen vergleichsweise licht daherkommt.

Grund für die äußerlich hermetisch wirkende Bauweise: ein kompaktes, kostengünstiges, CO2-neutrales und damit nachhaltiges Gebäude. Entworfen und gebaut für Whispering Smith-Mitgründerin Kate und ihren Mann Matt. Dabei hat der Entwurf der Australierinnen einen klar politischen Aspekt: Er soll die westaustralische Praxis übergroßer, aber – aus Sicht der Architektinnen – minderwertiger Wohnbauten infrage stellen.

Die von Whispering Smith formulierte Antwort: eine kompakte, aufs Wesentliche reduzierte und dabei hochwertige Betonbauweise. Ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr. Reduziert bedeutet in diesem konkreten Fall, alle Nutzungen auf – für ein Einfamilienhaus schmalen – 70 Quadratmetern Wohnfläche unterzubringen. Schließlich war das Ziel, zu zeigen, dass es für gutes Wohnen keine zwanzig Zimmer braucht, sondern ein Wohnraum neben Küche, Schlaf- und Badezimmer ausreicht.

So bestimmte die Richtlinie für kleinstmögliche Wohnbauten in Perth den Entwurfsprozess. Das Ergebnis: Nicht nur eine maximal große Freifläche für die Bewohnerinnen des 175 Quadratmeter großen Grundstücks, sondern auch der Erhalt alter Bäume und eines Bestandsbaus aus den 1950er Jahren. Der Neubau lässt damit Platz für Grün, das die Menschen nach Meinung von Whispering Smith in hochverdichteten Großstädten wie Perth dringend bräuchten. Zum kleinen ökologischen Fußabdruck tragen außerdem ein unterirdischer Regenspeicher, Sonnenkollektoren und recycelte Materialien bei.

Der mattgraue Bau, den das nach eigener Aussage feministische Architekturbüro als Apartmenthaus-Hybrid bezeichnet, steht nicht nur räumlich, sondern auch farblich in starkem Kontrast zu seinen ziegel- und kachelverzierten Nachbarn. In der Nachmittagssonne scheinen die Licht absorbierenden Betonflächen fast vollständig zu verschwinden. Massive Zurückhaltung als australische Antwort auf die Wohnungsfrage. (kat)

Fotos: Ben Hosking, Whispering Smith


Kommentare

6

e aus s | 12.09.2018 12:36 Uhr

unhappyhipster

erster eindruck: oh wie simpel und schön. Je öfter ich mir die Bilder anschaue, verstehe ich so viele Details nicht und das Zeitgeistige dieses Hauses wird immer präsenter... ja fast schon störend... je öfter man sich es anschaut. arme hipster!

5

Frank | 08.09.2018 13:39 Uhr

Schönes Haus, aber...

Sehr schönes Haus mit tollen Details, insbesondere die räumlichen Zusammenhänge haben ihren Reiz. Die Materialität gefällt mir sehr gut. Der kleine Hof hat eine tolle Aufenthaltsqualität und insgesamt wirkt auch alles sehr stimmig.

Allerdings finde ich die Argumentation bzgl. geringer Fläche etwas sehr aufgesetzt. Im Einfamilienhauskontext mag dies noch relevant sein, jedoch im städtischen Kontext auf den hier Bezug genommen wird sind 35 qm je Person und Wohnfläche nicht unbedingt gering. Auch wenn der Bundesdurchschnitt in Deutschland derzeit ca. 46 qm je Kopf (2016) aufweist, sind 35 qm je Person im Zweipersonenhaushalt wohl mehr Durchschnitt als Reduktion. Die 46 qm je Kopf folgen insbesondere aus der zunehmenenden Zahl an Singlehaushalten sowie den großen Flächen die ältere Mitbürger nach Auszug der Kinder bewohnen.

Auch die Bauweise mit einem ausladenden eingeschossigen Teil, der noch dazu sehr schmal ist, steht nicht unbedingt für ein gutes Verhältnis zwischen Hülle und Fläche. Dies bezüglich des Hinweises im Text bzgl. der Nachhaltigkeit.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden ich gönne jedem die Wohnfläche die er belegen möchte und finde das Haus insgesamt auch gelungen. Allerdings ist die eine oder andere Begründung für mich nicht stichhaltig. Und das hat ein Haus dieser Qualität nicht nötig.

4

Andrea Palladio | 04.09.2018 17:50 Uhr

Original und Fälschung

Schmunzeln musste ich bei der Superstudio–Sitzbank–Hommage, die – natürlich – viel schlechter als das Original ist, wurde doch an jeder Kante eine völlig unnötige Schutzleiste eingezogen..

3

... | 03.09.2018 18:34 Uhr

ein gesabbel schon wieder

gelungen

2

so ein archi | 03.09.2018 17:18 Uhr

unhappy hipsters

diese Fotos sind mal wieder Gold für unhappyhipsters dot com :D

1

Christian Richter | 03.09.2018 16:25 Uhr

Wenn doch...

... Architekten ihre vermeintlich reduzierten Werke nicht immer mit der Bürde umso überladenerer Beschreibungen belasten würden. Aus europäischer Sicht sind 70 qm auf 175qm Grundstück sicher auch ein kleines Haus. Dennoch, wer ein freistehendes Ein- bis Zweipersonenhaus baut, kann nicht von "Verzicht" sprechen - vielleicht von etwas weniger Ressourcenverschwendung. Ansonsten sehr sorgfältig gemacht, in den liebevollen aber unpraktischen Details scheint die "Architektur für Architekten" durch - Bauherr und Architekten haben hoffentlich ihre Freude daran.

 
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